Lange hat es gedauert, bis „Liv og død“, das in Eigenregie veröffentlichte Debut der Hamburger Band HERBSTSCHATTEN. in meinen Rezensenten-Fingern landete. Genauer ist das Album des Fünfers bereits im Mai des letzten Jahres erschienen – warum „Liv og død“ erst elf Monate später in der metal.de-Promokiste landete, ist mir nicht bekannt. Das spielt aber auch grundsätzlich keine große Rolle – obgleich ich mir durchaus vorstellen könnte, dass insbesondere meine kritischen Anmerkungen obsolet sind, da die Band sich in diesen elf Monaten sicherlich auch weiterentwickelt hat.
Ich fange jedoch mal mit den Aspekten der neun Stücke an, die mir positiv aufgefallen sind: Die im Sommer 2009 von den beiden Gitarristen Stephan und Hendrik gegründete Band serviert gut 45 Minuten lang weitestgehend sauber gespielten, souverän arrangierten und auf gehobenem Niveau produzierten Black Metal, der hier und dort eine beachtliche Folk-Schlagseite besitzt und im Gesamtbild treibend und dynamisch daherkommt. Die fünf Musiker beweisen Gespür für stringente Strukturen, Song-Aufbau und -Fluss.
Im Prinzip könnte ich die Rezension an dieser Stelle beenden, „Liv og død“ einen gewissen Unterhaltungswert attestieren (den das Album ohne Zweifel besitzt!) und mich anderen Dingen zuwenden. Wer mich und meine Reviews auf diesen Seiten kennt, weiß aber, dass ich es mir für gewöhnlich nicht so einfach machen kann und will. So überzeugend HERBSTSCHATTENs Erstling aus technischer und musikalischer Hinsicht ist (kleine Bemerkung am Rande: Die Songs wären noch einen Zacken dynamischer, wenn Schlagzeuger Nici sich Blastbeats mit Snare auf der Zwischenzählzeit angewöhnen könnte!) – an zwei Aspekten des Albums stoße ich mich dennoch.
Einerseits wäre da die Tatsache, dass etwa 70 Prozent der Motive auf „Liv og død“ aus den (im doppelten Sinn) vielzitierten „Allgemeinplätzen“ bestehen – Harmonik von der Stange, vorhersehbare Auflösungen, generische Lead-Gitarren. Gekonnt arrangiert (wie bereits erwähnt), aber eben doch nichts, das mich aus atmosphärischer Sicht aufhorchen lässt.
Zum anderen – und das hat meines Erachtens mit den eben erwähnten musikalischen Generika zu tun – fehlt mir bei HERBSTSCHATTEN ein bisschen das wirklich eigene musikalische Gesicht. So höre ich gleich im Opener „Jotunheim“ ein wenig ULVER zu „Bergtatt“-Zeiten (inklusive gelungenem Klargesang), um später im gleichen Song ein Riff präsentiert zu bekommen, das auch den frühen („I“ bis „III“) schwedischen SHINING gut zu Gesicht stehen würde. „Gamle tanker“ enthält wiederum eine Passage, die schwer nach SATYRICONs „Nemesis Divina“ klingt, das nachfolgende „Walpurgisschlacht“ wildert dagegen – der Name lässt es bereits vermuten – in heidnischen Gefilden (das „Sweet Dreams“-Zitat im genannten Song zeugt dagegen von Humor). Man merkt, so richtig überzeugen kann mich diese Heterogenität nicht – HERBSTSCHATTEN täten gut daran, sich eine atmosphärische Stoßrichtung auszusuchen und diese mit der Gesamtheit des gezeigten Potentials zu verfolgen.
Aus persönlicher Sicht möchte ich noch hinzufügen: Bitte entscheidet euch nicht für diese dudeligen Pagan-Ansätze.
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