HEMELBESTORMER aus Belgien konnten mich mit der „Portals“ EP, die quasi aus der Split mit VANESSA VAN BASTEN resultierte, damals sehr begeistern, Nachfolger „Aether“ fehlte ein wenig der Biss und das zwingende letzte Stück Atmosphäre für mich. Nach einem gelungenen Auftritt auf dem De Mortem et Diabolum letzten Jahres habe ich aber beschlossen mich nochmal verstärkt den Jungs und speziell deren neuestem Werk „A Ring Of Blue Light“ anzunehmen. Dies erscheint nicht mehr auf Debemur Morti, mittlerweile hat Ván Records sich als neue Heimat herausgestellt… Wird rein Distanz-technisch sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung für die Band gewesen sein.
Die Himmelsstürmer haben sich in der instrumentalen Musik breit gemacht und setzen sich gewollt und gekonnt zwischen alle Stühle: Ein wenig verzerrter, an Doom, Sludge oder Drone erinnernder Sound hier, post-rockig schwelgerische Passagen da, manchmal wird dann auch ein wenig zu atmosphärischeren Gefilden im Black/Death Bereich geschaut… dass die ausufernden Kompositionen sich hier jenseits „Hitsongs“ befinden und nicht zur Hintergrundbeschallung geeignet sind, dürfte klar sein. Packend ist dies damals wie heute in den guten Momenten, ein wenig fade und sich ziehend in den nicht so guten.
Sound-Urgewalt, die Zeit und Geduld braucht
Mit „Eight Billion Stars“ wird auch gleich schon mit Breitwandsound zum Weltuntergang gestartet: Dicke Gitarrenwände eröffnen das Stück und tragen es über fast die gesamte 10-minütige Spielzeit, zwischen drin gibt es ein wenig Auflockerung in Form von einsamen kleinen Synthesizer-Sprenkeln und kurzzeitig schwelgerisch-elegisch aufspielenden Gitarren-Leads über dem bass-lastigen Fundament. Nachfolger „Clusters“ ist ein, für ihre Verhältnisse, kurzes Drone-Zwischenspiel. „Towards the Nebula“ startet weniger aggressiv und stimmungsdrückend, ja wirkt beinahe beschwingt, geht dann später aber in die gewohnte, hämmernde Schiene über, ist teilweise leichtfüßig und groovy, schlägt aber auch den Bogen zu den beinahe Post-Rock-charakteristischen träumerischen Gitarrenmelodien zurück. „Red Shift“ bemüht dieselben Zutaten und ist sehr abwechslungsreich aufgebaut. „Blue Light“ ist das zweite kurzweilige, aber entspannte Zwischenspiel und setzt so einen netten Kontrapunkt zu „Clusters“. Gefolgt wird mit dem Abschlusssong „The Serpent Bearer“ (kleiner Verweis zur neuen Bühnendeko, respektive Lichtinstallation und Logo von HEMELBESTORMER?), der basslastig beginnt, dann ein grooviges Riff auffährt und abermals mit eher introspektiv orientierten Zwischenspielen aufwartet. Darauf gibt es eine Rückkehr zu der charakteristischen, rhythmischen Grundarbeit zwischen tiefem Bass und simplen, aber passenden Schlagzeugbeats, meist auf die Toms beschränkt, zum Ausklingen. So weit so bekannt von HEMELBESTORMER, möchte man fast sagen. Denn bei aller Atmosphäre braucht man schon ordentlich Sitzfleisch und Aufmerksamkeit, um alles aufsaugen zu können. Heißt, HEMELBESTORMER hört man am besten unter einem guten, Umgebungsgeräusche isolierendem Paar Kopfhörer, nimmt sich bewusst Zeit, um in ihren Kosmos abzutauchen und sie irgendwie zu „verstehen“, auch wenn das vielleicht gar nicht immer klappt.
Live ein Erlebnis, auf Platte pendelnd zwischen großem Ohrenkino und Langeweile, je nach Stimmung
Als Musik für zwischendurch oder zum Sport werden die Herren sich sicherlich nicht eignen und wenn man selber eher in euphorischer, aufgedrehter Stimmung ist und einem mehr nach abgehen zu Mute ist, sollte man auch die Finger hiervon lassen. Set und Setting müssen stimmen und bedacht werden, bevor man sich hiermit beschäftigt. Auf die Gefahr hin, dass sich das schon fast ein wenig wie eine Drogentherapiestunde anhört: Die Nebenwirkungen bei Nichtbeachtung können ein sich kau-gummiartiges Ziehen der Songs und darauf folgenden Missmut beinhalten.
Ich habe mit HEMELBESTORMER dasselbe Problem wie mit vielen anderen Bands, die mich live aufgrund von Atmosphäre und Soundwand völlig umpusten (wo man auch aufgrund der fast vollständig im Dunkeln stattfindenden Show völlig in den Klangkosmos eintauchen kann), aber auf Platte eher semi-begeistert zurück lassen. Ist es die fehlende physische Wucht, das Setting, die rohere Gewalt, die sich einfach nicht auf Platte pressen lässt? Wird die fehlende Abwechslung live einfach durch die anderen Eindrücke kompensiert, so dass einem das gar nicht klar wird? Haben HEMELBESTORMER wirklich ein Songwriting-Problem, dass keine guten Spannungsbögen entstehen lässt oder hab ich ein Problem auf der Wahrnehmerseite, da ich in meiner Ungeduld die Songs nicht genug auf mich wirken lasse? Keine Ahnung. Vielleicht lasse ich den blauen Ring nochmal rotieren. Auch wenn mir daraus vielleicht keine neue Erkenntnis erwächst, was das blaue Licht denn nun genau macht.
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