Heltekvad - Morgenrødens Helvedesherre

Review

Die dänischen Newcomer HELTEKVAD hätten sich keinen passenderen Namen für ihre Band geben können: Heldenepos. Eine Form der Dichtung die sich vom Früh- bis ins Hochmittelalter in der höfischen Kultur einiger Beliebtheit erfreute und die Grundlage für unsere moderne Kenntnis des Siegfried- oder Rolandsstoffes ist. Das Trio, das Verbindungen zu SOLBRUD, SUNKEN und vor allem AFSKY aufweist, spielt heroisch-epischen Black Metal, der tief im klassischen Skandi-Sound der Neunziger verwurzelt ist und dennoch keine überflüssige Kopie darstellt, sondern zum Essentiellsten gehört, was dieses Genre in diesem Jahr zu bieten haben wird.

HELTEKVAD gelingt Debüt-Album nach Maß!

Mit der erwähnten Epoche des Mittelalters wäre auch gleich der inhaltlich-ästhetische Rahmen von “Morgenrødens Helvedesherre” abgesteckt. HELTEKVAD bezeichnen ihren Black Metal mit dem Attribut ‘medieval’. Nicht nur die erhabene Epik in den Stücken passt gut zu (natürlich romantisierten) mittelalterlichen Empfindungen und Sehnsüchten. Die drei besitzen ein besonderes Talent für den Einbezug traditioneller, klassischer Instrumente wie Rohrflöten (“Ærbødig Er Den Som Sejrer”) oder Hörner (“Du Skæbnesvangre Stund”), denn solcherlei stilistische Experimente fügen sich stets homogen in den Fluss und die Atmosphäre des Albums ein, ohne in irgendeiner Weise peinlich zu sein, aufgesetzt zu wirken oder nach Hollywood zu klingen.

Doch selbst ohne die charmante Mittelalter-Kante wäre HELTEKVAD ein irrwitzig guter Einstand gelungen. Die flirrenden Riffs sitzen, wo sie sollen und sind angenehm melodisch gehalten, haben jedoch auch den für Black Metal notwendigen Dreck in Spielweise und Sound erhalten. Jeder Song dieser halbstündigen, intensiven Zeitreise besitzt starke Hooklines und erinnerungswürdige Momente. Sänger und Gitarrist Ole Pedersen Luk hält mit seinem entmenschlichten, fesselnden Gekeife (SILENCER light!) alle Fäden beisammen und fungiert als die in Bann ziehende Erzählstimme dieser Zeitreise in die dunkelsten aller Vergangenheiten. Lediglich in Bezug auf die Drums lässt sich bemängeln, dass diese zwar sauber gespielt, jedoch ein Stück weit zu dominant gemischt sind. Insbesondere Bass- und Snare-Drum hätten nicht nur etwas leiser, sondern auch etwas schmutziger erklingen können.

“Morgenrødens Helvedesherre” qualifiziert sich für Pflicht- und Blindkauf

So ist den dänischen Berserkern in relativ kurzer Zeit nach den starken jüngsten Alben von AFSKY und SUNKEN ein weiteres Highlight in Form eines faszinierend klassischen und zugleich eigenständigen Black-Metal-Albums gelungen. “Morgenrødens Helvedesherre” nutzt sich auch nach mehreren Durchläufen im zweistelligen Bereich nicht ab, sodass wir eigentlich nur glückselig hechelnd fragen: “Wann gibt es mehr von HELTEKVAD?” Hoffentlich schafft die Band bis dahin ein paar Live-Shows in erreichbarer Nähe und vernünftigem Rahmen.

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18.03.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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15 Kommentare zu Heltekvad - Morgenrødens Helvedesherre

  1. Andreas sagt:

    Echt keine Ahnung warum auf metal.de gefühlt jedes Pfurz-BM Album mindestens 8/10 Punkten bekommt. So wie im Video alles schon tausend Mal gehört, stink-langweilige zu Tode genudelte Riffs ohne großartige Melodie oder Wiedererkennungswert. Wenns Mittelalter BM sein soll, dann sowas wie z.B. die letzte Obsequiae, einfach mal „Ceres in Emerald Streams“ anhören.

  2. Watutinki sagt:

    Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich Morgenrødens Helvedesherre bewerten würde, kenne auch nur die drei Songs von Bandcamp, aber die haben definitiv was! Mit Obsequiae finde ich es nicht vergleichbar, das geht für mich eher in Richtung Folk Metal mit BM Einflüssen, womit ich i.d.R. selbst nicht so viel anfangen kann.

  3. nili68 sagt:

    Ist halt okayer Black Metal. Kann aber muss nicht. Keine signifikanten Kritikpunkte, aber auch nichts was einen groß aufhorchen lässt.

  4. ultra.silvam sagt:

    Von dem was ich von Heltekvad gehört hab gefällt mir das schon mal sehr gut. Ob ich dafür 9 Punkte geben würde, eher nicht. Kommt für mich noch nicht an genannte Bands wie Afsky ran. Aber Geschmäcker sind verschieden.
    Schwachsinnig ist es jedenfalls einfach mal irgendeine beliebige Band in den Raum zu werfen, die musikalisch gar nichts mit dem Review zu tun hat, um zu zeigen wie elitär man doch ist.

  5. Andreas sagt:

    @ultra.silvam: Das hat nichts mit elitär gemein. Wenn ich einfach in der Härtebandbreite von The Midnight bis Frontierer alles mögliche an Musik konsumiere, Hauptsache gut, komme ich mir nicht sehr elitär und „besser“ vor. Wenn du auch seit Mitte der Neunziger Black Metal hören würdest, ja ich bin schon ein älteres Semester, könnte dich oben verwiesenes sicherlich nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken und 9/10 wäre ja schon ein Must-have-Album. Am besten wäre m.M., gleich komplett auf Wertungen zu verzichten.

  6. Nether sagt:

    @Andreas
    Soweit kann ich dir da schon folgen. Auch ich habe die 90er voll miterlebt.
    Das ändert aber nichts daran, dass Obsequiae recht wenig mit der Herangehensweise von Heltekvad zu tun haben.
    Obsequiae gehen das wesentlich melodiöser an und fischen doch (zu) stark im Fahrwasser von Summoning.
    Heltekvad spielen alte Schule und gehen wesentlich rabiater vor.
    Da mir bis jetzt nur dieses eine Stück bekannt ist, muss ich mich vorerst am Review orientieren.
    Mir gefällt aber ihre Radikalität und die drei erwähnten Verbindungen haben bei mir eh einen Stein im Brett.
    Insofern werd ich mir das Album mal anhören.

  7. ultra.silvam sagt:

    @Andreas: Ach jetzt stellen wir nicht nur schwachsinnige Vergleiche auf, sondern machen auch noch Mutmaßungen. Es tut mir echt Leid für dich wenn du nach eigenen Angaben seit den 90er Black Metal hörst und hier dann Obsequiae als Vergleich bringst. Aber gut, man kann auch Jahrzehntelang so tun als ob, und letztendlich keinen Plan von dem haben was man da eigentlich über die Musik sagt. Bleibt einem immer noch das elitäre Gehabe damit anzugeben seit den 90ern schon die Musik „zu hören“ 😀

  8. Headcleaner sagt:

    Tatsächlich sehr amtlich, für Mittelalter-BM schön ruppig, wobei ich den Videosong von den drei auf Bandcamp veröffentlichten am schwächsten finde. Für eine Wertung müsste ich das mal alles im Zusammenhang hören, 9 finde ich bisher aber auch etwas zu hoch gegriffen. Musikalisch hat das mit Obsequiae außer der Selbstbezeichnung „Medieval Black Metal“ tatsächlich nicht viel zu tun, die finde ich aber auch eher so na ja. Die einzige Platte aus dem Genre, die ich in letzter Zeit tatsächlich richtig gut fand, war die „Ordalies“ von Véhémence.

  9. ultra.silvam sagt:

    Nachdem das Teil jetzt paar Mal in Gänze lief, gefällt mir das Album echt super. Kann dem Silencer Vergleich jetzt auch gut Nachvollziehen, besonders bei Song #2 und #5 hört man den Einfluss raus, und das Leute von Sunken mitspielen. Das Album mit Obsequiae zu Vergleichen wird noch aberwitziger. Da kann man genauso gut Abigor oder Godkiller erwähnen. Hat auch so gut wie 0 Überschneidung…

    8/10
  10. Watutinki sagt:

    Schon sehr geiles Teil, keine Frage. BM wie er klingen sollte, wenn man mich fragt. :))
    Für eine 9 reicht es bei mir aber nicht, dafür fehlen einfach die Hammermelodien eines Nattestid Meisterwerkes. Hätte man jedoch mehr mittelalterliche Klänge im Sound verbraten, wäre ich wiederum absolut begeistert gewesen. So ist das ziemlich gut und wer diese „klirrenden Gitarren Sounds“ mag, packt noch einen Punkt mehr drauf.

    8/10
  11. nili68 sagt:

    >Nattestid<

    Ich weiß, das ist ein Klassiker und ich höre auch, dass das gute Musik ist, aber irgendwie packt die mich überhaupt nicht. Schon als ein Kumpel die damals mit hatte, hielt meine Begeisterung sich, zur Verwunderung aller Anwesenden, in Grenzen. Gerade noch mal auf Youtube überprüft, weil vielleicht war ich früher noch nicht so weit, aber wieder dasselbe. Mein Kritikpunkt wäre, bis auf den Gesang, für Black Metal einfach zu nett und auch nicht wirklich ergreiffend oder hintergründig genug. Eher zum schwelgen und das lässt vermutlich mein ADHS nicht zu, da langweile ich mich schnell.
    Hier geht's ja aber um Heltekvad. Danke für die etwaige Aufmerksamkeit.

  12. Watutinki sagt:

    Vielleicht sind eher die „Nachfolger“ eher Dein Fall, die finde ich persönlich ziemlich langweilig. Da gibt es irgendwie zwei Zielgruppen oder sogar zwei imagionäre Bands die da am Schaffen waren. Die eine Band hat Nattestid fabriziert und die andere Band dann halt den Rest.

  13. nili68 sagt:

    Die anderen sind auch nicht so mein Fall. Die Vocals sind mir generell etwas zu hektisch und irgendwas fehlt mir bei diesem 08/15 oldschool BM einfach, ungeachtet der Qualität dem Genre entsprechend.
    Da die ja Kult sind und ich mich nie wirklich mit denen befasst habe, habe ich die Gelegenheit halt genutzt.
    Ich spreche denen ihren Status nicht ab (nett von mit, nicht wahr? lol), aber es muss einem ja nicht alles gefallen..

  14. Watutinki sagt:

    Ne klar, geht mir z.B. bei Winterfylleth ja auch so, sind wirklich gut, geht aber nicht so an mich ran. Wäre auch langweilig, wenn alle nur das Gleiche mögen würden. ;))

  15. Kropfverfechter sagt:

    Vorneweg: Ordentliches Debut, ja.

    Aber dann fehlt doch noch so Manches. Die etwas unpassende Abmischung wird ja schon erwähnt. Dazu kommt aber auch, dass die Lieder viel zu kurz sind. Für die echte Magie des Black Metal darf man keine Monotonie scheuen. Richtig gute BM Riffs kann man viele Minuten spielen und das Lied wächst in Eintönigkeit. Das fehlt hier fast komplett. Also persönlich ist mir das für angeblichen Oldschool BM zu abwechslungsreich und für einen Neuanstrich nicht ganz kreativ genug.

    6/10