Helmet - Dead To The World

Review

HELMET SIND ZURÜCK! Mit „Dead To The World“!

Ja ja, HELMET sind zurück.

Aber! HELMET sind doch…

Tja.

„Schreien oder nicht schreien, das ist hier die Frage“ heißt es so ungefähr bei Hamlet. Bei diesem Wortspiel beziehungsweise HELMET und „Dead To The World“ fragt man sich das Gleiche: Animiert das erste Album von Page Hamiltons legendärer Kapelle seit sechs Jahren zu Gefühls-, gar Schweißausbrüchen? Oder zu Achselzucken? Und allein, dass sich diese Frage stellt bei einer Band vom Status HELMETs, das ist tatsächlich und ohne rhetorische Verrenkungen dramatisch.

HELMET gelingt mit „Dead To The World“ die Zeitreise

Sicherlich, „Dead To The World“ stellt das für HELMET typische abgehackte Stakkato-Riffing und den ganz eigenen HELMET-Groove demonstrativ zur Schau, zu dem Hamilton ebenso typisch lakonisch bis zynisch zwischen Singen und Schreien rhythmisch pendelt. Wie gehabt stanzt die Band aus diesen Bestandteilen kleine Kampfansagen, an den Rändern scharfzackig genug gehalten durch eine mal dezente, mal offensivere Noise-Legierung. Nach diesem ungefähr seit „Meantime“ verfolgten Rezept gelingt der Einstieg mit „Life Or Death“ und die Zeitmaschine ist spätestens ab dem quietschenden Solo routiniert angeschmissen. Und aussteigen möchte man (zumindest als knapp 40-Jähriger) während der knapp 40 Minuten von „Dead To The World“ auch nicht wirklich. Zumal gelegentliche Überraschungen die Reise abwechslungsreich genug gestalten: „Green Shirt“ zum Beispiel kristallisiert sich nach anfänglichem Schock als zurückgenommer, doch eindringlicher Indie-Ohrwurm heraus. Und spätestens wenn HELMET den Opener am Ende als schleifend verlangsamte Ramponiertheit ein zweites mal loslassen, haben sie den geneigten Fan überzeugt.

Doch HELMET geht es wie RUNNING WILD

Das geht schon alles vollkommen in Ordnung und „Dead To The World“ ist das wohl beste HELMET-Album seit der Reunion und damit fast 20 Jahren. Allein: Objektiv betrachtet (was natürlich rein logisch ein Ding der Unmöglichkeit ist) macht Hamilton hier zwar sehr viel richtig. Subjektiv gesehen (wozu es selbstredend keine Alternative gibt) leiden HELMET aber deutlich am RUNNING-WILD-Syndrom. Stellt man „Dead To The World“ nämlich neben die Neunziger-Dreifaltigkeit „Meantime“, „Betty“ und „Aftertaste“, dann funkelt die Scheibe nur noch halb so magisch. Von den Krach-Heldentaten „Born Annoying“ und „Strap It On“ auf AmRep ganz zu schweigen.

Spannend bleibt daher die Frage, ob „Dead To The World“ eine Begleiterin bleiben und aus deren Schatten an die Seite ihrer mittlerweile erwachsenen Geschwister treten wird. Oder ob das Werk sich in der staubigen Ecke der in diesem Jahrtausend geborenen Gören rund um „Size Matters“ einzurichten hat. Ob die Punktzahl dementsprechend zu hoch angesetzt ist, da schöngehört, oder zu niedrig, da als Wurmfortsatz der Klassiker verkannt? Ach Page, ach HELMET, ich drücke als erstes noch einmal auf „Play“ – und das aus vollkommen freien Stücken und guter Laune. Tot sind HELMET jedenfalls nicht.

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21.10.2016

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1 Kommentar zu Helmet - Dead To The World

  1. Eddy Doom sagt:

    Sehr gelunges Album von Helmet. Klasse Gitarrensounds von Page Hamilton, coole Vocals und fein komponierte Songs von mäandernd über druckvoll bis hin zu Noise Passagen. Macht extrem Spass das Album zu hören und ist mE die perfekte Ergänzung zu den 3 im Review genannten Großtaten. Die Band und das Album sollte viel mehr Beachtung finden. Vermutlich fallen Sie leider etwas dem Zeitgeist zu Opfer. Thumbs up!

    8/10