Dieser Typ hat echt zu viel Freizeit. Das One-Man-Projekt HELLVETO, geleitet von einem Polen unter dem Akronym L.O.N., hat in den letzten fünf Jahren sagen und schreibe neun vollwertige Langspieler veröffentlicht, drei davon alleine in diesem Jahr, von denen „Zmierzch“ die goldene Mitte darstellt. Und selbstverständlich hat L.O.N., wie es sich für einen vernünftigen Black Metaller gehört, noch drei Nebenprojekte laufen, die er, wie soll es auch anders sein, natürlich komplett in Eigenregie führt. Sein Hauptaugenmerk aber liegt auf HELLVETO und angesichts der erdrückenden Materialflut muss man sich fragen, ob L.O.N. nur ein weiterer Vertreter der Riege ist, die ununterbrochen aus allen Rohren unerträglichen Schrammel-Black feuert, oder ob dieser Mensch tatsächlich nur so vor Ideen sprüht. Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte. „Zmierzch“ ist nicht Fisch noch Fleisch und wird weder die Symphonie-Fans noch die Puristen wirklich zufrieden stellen können. Wobei erstere noch besser wegkommen dürften, ist „Zmierzch“ doch eher ein metallisches Klassik-Album denn ein orchestrales Metal-Album geworden. Von A bis Z dürfte so ziemlich das komplette Spektrum orchestraler Instrumentierung ausgereizt sein, häufig gar unter Verzicht von Drums, Gitarre oder Bass. Mal abgesehen von der schwachen Produktion wird der Sechssaiter vom Einsatz klassischer Musikinstrumente geradezu unterjocht. Man wähnt sich des Öfteren in einem riesigen Bombast-Intro zu einer noch bombastischeren Platte oder wahlweise auch im Soundtrack eines epischen Mittelalter-Schinkens. Schwarzmetallische Raserei ist seltener anzutreffen, dafür wird versucht, mit erwähnten Mitteln Melodiebögen zu schlagen und Spannung aufzubauen. Mit mittelmäßigem Erfolg, denn dafür wirken die Songs zu zusammenhangslos, zu wirr die Arrangements, so dass sich die Instrumente gegenseitig die Luft zum Atmen nehmen. Dabei kann L.O.N. mit durchaus interessanten Ideen voller Melancholie, heidnischer Seele und Dramatik aufwarten. Statt also pausenlos Veröffentlichungsrekorde brechen zu wollen, sollte HELLVETO seine Ideen in Ruhe katalysieren und anschließend für ein hochklassiges Release kanalisieren.
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