Lasst Euch das mal auf der Zunge zergehen: eine der besten österreichischen Black-Metal-Bands. Wieviele gibt’s überhaupt? SUMMONING fallen aus dem Rahmen, was man sonst so kennt ist politisch zweifelhaftes, saudummes oder spielerisch grauenhaftes Kruppzeug, ST. LUCIFER als ABIGOR-Nachfolger kommen nicht in den Quark, Bands wie BELPHEGOR, DORNENREICH oder ASTAROTH entwickeln sich in andere stilistische Ebenen. Bleiben eigentlich nur TROLLSKOGEN und eben HELLSAW, die vor gar nicht langer Zeit aus SANGUIS hervorgegangen sind. Ideale Bedingungen, um sich schnell und unbürokratisch einen Namen zu machen, und man muss schon wirklich arg ins Klo greifen, um diese Chance zu vertun.
Das haben die beiden Herren hinter HELLSAW allerdings nicht, soviel sei schon verraten. Ihr Black Metal ist roh, abwechslungsreich und nicht ohne weiteres einer Szene zuzuordnen, was ich stets sehr sympathisch finde. Bis auf wenige Ausnahmen bewegen sich die Stücke im guten mittleren oder angezogenen Tempo, im eindeutig besten Stück „… me crying“ auch gerne mal schleppender, was zu viele Bands als Chance auf echte Stimmung vernachlässigen. Was die Gitarren zu bieten haben ist nicht immer die Krönung, einige Riffs klingen noch ein wenig orientierungslos, insgesamt aber schwebt auf ihren Saiten eine sehr angenehme Atmosphäre aus Nachdenklichkeit, Melancholie und Zügellosigkeit durch das Album. Glücklicherweise haben die beiden nicht den Fehler begangen, sich auf eine Gitarrenlinie und damit zu sehr auf Rifflastigkeit zu beschränken, sie bauen stattdessen ihre Stücke von vorneherein auf melodischen Fundamenten. Hier und da ist ein Part mal ganz schön schmissig und eingängig, aber das kommt dem Fluß des Albums nur zugute. Ganz so weit von den ersten beiden ABIGOR-CDs ist „Spiritual Twilight“ damit nicht entfernt, auch wenn HELLSAW bedächtiger und sehr viel verhallter in ihrem eigenen Sound vorgehen. Ja, vielleicht auch ein bisschen norwegischer, aber mir fällt trotzdem auch nach längerem Nachdenken kein stichhaltiger Vergleich ein.
Interessant an diesem Album finde ich, dass es eigentlich zwei sind – zum einen das neuere „Spiritual Twilight“, zum anderen eine neu gemasterte Version des 2003er Demos „Sins of Might“, die sich aber stilistisch nicht groß unterscheiden und vom Sound her ebenfalls angeglichen sind (der ist übrigens sehr druckvoll und ausgewogen und geht äußerst fein ins Ohr). Für Hörer, die „Sins of Might“ schon kennen, beschränkt sich das neue Material damit auf nicht einmal eine halbe Stunde, was sicherlich ein wenig ärgerlich ist. Andererseits macht das eine exquisite Digipack-Aufmachung wieder wett, würde ich sagen. Tja… klingt komisch, aber: HELLSAW sind derzeit tatsächlich Österreichs beste Black-Metal-Band.
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