Wir schreiben den 22. Dezember 2018. Der Rezensent und einige Kollegen bahnen sich ihren Weg durch das verregnete Hamburg zur altehrwürdigen Alsterdorfer Sporthalle. Obwohl es so kurz vor Weihnachten ist, bleibt der Besuch des Abschlusskonzertes der 14 Monate andauernden „Pumpkins United World Tour“ in der Heimatstadt von HELLOWEEN einfach ein absolutes Muss. Bereits im Vorfeld konnte man immer wieder lesen, dass auf dieser Tour eine ganz besondere Stimmung herrscht, sowohl auf als auch vor der Bühne. Was folgte, war ein Triumphzug einer erneut bestens aufgelegten Band, weinende Männer und Frauen fortgeschrittenen Alters und der Spruch „Dass ich das nochmal erleben darf…“ aus vielen Mündern.
HELLOWEEN bieten ein exquisites Live-Dokument in (zu) vielen Versionen
Eines schon einmal vorweg: Die große Herausforderung dieser Veröffentlichung besteht sicher darin, das besondere Flair dieser Tour rüberzubringen, eine erneut zusammenwachsende Band erleben zu dürfen, deren Spielfreude locker in Konkurrenz zu jungen, hungrigen Formationen treten kann. Hier war niemand überflüssig, einfach alle Bandmitglieder konnten glänzen, ganz besonders auch die, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen. Sei es der oft ein wenig in den Hintergrund tretende Sascha Gerstner, Drummer Dani Löble, der sich ein ergreifendes virtuelles Duell mit dem leider viel zu früh verstorbenen Ingo Schwichtenberg lieferte oder ganz besonders auch der plötzlich wieder wie ein junger Gott singende Andi Deris – HELLOWEEN erlebten ein großartiges Comeback, was viele wohl kaum mehr für möglich gehalten haben.
Ein dem Anlass würdiges exquisites Live-Dokument musste also her. Entsprechend groß war die Freude, als „United Alive“ angekündigt wurde. An dieser Stelle gleich einmal zur Aufklärung: Das klassische Live-Album auf CD oder Vinyl trägt den Titel „United Alive In Madrid“ und beinhaltet das komplette Konzert aus Madrid und vier Bonus-Tracks. Die Blu-Ray und DVD-Variante wiederum hört nur auf den Namen „United Alive“ und besteht aus einer „Hauptshow“, zusammengestückelt aus den Gigs in Madrid, São Paolo und Wacken. Um die Verwirrung perfekt zu machen gibt es insgesamt fünf verschieden zusammengestellte Editionen, mit und ohne CDs, als Digibook, Earbook, Vinyl-Box, und und und.
Wir betrachten hier, um nicht völlig den Rahmen zu sprengen, ausschließlich „United Alive“ in der DVD-Variante. Ziel von Band und Produzenten war es, laut Michael Kiske, die Tour so „zusammenzufassen und festzuhalten, wie es sich für uns angefühlt hat – daher die Idee, den größten Festival-Gig, die größte Arena-Show und das heißeste Club-Date zu filmen“. Lassen wir es unkommentiert, ob diese Idee nun wirklich so gut war und eine zusammenhängende Show nicht die einfachere und bessere Wahl gewesen wäre. Allerdings ist es schon interessant, dass man das Konzert im 8.000 Zuschauer fassenden Espaço das Américas als „Club-Date“ bezeichnet.
Technisch gut, optisch wenig zusammenhängend
An einem gibt es definitiv nichts zu nörgeln: Dem Sound. Egal ob in der Stereo-Variante oder in 5.1, das was da aus den Boxen schallt ist glasklar, druckvoll und trotzdem ganz offenbar nicht übertrieben nachbearbeitet. Kleine Unperfektheiten in Spiel und Gesang lassen sich immer noch ausmachen, was dem Material deutlich mehr Authentizität verleiht. Hier zahlt sich definitiv aus, dass sich HELLOWEEN-Haus- und Hofproduzent Charlie Bauerfeind sämtlichen Materials, inkl. Bonus Tracks aus Prag und Santiago de Chile, angenommen hat und das Kunststück vollbracht hat, daraus einen homogenen Sound zu erschaffen.
Optisch kommt aber leider keinesfalls das Gefühl einer zusammenhängenden Show auf. Nicht nur sind dazu sowohl die Settings der Locations als auch das Temperament der Gäste zu unterschiedlich, leider wurde auch in Wacken und Madrid in 16:10 aufgenommen, während in São Paolo 16:9 verwendet wurde. Es bleibt ein Rätsel, warum dies nicht in der Post-Produktion angeglichen wurde. So bleibt ein unschöner Wechsel, mal mit und mal ohne schwarze Balken am Bildrand.
An der grundsätzlichen Bildqualität gibt es wenig auszusetzen, auf übertrieben hektische Schnitte wurde erfreulicherweise verzichtet und die teilweise im Publikum platzierten Kameras geben ein gutes Stück der vor Ort herrschenden Stimmung wieder. Lediglich das häufige Einblenden der Video-Animationen vom großen LED-Bildschirm, teils im Split-Screen, teilweise sogar im Vollbild, ist nicht komplett nachvollziehbar. Die durchaus schön anzusehenden Clips sind nämlich, wie auch die Set & Doc-Zwischenspiele, zu großen Teilen bereits im Bonusmaterial aufrufbar.
A propos, dieses ist wirklich üppig ausgefallen. Neben den bereits genannten Animationen sind vier Bonus-Songs, inkl. dem genialen „March Of Time“ enthalten. Auch über die Entstehungsgeschichte und das gesamte Drumherum der Tour erfahren wir in ausführlichen Interviews eine Menge. Insbesondere die Beschreibungen, die die einzelnen Bandmitglieder über die jeweils anderen abgeben, sind äußerst unterhaltsam.
Trotz einiger Schwächen essentiell – „United Alive“
Eins lässt sich nicht wegdiskutieren: Egal, was die Zukunft für die neu formierten HELLOWEEN bringen wird, die „Pumpkins United Tour“ wird immer diejenige bleiben, in deren Rahmen die Band wieder zusammen gefunden hat und als solches auch in die Metal-Geschichte eingehen. Insofern ist eine Erinnerung an diese ganz besondere Tour in Bild und Ton einfach essentiell und sollte in keiner Sammlung fehlen, sofern man denn mit der gebotenen Stilrichtung zumindest im entferntesten etwas anfangen kann.
An der Umsetzung mit seinen vielleicht zu vielen verschiedenen Versionen und den zusammengestückelten visuellen Aufnahmen kann man, auch wenn sie offenbar genau so gewollt war, sicher einiges kritisieren. Am Ende wird es aber auch viele Befürworter geben, die gerade gut finden, dass durch die drei Konzerte ein besserer Überblick über die verschiedenartigen Shows entsteht. Letztlich werden mindestens alle Besucher der Tour nach einem Andenken gieren und sind hier auch keinesfalls schlecht bedient.
Helloluja, das ich das noch erleben darf, was für eine Offenbarung. Da singt der Kiske den anderen ma komplett an die Wand, für mehr als schmückendes Beiwerk mit peinlichen Gesten in etwa wie dieser Maiden-Gitarrenclown reicht’s beim Derris nun mal nicht.
Nach dem Kiske und Hansen gegangen worden, waren Helloween Veröffentlichungen eh nicht mehr erwähnenswert. Hoffen wir mal, dass Beteiligte erkannt haben wat jut is und nötige Schritte eingeleitet werden für noch 2-3 geile Albern + Tour.
Zwei bis drei geile Albern? Jau, albern sind Helloween, passt also.
😂
Also ich finde ja der Derris macht nen guten Job und wird sträflich unterbewertet, wohingegen Kiske, auch wenn er der stärkere Sänger ist, mMn völlig über den goldenen Klee gelobt wird. Und dass die Helloween-Alben nach Kiskes und Hansens Ausstieg größtenteils allenfalls durwachsen waren liegt denke ich auch eher weniger an Andi Derris. Was bisher von der Tour zu sehen war zeigt für mich jedenfalls vor allem eine Band mit Spaß in den Backen.
Der „Gitarrenclown“ von Iron Maiden ist übrigens, Hampelmann hin oder her, für einige der stärksten Maiden-Nummern seit der frühen 90er mitverantwortlich, also…
Und ich meine natürlich Andi Deris, nicht DeRRis.
Ich war ebenfalls beim Abschlusskonzet in Hamburg und bin ein bisschen enttäuscht, dass es nicht dieses Konzert auf die Scheibe geschafft hat, denn mann, was war das geil! Und ja: „dass ich das noch erleben darf“ trifft es ziemlich genau. Werde mir die Scheibe aber trotzdem holen. Dass auf dne Konzerten größtenteils alte Sachen gespielt wurden, spricht ja schon für sich. Die „neuen“ Scheiben sind nicht schlecht, aber es fehlen die Überhits der Keeper Alben.
Den armen Andy als den Neuen abtun, ist schon relativ fies. Immerhin ist er seit fast 30 Jahren dabei. Die Stimme war und ist aber Geschmackssache. Einen schlechten Job macht er deswegen aber noch lange nicht. Und dass das Songmaterial schlehcter wurde, schiebe ich eher dem Ausstieg von Hansen zu, als dem von Kiske.
Richtig, andi deris ist inzwischen länger dabei als es kiske und auch hansen je waren. Kiske ist zwar der bessere sänger, man sollte aber auch nicht unterschlagen, dass ein nicht unerheblicher teil des materials auf den grottigen „pink bubbles.. “ und „chameleon“ alben auf seinen mist gewachsen ist und er diese richtung scheinbar weiter forcieren wollte, weshalb er dann ja auch gegangen wurde. Also ja, hansens ausstieg ist wohl eher der grund für den qualitativen abfall. Mit deris wurde es mit „master of the rings“ uns „time of the oath“ ja sogar erstmal wieder etwas besser. An der quali der gamma ray alben sieht man aber, wo das songwritingtalent hin ist.