Joh, da sindse wieder, die ollen Kürbisköppe. Ich gebe gerne zu, dass ich HELLOWEEN seit “The Dark Ride”, also seit anno 2000, eher als ein untergehendes Flaggschiff mit dahinsiechender Glorie wahrgenommen habe. Einzelne Songs wie das oberpeinliche “Are You Metal?” oder diverse Nümmerchen der bei großen Teilen der Fans ungeliebten “Unarmed”-Scheibe sowie gigtechnische Totalausfälle wie Wacken 2011 taten ihr übriges, um die Band ein wenig aus den Augen zu verlieren. Mit “My God-Given Right” hat das Quintett um die Gründungsmitglieder Michael Weikath und Markus Grosskopf nun aber wie aus dem Nichts meine volle Aufmerksamkeit zurück erlangt.
Aber wer, wie, wo, was und warum…??? Viele Fragen, die zu beantworten eine gründliche Recherche, in Form von Konsum der beiden vorangegangenen Alben, verlangt. Was soll ich sagen? Der direkte Vorgänger “Straight Out Of Hell” konnte schon an alte Stärken anknüpfen und auch “7 Sinners” ist nicht so schlecht wie “Are You Metal?” es vermuten lässt. Dass HELLOWEEN aber noch einmal so stark zurück kommen würden – seien wir ehrlich, “Keeper Of The Seven Keys – The Legacy” wollten wir alle wegen des Titels geil finden – habe zumindest ich nicht mehr für möglich gehalten. An dieser Stelle schon einmal Chapeau , meine Herren. Aber was macht “My God-Given Right” noch besser als seine Vorgänger? Zum einen spielen HELLOWEEN die bekannten Metal-, nicht nur Bandtrademarks im Jahr 2015 ein Stück weit gekonnter als auf den Vorgängern auf den Punkt. Zum anderen sind die spätestens mit “The Dark Ride” eingekehrten, modernen Elemente dieses Mal perfekt mit dem traditionellen Sound der Hamburger verwoben, was für einige spannende Momente auf dem Album sorgt. Der sicherlich wichtigste Punkt ist aber, dass die Hamburger es hier schaffen, auch in vermeintlich schwächere Songs wie “Claws” oder “You, Still Of War” (definitiv schwächste Nummer der Scheibe) Nuancen zu verstecken, die die Stücke dann doch wieder interessant machen. Abgesehen davon regiert auf “My God-Given Right” die Musik, die seit “Keeper Of The Seven Keys II” als Blaupause für europäischen Metal gesehen wird. “Creatures Of Heaven” beispielsweise ist gar einer der besten Tracks, die HELLOWEEN bislang veröffentlicht haben. So frisch wie auf dem aktuellen Album hat die Band schon lange nicht mehr geklungen, was zu großen Teilen auch am Gitarrendoppel Sascha Gerstner und Michael Weikath liegt, die sich heuer besser als je zuvor die Bälle zuspielen und die Songs immer wieder mit spannenden Licks und hörbaren Soli veredeln.
Kennt man schon? Sicher, doch ist es das oben bereits genannte frische, spritzige Element, das HELLOWEEN auf “My God-Given Right” wieder erstarken lässt. Verglichen mit den letzten beiden Scheiben, kommt das sechzehnte Studioalbum der Band viel kompakter daher, die Songs sind knackig komponiert und vermitteln einen guten Eindruck, wie fokussiert HELLOWEEN an dem Album gearbeitet haben. “My God-Given Right” sollten sich nicht nur Fans der Kürbisköpfe ins Regal stellen.
Obwohl ich die Pumpkinheads deutlich früher wieder auf der Agenda hatte, („Are You Metal“ war wirklich eine schwächliche Nummer, aber „Who Is Mr. Madman“, „Raise The Noise“, „World Of Fantasy“, „The Smile Of The Sun“, „If A Mountain Could Talk“, „The Sage, The Fool, The Sinner“ sind grandiose Tracks und auch die Legacy-Scheibe hat super Nummern), möchte ich seinem Urteil im Gros beipflichten. Das Album ist wirklich klasse! In meinen Augen fehlt vorallem die „Übernummer“, die, nicht enden wollend, Gitarrensoli oder hochlagigen Gesang in Szene setzt. „You Still Of War“ war wohl als solche gedacht, ist jedoch absolut im Rohr krepiert, obwohl die Lyrics (im positiven Sinne) echt crazy sind. Das vorgängeralbum „Straight Out Of Hell“ hatte diesen Glanzmoment mit „Nabatea“, beim Legacy-Werk war’s natürlich „The King For A 1000 Years“. Ansonsten stimme ich Herrn Brinker in der Nominierung der starken und schwachen Nummern absolut zu. 1000 Zeichen sind leider viel kürzer als 1000 Jahre :/