Das Moshpit brodelt. Haare züngeln in die Luft und peitschen auf die Kutte des Vordermanns nieder. Das Bier strömt in die Hälse und wird im bangenden Schädel herumgeschleudert.
Den Soundtrack zu solchen Szenen liefern HELLISH CROSSFIRE auf ihrem neuen Album „Bloodrust Scythe“. Ihr authentischer 80er-Thrash rumpelt, sägt und donnert, dass es eine Freude ist. Keine moderne Hochdruck-Produktion verdirbt den Dreschfaktor. Da verzeiht man gerne kleine spielerische Unsauberkeiten, denn sie machen gerade den Oldschool-Charme aus.
Passend zur musikalischen Traditionspflege hat sich seit dem Vorgänger- und Debütalbum „Slaves Of The Burning Pentagram“ nicht viel verändert. Das Meiste, was Kollege Endres damals geschrieben hat, ist auf die aktuelle Platte „Bloodrust Scythe“ übertragbar. HELLISH CROSSFIRE orientieren sich an der härteren Fraktion des 80er-Thrash Metals und den zeitgenössischen Übergängen zum frühen Black und Death Metal. Das Vollgasknüppeln haben sie von KREATOR, DESTRUCTION, HELLHAMMER und ähnlichen Haudraufs gelernt. Die tiefe Stimme von Sänger Iron Tyrant erinnert an Jeff Becerra von POSSESSED.
Trotzdem sind HELLISH CROSSFIRE keine Kopie einer der genannten Bands. Die Musik klingt eher wie der rote Saft, der entsteht, wenn ein Frosch namens „80er Thrash“ in den Mixer springt. Bei manchen Songs lassen sich aber leider zerstückelte Überreste ausmachen: Der Anfang von „Orgasmic Rush“ zum Beispiel erinnert stark an SLAYERs „Angel Of Death“.
Ausgebügelt wird das durch gelungene satanische Intros, deren Black Metal-Atmosphäre auch von SATYRICON stammen könnte. Gegen Ende der Platte schleichen sich immer mehr Old School Death-Riffs ein und sorgen für willkommene Abwechslung. Ein Hinhörer ist der Anfang des letzten Songs „Too Tough to Die“: Plötzlich klingt’s nach MeloDeath. Solche witzigen Einfällen gibt es aber nicht allzu häufig auf „Bloodrust Scythe“. Ein Großteil des Albums reproduziert Stereotype der 80er Jahre… aber wenigstens knallt es ordentlich.
Wer die anfangs beschriebenen Mosh-Szenen zu den Höhepunkten seines Lebensfilms zählt, ist mit „Bloodrust Scythe“ gut beraten. Er wird die alten Platten zur Genüge kennen und sich über neues Material gleicher Schlagrichtung freuen. Der Rest sollte vielleicht zuerst Nachhilfe in Sachen Kuttenkunde nehmen und sich die Klassiker reinpfeifen.
Nach dem guten, aber auf Dauer etwas eintönigen Debüt haben Hellish Crossfire einige Heavy Metal-Einflüsse zugelassen, die das Ganze etwas auflockern und nun auch am Stück ohne Probleme genießbar machen. Sprich: Bloodrust Scythe ist "musikalischer" ausgefallen. Innovationspreise gibts natürlich nicht, aber wer Thrash mit Herz und Spielfreude sucht, sollte sich die Scheibe mal anhören. Ich jedenfalls habe dabei meinen Spaß! 8 thrashige Punkte!