Hellbringer - Awakened From The Abyss

Review

Tja, an sich ist HELLBRINGER mit Blick auf „Awakened From The Abyss“ – jetzt mal ganz rational betrachtet – nichts vorzuwerfen. Denn: Thrash ist gut. Schnell ist gut. Auf die Zwölf ist gut. Halbe Stunde und Feierabend ist gut. Böse ist gut. SLAYER sind gut. Gewesen.
Niemand mit intakten Sinnen zweifelt das an. Ebenso wenig wie niemand Mündiges anzweifelt, dass mit Blick auf den Thrash früher wirklich alles besser war; nach ’90 hätten sie den Laden im Prinzip dichtmachen dürfen. Insofern ist HELLBRINGER nicht nur nichts vorzuwerfen, ihrem Zweitwerk „Awakened From The Abyss“ ist aus prinzipiellen Gründen vielmehr eine kulturhistorische Schärpe feierlich anzulegen.

HELLBRINGER brettern kundig durchs Reich der Röhrenbuchse

Denn anzulegen sind auch die eigenen Ohren, schließlich brettern die drei Australier rücksichtslos und kundig wie heutzutage wenige durch das schwarze Reich der Röhrenbuchse, in dem SLAYER noch vollzählig waren und blutig supreme regierten. Und Araya noch nicht der Wohlfühl-Weihnachtsmann war der letzten Jahre.
„Awakened From The Abyss“ würde man mit seiner rohen Angriffslust und seiner Linientreue bis ins Detail neben „Hell Awaits“ und „Haunting The Chapel“ nicht vom Familienfoto schubsen. Die Riffs, Leads und Solo-Schreie atmen den Geist der jungen Hanneman und King beziehungsweise ihrer Seelenverwandten und werden zu durchaus griffigen, dabei keinen Meter rumpeligen Songs zusammengeholzt.
Ein Schüsschen ältere KREATOR haben sie beigemischt (wenngleich HELLBRINGER selbst meinen, den teutonischen Einfluss im Vergleich zum Debüt „Dominion Of Darkness“ runtergeschraubt zu haben), eine Prise POSSESSED – oder wer immer hier angeführt werden mag, viel Hall auf dem „Gesang“ und fertig ist die potente 80er-Ansage.

HELLBRINGER machen sich verdient um die Sache

Kein Song fällt nennenswert ab; vokalisch besonders schön sind der Over-The-Top-Schrei in „Realm Of The Heretic“ und das Höllenfürsten-Lachen im abschließenden „Dark Overseer“. Am packendsten allerdings ist „Awakened From The Abyss“ mit „Coven Of Darkness“, dessen mächtig-schleppendes Riff nach dem Break sich am nachhaltigsten um die Seelen-Schwärzung verdient macht.
Also erneut: HELLBRINGER machen sich verdient um die gerechte Sache und auch im Detail viel richtig. Einziger kleiner, blutiger Haken: Wenn du mit dem Kopf auf der Wiese und dem Blick in den Wolken das Leben als solches preisest, flötest du wie gehabt „Hell Awaiiits“ statt „Dark Overseer“. Darauf den letzten Patronengurt! Und auf die Spotify-Playlist für das Herzblatt kommt auch eher „At Dawn They Sleep“. „Awakened From The Abyss“ lodert als Gesamtwerk. Es lässt dein Herz insgesamt nicht ob seiner Hits hüpfen, nötigt aber in seiner Konsequenz Respekt ab. Ziemlich großen.

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18.08.2016

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