„Am Anfang war das Volkslied, die Rockmusik ist heute. Es hören mir die Alten zu und auch die jungen Leute.„
Das Belächeln dieser Eröffnungszeile wäre wohl noch eine freundlichere Variante der zahlreichen Reaktionen, die man dieser Tage überall ungefragt aufgedrückt kriegt. Ob die jungen Leute HEINO nun zuhören oder nicht, ich gönne es dir, Kollege.
Der Reihe nach: Nach zitiertem Intro folgt das bereits im Voraus veröffentlichte „Schwarz blüht der Enzian“. Das zugrundliegende Prinzip ist schnell erläutert: 08/15-Modern-Metal-rauf-und-runter-Geriffe der Wandergitarren-Akkorde, seelen- und herzloser NICKELBACK-Kompressor-Sound und oben drüber noch die Alte, die einst über das Ende von RAMMSTEINs „Sonne“ drüberjammerte. Oder vielleicht hat Kollege Flake auch einfach seinen MIDI-Sound rübergeschickt. Das funktioniert gepaart mit dem altbekannt eingängigen Refrain des über 40 Jahre alten Klassikers und HEINOs makellosem Bariton überraschend gut. Nein, wirklich. Um es noch mal deutlicher vorzukauen: Wären RAMMSTEIN damit um die Ecke gekommen, hättet ihr es alle abgefeiert. Alle. Aber sei’s drum, zur Wacken-Zeltplatz-Hymne 2015 wird das Ding so oder so avancieren.
So rockig der Enzian nun auch sein mag, HEINOs großer Fehler ist ein allerdings eher für das Popgeschäft typischer: Den besten Song hat er dummerweise zuerst rausgehauen. Sicher, die Stücke fahren im weitesten Sinne stets dieselbe Schiene, aber die zelebrierte Volksmusik/NDH-Kombi fruchtet halt nicht immer. Dinger wie der Industrial-Pop-lastige Gassenhauer „Ja, ja, die Katja, die hat ja“ machen nun mal deutlich, dass sich der Mann, dem ich vergangenes Jahr schon persönlich das Kaffeetablett aufs Zimmer tragen durfte, gerne ein bisschen weniger an RAMMSTEIN (ihr hört es immer wieder gerne) hätte orientieren dürfen. Mit der Schaffung neuer Subgenres hat freilich niemand gerechnet, aber Möchtegern-Lindemann-Spoken-Word-Parts wie in „Einer von uns“ geraten dann halt wirklich zur Peinlichkeit der Scheibe. (Jaja, ich weiß, natürlich ist das ganze Album eine.)
Ähnliches Hit-Niveau entfaltet höchstens noch die gute alte „schwarze Barbara“ und das „Reise, Reise“ gefährlich Konkurrenz machende „Wir lagen vor Madagaskar“. Übrig bleibt manch zu gezwungenes Arrangement (der Vorgänger „Mit freundlichen Grüßen“ kam wesentlich durchdachter daher) und die große Enttäuschung darüber, dass es mein All-Time-Favorite „Karamba, Karacho, ein Whisky“ nicht auf die Scheibe geschafft hat. Auf der anderen Seite steht dafür aber eine Stimme und eine großartige, allgegenwärtige Scheiß-egal-Haltung, die das Ding am Ende dann doch irgendwie rocken.
Im einzig neuen Titel „Jetzt erst recht“, der mit etwas proletenhafterem Gesang eigentlich sogar als ONKELZ-Märtyrer-Palaver durchgehen könnte (unfassbar, jetzt zieht der Typ auch noch die Onkelz mit rein!), singt unser Lieblings-Düsseldorfer übrigens:
„So manche wussten immer schon, wie man es besser machte. Und zeigten mir den Stinkefinger, wenn ich drüber lachte.„
In diesem Sinne: Kommentare ab!
Heavy Metal ist tot, zumindest der, den ich vor 30 Jahren für mich entdeckt habe, der sich in den 80ern in viele interessanten Subgenres aufteilte, in den 90ern zum DeathMetal und BlackMetal (der 2. Generation) mutierte, der meiner Generation (Jahrgang 66) half einen Standpunkt gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft zu definieren….
All dies ist Geschichte, wer noch eines Beweises bedurfte, siehe hier.
Nicht alleine dies hier macht mich sicher in meiner These, auch die Tatsache, das seit Jahren recycelt wird auf Teufel komm raus, es wird Zeit für eine neue Definition was harter Metal heute sein kann, sein sollte.
Macht es wie ich, musiziert selber, arbeitet am/im Underground, und ignoriert diesen Quark hier.
Das hier ist erstens eh kein Metal und zweitens gibt es immer noch mehr als genug feine Bands da draußen. Man sollte halt nicht unbedingt bei NB danach suchen.
Heino macht das, was er will und wenn er dabei Kohle verdient…macht jeder Musiker so. Ich jedenfalls finde zumindest den Enzian ziemlich geil und besser als alles neue Zeug von Rammstein, vor allem gesanglich.
Metal.de hat hiermit den finalen Schritt dazu getan, sich endgültig jeglichen verbliebenen Anschein von journalistischer Integrität abspinstig zu machen. Glückwunsch. Dieser Quatsch hat mit der namensgebenden Musik im Titel dieser Seite nichts zu tun, nicht einmal mit Musik, sondern ist allemal als ekelhafter Wechselbalg aus Parodie und Marketingprodukt noch zu beschönigen. Traurig ist, dass dieser Quatsch so bezeichnend für den Gesamtzustand von Musik und auch immer mehr für Metal ist. Parodien sind eine tolle Sache. Sich selbst zu einer zu machen und das Ganze auch noch konsequent abzufeiern ist allerdings eher traurig. Ich habe mich immer wieder über die Unmengen von extrem dreist platzierten Pop-ups, sachunkundigen Reviews, der Auswahl von belanglosen und offensichtlich werbeorienierten Themen und einer Menge anderen Kram geärgert und mir vorgenommen, eure Seite nicht mehr aufzurufen. Dieser Tag ist hiermit gekommen.
@ KLOAKULA. Als ob es jemand interessiert welche Sites du in Zukunft besuchst und welche nicht. Wer sich über Heino aufregt hat zu wenig zu tun oder einen richtig kleinen ***. „Das hier ist kein Metal“, „Echter Heavy Metal ist tot“, „Böser Doofi-Kommerz“…Immer die gleiche Heulerei.
Ganz ehrlich? Ich finde den Song und das Musikvideo echt richtig gut. Es klingt am Anfang sogar wie ein Ramstein Song. Und warum sollten sich Schlagersänger nicht mal der besseren Musik bedienen? \m/