Heilung - Ofnir

Review

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Das multinationale Projekt HEILUNG, das aus der dänischen Düsterrock-Band EUZEN heraus entstand, mischt die Neofolk-Szene ganz schön auf. So ein wenig könnte man sie als WARDRUNA auf psychoaktiven Pilzen bezeichnen, was in ihrer Liveperformance sehr viel mehr zum Ausdruck kommt als auf Platte. Obwohl ihr Debütalbum „Ofnir“ bereits 2015 veröffentlicht wurde, gelang ihnen der Durchbruch mit ihrem Auftritt beim 2017er Castlefest. Das Resultat: Sowohl „Ofnir“ als auch das bei oben genannter Show aufgezeichnete Livealbum „Lifa“ waren ruckzuck vergriffen. Season of Mist bringt beide deshalb nochmals heraus.

HEILUNG bedienen sich ungewöhnlicher Mittel

Ihren Stil nennen HEILUNG „Aplified History“ und beziehen sich damit nicht nur auf die Herkunft ihrer Texte, die unter anderem von Runensteinen und Amuletten stammen, sondern auch auf den Einsatz einiger ihrer Instrumente. Neben authentischen Trommeln und Saiteninstrumenten bedienen sich HEILUNG allerhand zweckentfremdeter Utensilien wie Lanzen und Schilden, und auch menschlicher Knochen, die als Klangstäbe verwendet werden. Wie im Neofolk oft üblich, wird das Sammelsurium an Klängen dann durch mal mehr und mal weniger subtile Elektro-Samples komplettiert. Das Ergebnis ist oft hypnotisch, nimmt aber auch gerne mal martialische Form an. Stimmlich liefert der weibliche Gesang von Maria Franz ätherische Töne, während Kai Uwe Faust sich den Kehlgesang mongolischer und tibetischer Machart angeeignet hat. Bandchef Christopher Juul verfällt dagegen oft in keifendes Flüstern, das – in diesem Zusammenhang jeder Komik entbehrend – an Gollum erinnert.

„Ofnir“ verwirrt auf positive Art

Die einzelnen Stücke als Songs zu bezeichnen oder die typischen Begriffe wie „Songwriting“ und „Instrumentierung“ auf HEILUNG anzuwenden, fällt nicht nur schwer, sondern ist mir persönlich schlichtweg unmöglich. Die einzelnen Titel entsprechen vielmehr einem Erlebnis, das einen gewissen Gemütszustand zurücklässt. Damit erreichen HEILUNG genau das, was sie sich zum Ziel gesetzt haben. Aufgebrochen wird der Fluss an musikalischen Eindrücken durch den Titel „Schlammschlacht“, der in einem rund sechsminütigen Hörspiel die Ereignisse der Varusschlacht wiedergibt. „Es regnet Köpfe und Arme und Hände“ ist dabei nur eine der Zeilen, die einen besonderen Eindruck hinterlassen.

Am Ende weiß man bei HEILUNG nicht so recht, wie einem in den letzten rund 72 Minuten geschehen ist. Seine volle Wirkung entfaltet „Ofnir“ beim konzentrierten Hören, denn für nebenbei ist es nun wirklich nicht geeignet. Ein absoluter Tipp für all jene, die sich auf diese Art der Kunst gerne einlassen.

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13.04.2018

headbanging herbivore with a camera

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3 Kommentare zu Heilung - Ofnir

  1. EvilKnevil sagt:

    Unbedingte Hörempfehlung für Fans von Wardruna, Danheim und Konsorten.

    9/10
    1. DieBlindeGardine sagt:

      Das ist ja mal total abgefahrener Scheiß, tatsächlich ein wenig wie Wardruna auf Pilzen 🙂

      8/10
  2. nili68 sagt:

    Gefällt mir, nachdem nun in Gänze gehört (zusammen mit der Live-Umsetzung) sogar besser als das, was ich von Wardruna gehört habe (da die ja immer als Vergleich herangezogen werden), ohne natürlich zu sagen, Wardruna wären schlecht oder so… sind ’se definitiv nicht 😉
    Heilung sind aber ritualistischer, hypnotischer, spriritueller vom Klang her, mehr schamanenmäßig… und IMHO auch düsterer.
    So furchtbar ähnlich finde ich die auch garnicht, aber da es wohl nicht zigtausend Ensembles (ich will das Wort Band vermeiden) in dem Stil gibt, muss die Bekannteste in dem Sektor halt als Vergleich ran. lol
    Wie gesagt, nix gegen Wardruna. Die Chancen, dass einem Beides gefällt, sind nicht von der Hand zu weisen.
    Möglicherweise aufgrund meiner mangelnden Kenntnis, wüßte ich spontan nicht, was man da noch hätte besser machen können, also warum nicht spontane 10 Punkte?
    Gesagt, getan…

    10/10