Hegemon - Contemptus Mundi

Review

Hach, und schon wieder eine Band, die sich selbst und ihr Schaffen so furchtbar ernst nimmt, natürlich nur aus nebulösen und mysteriösen Gestalten besteht, die auf solch‘ einprägsame Namen wie „A“, „F“ oder „N“ hören und die sich grundsätzlich erstmal gegen alles und jeden richten. Jawoll, Herr Gesangsverein, scheiß auf Konformität und wie dieser ganze Müll heißt, scheiß auf ein Image.
Tja Jungs, mit einem ‚Image‘, einem Gesicht (und nicht nur einem, aber das soll hier nicht in eine kommunikationswissenschaftliche Diskussion ausarten) wird man geboren, da kann man sich drehen und wenden, wie man will. Und nichts wirkt förderlicher für das Bild, welches man in der Öffentlichkeit abgibt, als die zum Scheitern verurteilten Versuche, eben jenes über Bord zu werfen oder zu verhüllen. Auch wenn sich die Bandmitglieder hinter schattenhaften Silhouetten-Portraits in Sicherheit wähnen – durchschaubar sind sie.

Und durchschaubar ist leider auch ihre Musik. Die Franzosen spielen Black Metal, der sich vorwiegend in gemäßigten, Doublebass-gestützten Regionen aufhält und zur Auflockerung immer wieder in leichte Raserei ausbricht. Im Vordergrund liegen die melodischen Leads und der progressive Ansatz der Kompositionen. HEGEMON passen damit nur zu gut ins Schema der neueren Black Metal Generation, die zu spät auf den Zug aufgesprungen sind, und trotzdem den Bus verpasst haben.

Was wir auf „Contemptus Mundi“ hören, schielt schön in die Richtung der großen Vorbilder (auch wenn es vermutlich unverfroren von mir ist, auch nur eine Sekunde lang anzunehmen, dieses über alles erhabene Gespann satanischer Virtuosen hätte so etwas wie Vorbilder), und zu denen gehören vordergründig die moderneren MAYHEM, aber auch deutliche Nähen zu DARK FUNERAL, EMPEROR oder SATYRICON lassen sich ausmachen. Im Grunde genommen alles Bands, die nach geleisteter Pionierarbeit neue Bereiche erforscht und Grenzen durchbrochen haben. Viele sind ihnen gefolgt, und noch immer zieht es die Jünger auf die nun mehr platt getretenen Pfade.

Handwerklich geht „Contemptus Mundi“ in Ordnung, aber meine Fresse, das kann doch nicht die einzige Eintrittskarte zu einem Deal mit Season Of Mist sein. Oder ist das vielleicht der Grund für die Eröffnung des Sublabels „Underground Artists“? Ein paar Veröffentlichungen zwischendurch, die man an der ALDI-Kasse locker zwischen halb vergammeltem Gemüse, CD-Rohlingen und Kippen verstauen kann?

Echte Höhepunkte sucht man auf dem Album vergeblich, und auch das bißchen atmosphärische Fassade bröckelt schnell, wenn man merkt, wie unauthentisch HEGEMON diesen Sound erzeugen. So klingt keine Band, die sich von allem abheben will und – wie könnte es anders sein – natürlich ihr Ding nur für sich selbst, der Kreativität willen, durchzieht. So klingen Bands, die trotz vielfältiger Möglichkeiten auf bewährte Rezepte zurückgreifen und gleichzeitig ziemlich einfallslos wirken. Die hehre Motivation, die ich der Band nicht absprechen will, führt hier in die Sackgasse der Austauschbarkeit.

Braucht man „Contemptus Mundi“? Gute Frage. HEGEMON stellen zwar aus meiner Sicht nicht unbedingt eine Bereicherung der Szene dar, gehören aber – und das muß fairerweise gesagt werden – auch nicht zu der Masse an Ausschußware, durch die man sich Monat für Monat wühlen muß, um etwas lohnenswertes zu finden. Die-Hard Black Metaller, die sich nichts entgehen lassen wollen, wenn es leicht progressiv und melodisch zugeht, werden sicher Gefallen an der Platte finden. All jene aber, die es gern etwas genauer sortiert haben, werden sich fragen, ob sie das wirklich brauchen.

21.01.2008
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