(hed) p.e. - New World Orphans

Review

Galerie mit 13 Bildern: (hed) p.e. - European Tour Winter 2018

Als ich das letzte Mal etwas von (HED) P.E. gehört hab, war ich sechs Jahre jünger und hatte damals einen Riesenohrwurm von „Blackout“. Wie ich jedoch mittlerweile erfahren musste, hat sich in all der Zeit einiges verändert. Denn nicht nur wurde das Label mehrfach gewechselt, sondern auch intern die Gründungsmitglieder an Gitarre und Schlagzeug ausgetauscht. Umso größer war mein Schock, denn die neue Platte „New World Orphans“ zeugt nicht nur von dem begangenen Schritt vom gesangslastigen New Metal zum eher chaotischen „G-Punk“, sondern will auch darüber hinaus das bisherige Lebenswerk der Band auf einen neuen komplexen Höhepunkt heben.

Und so hat „New World Orphans“ nicht nur 14, sondern 24 Lieder, von denen sieben unter zwei Minuten und nur drei länger als vier Minuten sind. Ist das eigentliche Thema des Konzeptwerkes, die Stimmung einer liberalen Generation im repressiven System Amerika, für einen Europäer erstmal sehr angenehm, ist das daraus resultierende Album dank etlicher Breaks und nur selten aufrecht erhaltener Spannungsbögen jedoch im Prinzip unhörbar. Viele brilliante Ideen, wie Einsprengsel etlicher verschiedener Genres, inklusive proggige Keyboardsoli und Kirchenorgeln, verlieren sich hilflos im Gesamtwerk und werden erdrückt von den eigenen Ambitionen.
Zum am-Stück-hören ist „New World Orphans“ also nicht geeignet. Warum ich dennoch letztlich dazu geneigt bin, den Daumen nach oben zu heben und (HED) P.E. zumindest einen Teilerfolg zu werten, hat mit der spannenden halben Stunde zu tun, die man hört, wenn man erst ab Song 14 mit dem Konsum der Scheibe beginnt. Denn nicht nur werden ab diesem Punkt die Kompositionen allesamt sehr viel liedhafter, auch bestehen die letzten vier Nummern aus Bonustracks, die ohnehin eingängig wie Sau sind. Und um die Sache noch größer zu machen, bekommt man mit „Planet X“, „Tow the Line“ und „Self Aware“ definitiv die Highlights des Albums zu hören, die zeigen, warum mich die Band schon vor sechs Jahren begeistert hat.

Somit ist „New World Orphans“, trotzdem sie katastrophal durch die praktische Prüfung gefallen ist, zumindest dank einiger berauschenden Einzelsongs immer noch eine okaye Platte. Dennoch wäre sie besser geworden, wenn man einige der unnötigeren Nummern am Anfang gestrichen und das Werk um 15 Minuten gekürzt hätte. Aber besser gescheiterte Ambitionen als gar keine.

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16.03.2010

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