Wenn HECATE ENTHRONED dieser Tage ihr neues Album „Virulent Rapture“ veröffentlichen, lässt sich ein kurzer Blick zurück kaum vermeiden: Die Band ist seit knapp 19 Jahren aktiv, und ihr letztes Album liegt neuneinhalb Jahre zurück – eine Zeitspanne, in der Karrieren begonnen und bisweilen wieder beendet wurden. Aber auch wenn es seit dem letzten Album „Redimus“ kaum neues Material zu hören gab (zwischendurch wurde mit „Life“ genau ein neuer Song vorgestellt), waren die Waliser nicht inaktiv: Es gab sporadische Auftritte, ein neues Plattenlabel musste gefunden werden, ein neuer Drummer heuerte an.
Die größte Veränderung gab es aber mit der Neubesetzung des Sängerpostens: Der neue Vokalakrobat hört auf den namen Elliot Beaver, und der steht pars pro toto für eine größere Vielseitigkeit bei HECATE ENTHRONED. Jedenfalls kreischt der junge Sänger in schwarzmetallischen Höhen, die sein Vorgänger Dean eher ausgespart hat, kann aber auch abgrundtief grunzen. Passend dazu wird „Virulent Rapture“ als eine Mischung aus allen Epochen der Waliser angepriesen, was nicht verkehrt ist.
Eine Rückkehr zum sinfonischen Black Metal der Anfangszeit? Nicht ganz – trotz gewohnt flotten Tempos verzichtet der Drummer beispielsweise auf Blastbeats, aber einige Elemente kommen dann doch vertraut vor: die atmosphärischen Keyboards, die schwarzmetallischen Schrammelriffs, die Orchestrierung, die Vocals… im achtminütigen „Plagued By Black Death“ werden diese Elemente am dichtesten konzentriert. Dann gibt es aber auch jede Menge zupackende, fast schon deathmetallische Riffs („Thrones Of Shadow“, „Unchained“, „To Wield The Hand Of Perdition“), wenngleich die Gitarrenarbeit gewohnt vielseitig ist – und mit „Immateria“ haben HECATE ENTHRONED wieder ein instrumentales Stück auf der Akustikgitarre am Start, das spanische Leichtigkeit in den finsteren Tann bringt. Eine kleine Überraschung hält dann noch der Titeltrack bereit, wenn Sarah Jezebel Deva im Sopran einige gediegene Gesangsharmonien beisteuert.
Vielschichtig ist „Virulent Rapture“ allemal, aber auch gut: Die Songs benötigen teilweise etwas Anlaufzeit, überzeugen aber über längere Distanz, die man dem gut 55-minütigen Album zugestehen sollte. Wenn es einen Kritikpunkt gibt, dann ist es der Drumsound, der arg mechanisch klingt. Aber das passt vielleicht ganz gut zur Präzision im Schlagzeugspiel – und zum massiven Sound insgesamt, gegen den „Redimus“ im direkten Vergleich wie ein laues Lüftchen wirkt. Unterm Strich ist „Virulent Rapture“ ein gediegenes Symphonic Black Metal-Album und HECATE ENTHRONED damit eine kleine Überraschung geglückt.
Kommentare
Sag Deine Meinung!