Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Vielen wird HECATE ENTHRONED noch als diabolisches Schminkkommando aus dem Video zum Song „An Ode For A Haunted Wood“ in Erinnerung geblieben sein. Damit konnte die walisische Symphonic Black-Metal-Band im Musikfernsehen durchaus punkten. Dass das Video aber insgesamt recht rumpelig wirkte (und auch auf unserer Seite zu eher zweifelhaften Ehren kam), nehmen wir an dieser Stelle nur kurz zur Kenntnis und widmen uns wichtigeren Dingen. Denn zu schnell wird bei den Evil-Posing-Übungen bei Tageslicht übersehen, dass der Song nicht übel ist. Das gilt auch für die Debüt-EP „Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“, auf der sich besagter Song gediegen einreiht.
HECATE ENTHRONED sind mehr als nur ein Video
„Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ erschien ursprünglich 1995 als Demo unter dem Titel „An Ode For A Haunted Wood“ (womit sich der Kreis schließt), wurde dann aber geremixt und als Debüt-EP noch einmal veröffentlicht. Musikalisch betraten die sechs Musiker aus Wrexham gewiss kein Neuland: Sänger Jon Kennedy hatte ein paar Monate zuvor ein kurzes Gastspiel als Bassist bei CRADLE OF FILTH beendet (und mit ihnen die ursprüngliche Version von „Dusk And Her Embrace“ aufgenommen) und offensichtlich reichlich Inspiration für HECATE ENTHRONED mitgebracht.
Aber Inspiration ist das eine, Umsetzung das andere: „Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ zeigt die Waliser jedenfalls in guter Form. Die Gitarren wechseln zwischen bleischwer und infernalisch, sind aber zumeist irre schnell gespielt; das Schlagzeug tackert die Blastbeats sauber, und das Keyboard orchestriert die Melodien der Nacht, wie es die großen Brüder aus Ipswich nicht besser hinbekommen haben. Bemerkenswert ganz vorne dabei ist aber der Gesang von besagtem Jon Kennedy, der sich durch die Songs kreischt, grunzt und flüstert, dass es eine teuflische Freude ist. Sein Kreischgesang ist übrigens ein Punkt, wo Black Metal nicht mehr besser werden konnte und weswegen auch „Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ nicht übel gealtert ist.
Der Gesang: eine diabolische Freude
Dass das Album, Pardon: die EP auch heute noch einen Durchgang wert ist, liegt aber ebenso an den Songs an sich. Enthalten sind vier längere Stücke plus Intro und Outro. Und selbst die haben es in sich: Vollmundig orchestriert, beschwörender Flüstergesang und große Ankündigungen inklusive:
„Our time has come,
This is our kingdom.
We are the essence
Of all winters.“
Es folgt mit „The Crimson Thorns (My Immortal Dreams)“ ein Stück, dessen Eingangsriff die Death-Metal-Vergangenheit der Musiker offenbart, dann aber in ein schwarzmetallisches Inferno mündet. Immer wieder wird aber die Stimmung durch lichtere Passagen aufgehellt. Nahtlos geht der Track über in A Graven Winter“, bei dem die symphonischen Keyboards den Gitarren folgen, diese aber immer neue Wege durch diesen vertonten Schneesturm suchen, bis die Wolkendecke aufreißt und den Blick auf den majestätischen Nachhimmel freigibt.
Schwarzmetallisches Inferno, lichte Passagen
Dabei erzeugt der Keyboarder mit seinen flächigen EMPEROR-Trademark-Chorussounds ziemlich viel Atmosphäre, während die beiden Gitarristen sich gegenseitig ergänzen und die Songs abwechselnd in andere Richtungen lenken. Der Schlagzeuger wiederum setzt einzelne Akzente auf den Becken oder gibt wie in „To Feed Upon Thy Dreams“ einen leichtfüßigen Takt vor: Es sind durchaus einfache Mittel, mit denen HECATE ENTHRONED maximalen Ertrag erzielen. Dazu gehört auch das sinfonische Intro des bereits genannten „An Ode For A Haunted Wood“, bei dem sich aber noch ein weiteres Merkmal offenbart: Ein gewisser Riffüberfluss, der die Songs immer wieder in neue Richtungen manövriert.
Jedenfalls wird der Hörer mit „Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ eine halbe Stunde lang gediegen unterhalten: Mit sinfonischen Keyboards, schrammelnden Gitarren, infernalischem Kreischen. Auch wenn die Parallelen zu CRADLE recht deutlich sind, machen HECATE ENTHRONED ihre Sache mehr als ordentlich. Und ein wenig Eigenständigkeit muss man den Walisern auch zugute halten, denn immerhin rekeln sich bei ihnen keine blutüberströmten und barbusigen Erotikmodels auf den Albencovern (und auf von Pubertierenden getragenen XXL-T-Shirts).
„Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ ist gut gealtert
Nach dieser Debüt-EP erschienen in kurzer Folge die beiden opulent betitelten Alben „The Slaughter Of Innocence, A Requiem For The Mighty“ und „Dark Requiems… And Unsilent Massacre“, bevor Sänger Jon Kennedy ausstieg. Das erste Lebenszeichen mit neuem Sänger, das 1999er-Album „Kings Of Chaos“, ging wieder mehr in Richtung Death Metal, während der Keyboarder einige Technoeinflüsse einbrachte. Heute sind die Waliser immer noch aktiv und veröffentlichten vor zwei Jahren ihr jüngstes Werk „Embrace Of The Godless Aeon“ – wieder mit neuem Sänger, wieder deutlicher im Schwarzmetall verortet, wenngleich weitgehend ungeschminkt – dafür aber mit Video.
Guter Start einer Band, die sich wohl immer den Vergleich mit COF gefallen lassen muss. Unabhängig, dass ich HECATE ENTHRONED in ihrer Frühphase vom Riffing etwas norwegischer finde. Gut zu wissen, dass Jon Kennedy am ursprünglichen „Dusk And Her Embrace“ arbeitete – denn hier knüpft „Upon Promeathean Shores (Unscriptured Waters)“ rückblickend an (gerade der Gesang ist beinahe identisch).
Nach der EP und den ersten beiden Alben fand ich HECATE ENTHRONED nur noch bedingt interessant („Redimus“) und verfolgte die Band nicht weiter.
Hecate Enthroned waren für mich immer die Band die exakt so klingt wie COF, und das machten sie wirklich gut, etwas zu gut sogar, ich war jetzt nie der Dani-Fan und habe somit auch bei HE einige Probleme, was den Rest des Instrumentariums angeht gefielen sie mir dagegen sehr, wie COF auch 🙂
Ich denke das HE genau an diesem Fakt scheiterten, wollte ich das Original ging ich zu Cradle, schade irgendwie. Ich habe einige Scheiben von HE aber sicherlich seit 10 Jahren oder mehr nicht mehr angetastet.
Dennoch nette kleine Zeitreise beim anhören des Songs hier, danke dafür.