Heavysaurus - Pommesgabel

Review

Galerie mit 14 Bildern: Heavysaurus - MPS Speyer 2024

Preisfrage: Was ist der Unterschied zwischen einer Metalband für Kinder und einer für Erwachsene? Nun ja, HEAVYSAURUS beweisen, dass zwischen beide eigentlich kein Blatt Papier passt. Bevor wir uns der neuen Platte widmen, wollen wir unsere Leser bei dieser Gelegenheit dazu anhalten, sich mal an die eigene Nase zu fassen. Die meisten von uns gehören einer Subkultur an, welche aus erwachsenen Menschen besteht, die T-Shirts mit Cartoon-Monstern tragen, obsolete Medien sammeln und dabei Männern zuhören, die in Mickey Maus Stimmen über Hexen, Drachen oder Teufel singen. „Erwachsen“ geht also anders. Der Metal-Elitismus hat sich gut gehalten, doch sein Ende ist spätestens mit HEAVYSAURUS offiziell eingeleitet. Wieso das nichts Schlimmes ist, erfahrt ihr in unserer Review.

Heavysaurus – Spaß für jung und alt

Natürlich geht man ohne große Erwartungen an eine Platte wie „Pommesgabel“. Aber sobald man den Play-Button gedrückt hat, wird man rasch von einer hervorragenden Produktion und fetten Riffing überrascht. Das Titellied „Pommesgabel“ erinnert unweigerlich an SABATON, POWERWOLF und generell an Bands, die des Öfteren von Napalm Records veröffentlicht werden – mit dem Unterschied, dass es BESSER ist. HEAVYSAURUS haben nämlich gar nicht erst die Vorsatz, eine sogenannte „ernsthafte“ Band zu sein und geben kleinen und großen Metal-Dinos einfach ihren Spaß. Das ganze Projekt wirkt äußerst entlarvend: Wie kann es sein, dass renommierte Labels uns Musik verkaufen, welche eigentlich auch auf einer Kinderplatte stattfinden kann?

Obwohl es natürlich nicht schlimm ist, Spaß an Kinderkram zu haben, sagt dies viel über den Zustand der Metalszene und die allgemeine Unreife der Gesellschaft aus. Warum ist die Prätention der „Ernsthaftigkeit“ wichtig, wenn man eh nur sein Vergnügen haben möchte? HEAVYSAURUS stellen also ohne Ironie die ehrlichere Alternative zu genannten Bands dar. Ältere Semester sollten sich überdies fragen, ob Songs über „Geridete Metalmonster“ oder „Die Angst vor dem Dunkeln“ wirklich so viel reifer sind als jene, die sich um den „Laser Ninja“ oder „Haarigen Kobold“ drehen. So oder so ist es klar, dass HEAVYSAURUS gut produzierten Metal liefern, der die Kleinsten in unser aller liebstes Hobby einführen.

Ein stacheliges Rückrat

Michael Voss wird den meisten als Mitstreiter, Songwriter und Produzent von Michael Schenker bekannt sein. Er schlüpft in die schuppige Haut des „Mr. Heavysaurus“ und verleiht dem Projekt somit seine hervorragende Stimme. Für die Kleinen kann man sich keine bessere Einführung in den Metal wünschen: Voss bringt die Texte so rüber, als wäre er ein Vater, der seinen Sprösslingen Märchen erzählt. Wer seinem Kind HEAVYSAURUS zum Hören gibt, macht also pädagogisch nichts falsch. In Zeiten, wo dubiose Konzerne Einfluss auf Kinderprogramm und Lehrpläne haben, ist es gesünder, stattdessen einfach 5 schrulligen Dinos zu lauschen.

Deutschen Metal-Veteranen dürfte der Name Christoph Leim bekannt sein. Er ist als ehemaliger Redakteur beim Metal Hammer und Gitarrist bei THE NEW BLACK bekannt. In seiner Rolle als „Riffi Raffi“ gibt er eine sehr gute Vorstellung davon ab, was die Kunst der Heavy Metal-Gitarre eigentlich bedeutet. Ob der Genuss des Albums Kinder dazu bringt, selber Gitarre spielen zu wollen? Wer weiß. Jugendliche Metalfans lernen durch ihr Hobby meist ein Instrument, gutes Englisch sowie viele historische und literarische Fakten – was würde passieren, wenn man sie schon im Kindesalter für harte Sounds begeistern kann? Bestimmt nichts Schlechtes.

Jurazeit oder Komet?

Es ist ganz einfach eine Frechheit, was Metalheads nachgesagt wird. Das Image als verblödete und abgehängte Idioten hängt den meisten nach, obwohl sie genau so oft Kinder haben und verantwortungsbewusste Erwachsene sind. Grund genug, seine Kleinen mit zu HEAVYSAURUS zu nehmen und mit ihnen das Vergnügen der Musik zu teilen. Elitisten müssen sich damit abfinden, dass sich die Welt weiter gedreht hat und der Metal auch im Kindergarten angekommen ist.

„Pommesgabel“ ist das ideale Futter für den CD-Player im Kinderzimmer und entzieht sich unserer Bewertung. Schließlich besteht unsere Leserschaft meist nicht aus der Zielgruppe. Diese bekommt eine bunte Bonbontüte an Songs die man im April als auch 2025, live erleben kann. Wer Nachwuchs hat, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Fazit: Pädagogisch wertvoll.

 

 

05.04.2024

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37285 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Heavysaurus auf Tour

6 Kommentare zu Heavysaurus - Pommesgabel

  1. nili68 sagt:

    So nehmen „normale“ Leute jeden Metal wahr.. auch Black Metal. Die Sesamstraße hat ja auch das Krümelmonster.

  2. doktor von pain sagt:

    So nehme ICH jeden Metal wahr.

  3. nili68 sagt:

    Ich muss leider (?) sagen, je älter ich werde..

  4. Werner sagt:

    Guten Morgen,
    hm- das ist ein schwieriges und wohl vielseitiges Thema, daß ich ja letztens schon mal bei anderen Bands aufgeworfen habe, da ich persönlich schon manchmal ein wenig ratlos bin, mit dem, wie Bands sich optisch präsentieren oder auch an Texten zusammenjohlen.

    Ich bin da etwas zerrissen in der Seele, denn ich finde seit Jugend an schon Gefallen und bin begeistert, wenn einfache Hymnen laufen wie Born to rock you, i love Rockn Roll, Germany rocks usw. – das sind ja nun alles textlich auch nicht gerade Meilensteine der Tiefgründigkeit -sondern sollen einfach irre Spaß machen und Partystimmung verbreiten.

    Wenns dann laufend um böse Buben, Zombies, Killer usw. weit – hängts mir aber dann wiederum oft zum Hals heraus und erinnert mich dran, wie in den 80er Jahren Horrorfilme hochkamen – wo einfach immer nur ein Typ im Gummianzug als Monster verkleidet laut gröhlte und grunzte und sinnlos und grundlos alles umbrachte, was im Weg war, sich selber nur stapfend bewegte aber dabei jeden erwischte, egal wie schnell er rannte:)

    Bei Heavysaurus finde ich die Grundidee gar nicht schlecht – und das mit der Verkleidung kenne ich auch schon von Peter Maffays Tabaluga Projekt.

    Ich finde die Mucke stellenweise richtig gut, aber manches stößt mich dann doch ab – sei es von Text oder Mucke – wie der für mich unerträgliche Song Bang Bang – das ist halt Geschmacksache.

    Heute und im Alter höre ich am liebsten Alben, hinter denen ganze Konzepte, Literatur, wahre Begebenheiten usw. stecken, verschmähe aber immer noch keine klassischen Hymnen. Das meiste ist da nun mal textlich betrachtet lächerlich.

    Ihr werdet lachen, anfangs der 90er Jahre hatte ich selbst mal die Idee Rock/Metal auf deutsch zu machen und einfach nur lächerliche Quatschtexte zu verbreiten – das Bandprojekt hieß: Die faulen Pfälzer

    Die Texte waren dann auch entsprechend wie zum Beispiel als Refrain: Scheissdreck, Scheissdreck, Scheissdreck – wir hatten in der Jugend nur ein Problem – wir wollten unsere ersten Sackhaare wachsen sehen –

    oder als Refrain:
    Geht schnell auf eure Banke – überweißt uns euer ganzes Geld – wir sagen danke!

    oder:
    Santa Claus, Santa Claus – nun holst du deine Rute raus!

    usw. usw.

    Ich war überzeugt, daß man so einen Quatsch vermarkten kann, zumal wir selbst beim Einspielen derarte Lachkrämpfe hatten und es einfach absurd komisch war und sinnlos und die geile Mucke dazu total konträr stand.

    Also reichten wir das bei ein paar Plattenfirmen ein, die meinten alle, das sei im Moment nicht vermarktbar und daß selbst die toten Hosen Probleme hätten zu der Zeit was abzusetzen …….eine Band von der ich an dem Tag zum ersten Mal hörte und mich erstmal aufschlauen mußte – in der Tat – die müssen auch einige krasse Refrains drauf gehabt haben in den 80ern – aber war dann doch ganz andere Mucke.

    Ich muß sagen, wenn ich mir heute diese alten Sachen anhöre, grinse ich schon ein wenig.
    Aber he, ich höre selbst den Schlager: Ich will Spaß, ich geb Gas von Markus Mörl heute noch gerne und denke gerne an 1982 zurück.

    Von daher sehe ich das Grundproblem bei Heavysaurus eigentlich nicht in den Texten, sondern eher, in der Zusammenstellung mancher Musiskstücke, die mich einfach nicht ansprechen- ich kann das Album daher für mich ganz gut bewerten und einstufen, es ist einfach nicht mein Geschmack, auch wenn es richtig starke Momente besitzt.
    An der Produktion läßt sich nicht maulen – alles professionell gemacht – gut gemeint und so weiter –
    wird auch sicher seinen Fankreis finden.

    Ich zücke halt wieder mal mit den Schultern und ziehe weiter im Fluß der Musik, die viel für mich bereithält, was ich dann doch lieber hören mag.

    Unterm Strich ist mir lieber, so Sachen kriege eine Chance und werden veröffentlicht, als das es so ist wie früher mit meinem Projekt und es einfach im Keim erstickt wird da gegen den Zeitgeist.

    Ich hoffe ihr nehmt mir das lange Posting nicht übel:)

    6/10
  5. nili68 sagt:

    Warum müssen auch Kinder, oder überhaupt irgend jemand an Metal heran geführt werden? Nicht alles muss für jeden sein. Wer es „in his Blood“ hat, wird’s schon finden.. lol

  6. EvilKnevil667 sagt:

    Das muss man nicht ernst nehmen, das ist explizit Kindermusik.
    Da wird mittlerweile auch jedes Genre bedient, sei es DIKKA im HipHop oder eben Heavysaurus im Metal.
    Ich finde das prinzipiell gut, dann muss man nicht den ganzen Tag Rolf Zuckowski hören…

    Ob man das hier besprechen muss, sei mal dahingestellt.
    Mein Kind findets übrigens super und hüpft wie ein Flummi mit der Luftgitarre durchs Wohnzimmer.