Heavenly - Carpe Diem

Review

Auf ihrem inzwischen fünften Longplayer, „Carpe Diem“, haben die französischen Symphonic Power Metaller von HEAVENLY in Punkto orchestralem Bombast und musical-artigen Chören nochmal ordentlich zugelegt. Da werden sich recht schnell die Gemüter scheiden. Entweder kann man diesen Pomp ab, dann erwartet einem hier ein entsprechendes Werk der Oberklasse. Oder man hält es für Kitsch pur, dann kann man sich ein weiterlesen sparen.

Schon direkt beim ersten Song, dem Titeltrack „Carpe Diem“, habe ich diesen Eindruck von QUEEN-Bombast goes Metal. Diese stimmungsvollen Chöre klingen doch so was von nach Freddie & Co., nur mit einer härteren Begleitberieselung. Doch ich mag QUEEN, ich mag Symphonic Power Metal, mitreißende Melodielinien und harmonische Hooklines. Also können HEAVENLY mit dieser Mixtur durchaus punkten. Und ich denke, bei den Freunden dieser opulenten Power-Metal-Spielart werden sie mit dem Album ebenfalls goldrichtig sein und können sich noch mehr dem Standard von Truppen wie DARK MOOR oder Tobi Sammets AVANTASIA annähern.

„Lost In Your Eyes“ fährt etwas mehr auf der kraftvollen Schiene, ohne jedoch die symphonischen Elemente zu vernachlässigen. „Farewell“ spielt sich von Stil und Melodie dann ganz nahe bei QUEEN zu „A Night At The Opera“-Zeiten ab. Hätte Benjamin Sotto noch etwas mehr Ausdruckskraft, würde ich denken, die guten, alten Briten wären in der Originalbesetzung zurück. Eigentlich ist es ganz schön gewagt, was HEAVENLY hier auffahren, doch ich denke, man sollte es als eine Art Hommage sehen.
„Full Moon“ zieht eine Verbindung vom Power Metal zum atmosphärischen Progressive Rock. Der Höhepunkt erfreut dagegen die Freunde deutscher und skandinavischer Melodic-Power-Metal-Bands. Was Melodie und Eingängigkeit angeht, dürfte es das Aushängeschild des Werkes sein. Nach dem schön vielschichtigen und erneut recht QUEEN-liken „A Better Me“ (diesmal mehr aus „News-Of-The-World“-Zeiten), setzen HEAVENLY mit dem soundtrack-artig beginnenden, sich an Intensität und Power aber zunehmend steigernden „Ashen Paradise“ wieder mehr auf eigene symphonische Trademarks, wie wir sie von ihren Vorgängerwerken kennen.
Das leicht exotisch angehauchte „The Face Of Thruth“ ist ein weiterer bezaubernder Ohrschmeichler, bei „Ode To Joy“ erwartet uns gemäß dem Titel eine neoklassische Umsetzung dieses Auszugs aus Beethovens 9. Symphony nach ganz HEAVENLY-artiger Power-Metal-Manier (klasse Gitarren-Arrangements übrigens!), und auch beim abschließenden „Save Our Souls“ verlassen sich die Franzosen auf die Rezepte dieses Albums: klasse Melodielinien, einprägsame Hooks, virtuose Gitarrenparts, eingängige Refrains und fesselnde Choräle.

Im Fazit ist „Carpe Diem“ ein starkes Symphonic-Power-Metal-Album, das keinen Anhänger dieser Spielart enttäuschen wird. HEAVENLY konnten sich auf „Carpe Diem“ nochmal steigern, und die gelegentlich zu präsenten QUEEN-Anleihen darf man ihnen verzeihen und sich stattdessen an den mitreißenden Kompositionen und der Atmosphäre, die sie entwickeln, erfreuen.

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14.12.2009

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