Heathen Foray - Armored Bards

Review

Aus der Steiermark reiten fünf Heiden heran – nachdem sich HEATHEN FORAY seit ihrem Debüt „The Passage“ im Vorjahr nur eine kurze Verschnaufpause in ihrer Heimat, dem aufgrund des großen Wald- und Wiesenanteils auch „Grünes Herz Österreichs“ genannten Bundesland unserer südlichen Nachbarn, gegönnt haben.

Auf „Armored Bards“ gibt es Pagan Metal, der ohne die für das Genre typischen Gimmicks wie Flöte und Keyboards auskommt, stattdessen viel Wert auf die Gitarrenarbeit legt, es an melodischen Leads und Soli nicht mangeln lässt und eine gewisse Affinität zum klassischen 80er- beziehungsweise Power Metal nicht leugnen möchte. Für ein bisschen Härte und einen gewissen Death-Metal-Einschlag sorgen die tiefen, aber zu blassen Vocals von Sänger Robert Schroll – oder anders: der Wiedererkennungswert des lahmen Gesanges ist gleich null.

Das eröffnende Titelstück ist ein solider Einstieg mit recht prägnantem Refrain und das melodisch-verspielte „A Brother’s Tale“ ist auch noch eine der besseren Nummern des Albums. Aber es sind nur kurze und vereinzelte Lichtblicke: Die flink über die Griffbretter sausenden Finger können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lieder als solche nie zünden. Der Finger möchte zur Skip-Taste, aber er darf nicht.

Beim für HEATHEN FORAY-Verhältnisse schweren „Walls Of Vienna“, das von der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 berichtet, kommt der Lokalpatriotismus des Quintetts durch und bei „Bifrost“ sowie dem fast schon punkigen Trinkliedchen „Hopfen & Malz“ setzt man auch auf Texte in der Muttersprache. Aber die fünf Recken galoppieren dabei ob der nicht gerade Nobelpreis-verdächtigen Qualität ihrer lyrischen Ergüsse bei diesen zwei Stücken gefährlich nah am Abgrund der Peinlichkeit entlang („Durfte kämpfen, durfte küssen, durft‘ so manche Weisheit wissen. Durfte leben, durfte lieben, durft’ so manchen Feind besiegen“). Ob man die bewaffneten Barden abstürzen lassen möchte, bleibt jedem selbst überlassen – vielleicht muss man seine Ansprüche bei diesen Mitgröl-Nummern dann auch einfach deutlich zurückschrauben, um das Ganze zu ertragen.

Die Gitarrenarbeit auf „Armored Bards“ ist relativ ansprechend, keine Frage. Aber das bleibt die einzige Würze. HEATHEN FORAY scheinen unentschlossen, ob es nun wirklich Pagan, oder doch mehr Gitarren-Gehexe oder Death Metal sein darf. Es gelingt nicht, aus den vielerorts zusammengesuchten Zutaten eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten – das Resultat ist nur ein fader Brei mit einigen wenigen Fleischstückchen: Gerade noch so genießbar, aber wenn man nicht gerade kurz vor dem Hungertod steht, lässt man lieber die Finger davon. Mit dem hochtrabenden Albumtitel haben sich die Österreicher bei der vorliegenden Leistung definitiv verhoben.

04.11.2010

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2 Kommentare zu Heathen Foray - Armored Bards

  1. Anonymous sagt:

    Ist halt typischer "Wacköööön"-Viking/Pagan für nachtbäuchige Trinkhornschwinger – sozusagen Ballermann-Musik in "evil".

    3/10
  2. waldsäge666 sagt:

    4 Punkte soll wohl ein Witz sein. Zum Vorgängeralbum haben sich die Jungs ja mal um Welten verbessert und vor allem auf der technischen Seite ist es extrem anspruchsvoller geworden. Weiß auch nicht wo hier ein Unentschlossenheit rauszuhören sei. Klingt wie aus einem Guß und Haut auf die zwölf. Definitiv ein starkes Pagan Album.

    10/10