Als die amerikanische Hardrock-/AOR-Formation HEART 1985 mit ihrem selbstbetitelten Album und fünf Hitsingles die Charts stürmte, hatte die Band damit ihre bis dahin größte Krise erfolgreich gemeistert. Anfang der Siebziger gegründet und Ende dieser Dekade ziemlich erfolgreich, vermochte es die Band um die beiden Wilson-Schwestern zunächst nicht, an alte Erfolge anzuknüpfen. Rückblickend betrachtet waren die frühen Achtziger für HEART eine Phase, wo es langsam, aber stetig bergab ging – in kreativer wie auch in kommerzieller Hinsicht. Erst die Hinzunahme zahlreicher externer Songschreiber und einer Neujustierung des Stils brachte die Wende. Sony Music legt nun in der Budget-Price-Serie „Original Album Classics“ fünf frühe Werke zwischen 1977 und 1983 vor, die ausgehend vom großen Erfolg diesen zeitweisen Niedergang gut dokumentieren. Hörenswert ist die Box aber natürlich trotzdem.
Los geht’s mit dem 77er-Werk „Little Queen“, nach „Dreamboat Annie“ und „Magazine“ das dritte Album der Band. Nur ein Schlagwort: „Barracuda“ – der wohl größte Hit, der HEART nicht als weichgespülte AOR-Band in Erinnerung hält, sondern als ziemlich rockig. Daneben gibt es aber ziemlich viele ruhige und folkinspirierte Stücke. Als Bonus gibt es noch eine frühe Demoversion von „Love Alive“ sowie eine Liveversion des LED ZEPPELIN-Klassikers „Stairway To Heaven“. Über Strecke gesehen ein gelungenes Album mit guten Stücken. (8/10)
„Dog And Butterfly“ von 1978 enthält auf der ersten Seite eher rockige Stücke (die „Dog“-Seite), auf der zweiten eher sanfte Tracks („Butterfly“). Insgesamt folgt das Album aber der generellen Ausrichtung des Vorgängerwerks – inklusive der folkigen Parts. Aber trotz einer Reihe gelungener Songs und der beiden Singles „Straight On“, and „Dog & Butterfly“ fehlen dem Album doch die ganz großen Momente. Die liefern denn auch nicht die drei Live-Bonustracks. (7/10)
„Bebe Le Strange“ (1980) bietet neben neuer Frisuren der Wilson-Schwestern ein paar neue Zutaten: Die Gitarren sind teilweise ziemlich heavy (woran sich beispielsweise im Rausschmeißer „Jackleg Man“ auch der Gesang von Ann Wilson orientiert), während sich die folkigen Einsprengsel diesmal auf das kurze Akustikstück „Silver Wheels“ beschränken. Daneben gibt es eine Handvoll Balladen. Höhepunkte? Wenige, und sogar die Single „Even It Up“ – wohl das hittauglichste Stück auf „Bebe Le Strange“ – ist nicht mehr als ein Rockstandard. (5/10)
Auf dem 82er-Album „Private Audition“ geht die Schere zwischen aggressiven und ruhigen Stücken noch weiter auseinander. Da gibt es neben drei Hardrockern zahlreiche Balladen – und zwischendrin tummelt sich mit der Hitsingle „This Man Is Mine“ eine beschwingte Pop-Rock-Nummer. Rein qualitativ hat das Album nicht mehr zu bieten als der Vorgänger, eher sogar weniger. Wer also tief in die Achtziger eintauchen möchte, sollte besser auf andere Scheiben ausweichen. (4/10)
Beispielweise auf „Passionworks“, das meiner Meinung nach HEART zumindest ansatzweise auf Konsolidierungskurs zeigt. Dank Produzent Keith Olsen klingt das Album wesentlich homogener als noch „Private Audition“, und einige der Stücke wecken Erinnerungen an das, was da von den Wilson-Schwestern noch folgen sollte, wie zum Beispiel „Sleep Alone“. Was der Band jetzt noch fehlte, waren die Krachersongs, die die Hitsingle „How Can I Refuse“ nicht so richtig war. (6/10)
Wie es weiterging, ist mittlerweile Geschichte. Als Einstieg in einen Teil ebenjener Geschichte von HEART ist diese „Original Album Classics“-Box jedenfalls nicht verkehrt – nur sollte man eben nicht die besten Songs dieser amerikanischen Formation erwarten. Die CDs kommen jeweils in einer Cardbox, die – wie in dieser Serie üblich – das originale Design der LPs und deren ursprüngliche Tracklist abbilden.
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