Hearse - Single Ticket To Paradise

Review

Das feine niederländische Label erstaunt mich immer wieder mit seinem stilistisch wenig festgelegten Katalog. So bieten die Leute aus Zeist nicht nur den Doombrüdern MEMORY GARDEN musikalische Heimat, sondern haben der Welt auch diverse Alben der Truemetalclowns von HAMMERFALL beschert. Ebenfalls zu ihrem Stall gehört das Trio HEARSE. Der Name Hearse, zu deutsch „Leichenwagen“, könnte auf reduziertes Tempo und Melancholie schließen lassen. Da diejengen, die in solchen Fahrzeugen unterwegs sind, ohne Eile reisen, scheint dieser Schluss berechtigt. Jedoch: Das Gegenteil ist der Fall.

Nach einem kurzen Intro geht’s los wie die Feuerwehr, HEARSE legen los wie die Feuerwehr und nehmen nur ungern mal den Stiefel vom Gas. Mehrheitlich gibt’s schnellen, melodischen Deathmetal bzw. Death’n’Roll; hier springen HEARSE gern und sehr schön zwischen beiden Richtungen. Trotz Geschwindigkeit, die oft kurz unterhalb der Schallgrenze anzusiedeln ist, verlieren die drei nie die Melodien aus dem Auge, wobei mich besonders Gitarrenschwinger Matthias Ljung sehr beeindruckt. Zwar geht er mir mit seinem stellenweise allzu melodiösem Gezwitscher etwas auf den Docht. Aber seine Flexibilität und sein Ideen- und Variantenreichtum, sei es elektrisch oder – beim Latino-Intermezzo bei „The Ferocious Embrace“ – akustisch, hat echten Seltenheitswert. Für beinharte Schwedenmetaller gibt’s mit dem Song „Degeneration X“ sogar ein ENTOMBEDeskes Hackbrett. Gut so! Aufgelockert wird „Single Ticket To Paradise“ durch verschiedene Akustikpassagen, eingestreute progressive Elemente, gesprochene Textzeilen und sparsam eingesetzte Keyboards.

Als Produzent war Dan Swanö am Werke, womit der fette, öfter auch nicht so richtig passende Bombastsound erklärt wäre. Wie oft bei diesem Manne wird auch beim aktuellen HEARSE-Werk nicht mit Hall gespart und der Gesang, auch wenn nicht notwendig, gedoppelt. Etwas weniger Firlefanz und ein Brocken mehr Rotz wären hier wünschenswert gewesen.

Zum Album gibt’s die DVD „Live In Holland 2004“ mit fünf Livesaufnahmen und dem Video dem Video zur Albumsingle „Sundown“ sowie einer Bildergalerie. Lohnende Anschaffung, das!

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18.05.2009

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