Hearse - Armageddon, Mon Amour

Review

Der „Fall Hearse“ erinnert mich fatal an Sirenia. Wie ich drauf komm? Ganz einfach: Sirenia ist die (mittlerweile nicht mehr allzu) neue Band von Ex-Tristania Mastermind Morten Veland, der bei den Norwegern vor ein paar Jahren geschasst wurde. Dumm war er ja nicht, der Morten, und hat sich mit Sirenia genau auf dieselben Schienen gesetzt, auf denen schon Tristania seit Jahren erfolgreich fuhren. Sein Vorteil war allerdings, dass Tristania an der nächsten Weiche die falsche Abzweigung nahmen und sich mit dem nachfolgenden Album („World Of Glass“) aufs Abstellgleis manövriert haben. Punkt für Morten, der seither den Tristania-Acker optimal mit Sirenia bestellt. Bei Hearse liegt die Lage ganz ähnlich, da es sich auch bei deren Gruntman Johan Liiva um keinen Unbekannten handelt, sondern, wie sich sicher viele erinnern werden, um den auch im ungefähr selben Zeitraum abservierten Sänger von Arch Enemy, der jetzt mit seiner neuen Combo Hearse (Non Exist mal ausgeklammert) sein Zweitwerk „Armageddon, Mon Amour“ vorlegt. Und genau wie Sirenia verstehen es Hearse wunderbar, die mittlerweile vernachlässigten Trademarks ihrer Paten wiederzubeleben. Denn seien wir mal ehrlich, seit sich Frau Gossow bei Arch Enemy (vergeblich) müht, Drecksau-Organ Johan zu ersetzen, können die Schweden höchstens noch dank Amott’scher Frickelei punkten. Und auf dem letzten Album kam selbst die zu kurz. Dank „Armageddon, Mon Amour“ besteht jedoch kein Grund mehr zum Groll, denn Hearse schließen diese Lücke mit Bravour und schaffen es dank Johans unverkennbarem Organ, verlorengeglaubte „Burning Bridges“ Gefühle in einem wachzurütteln! Im klassischen melodischen Death/Thrash Gewand fahren Hearse eine Batterie an schnittigen Songs auf, die vom straighten Klopfer („Mountain Of The Solar Eclipse“) über akustische Einlagen („Sodi“) und melodische Midtempo Granaten mit beschwörenden cleanen Vocals („Determination“) bis zum Kim Wilde Cover „Cambodia“ reichen. Dabei wissen nicht nur die räudigen Rotzvocals von Johan voll zu überzeugen, sondern auch die absolut überzeugenden Leads und Soli von Gitarren-Mattias, der eindeutig auf Amott’schen Pfaden wandelt und jeden einzelnen der Songs in ohrwurmtaugliche Melodien taucht. Rasende Thrash-Wutausbrüche und melodiöse Heavy Metal Leads ergänzen sich zu einem perfekt harmonierenden Ganzen. Besonders hervorzuheben sind dabei „Turncoat“ und „Crops Of Waste“, die beide so eingängig geraten sind, dass im Gegenzug Kim Wilde die beiden Songs covern könnte! Hohe schwedische Melodikschule und einfach Killersongs, wie sie heutzutage nur noch selten geschrieben werden! Wem also die letzte Arch Enemy zu fremd war, findet mit „Armageddon, Mon Amour“ den perfekten Ersatz. Das alles zusammen und der extrem stilsichere Plattentitel (!!!) oben drauf rechtfertigen unbedingt fette neun Zähler!

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24.08.2004

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