HEADSPACE rücken mit ihrem zweiten Album „All That You Fear Is Gone“ heran und knüpfen sowohl musikalisch als auch konzeptionell am Vorgänger an. War dieser noch auf das Individuum fokussiert, dreht sich hier alles um das Thema Gruppendynamik und wie sie zum besagten Individuum steht. Sicher stöhnen jetzt wieder nicht wenige auf und erwarten Kritik an Religionsgemeinschaften und derlei Versammlungen. Das ist natürlich vollkommen richtig, das eröffnende „Road To Supremacy“ wirkt geradezu wie das zynische Glaubensbekenntnis unserer desensibilisierten Gesellschaft, aber auch wenn diese Thematik ein Schwerpunkt der Texte ist, wird sich nicht allein darauf beschränkt.
Die Lyrics sind einfach und verständlich gehalten, es gibt keine subtile Lyrik, in die man den Inhalt hinein interpretieren muss, alles auf „All That You Fear Is Gone“ ist schön expositorisch gehalten. Erstaunlicherweise fühlen sich die Lyrics dieser Tatsache zum Trotz keineswegs flach an, was zeigt, wie viel Arbeit und Herzblut Damian Wilson in seine Texte gesteckt hat. Wenn dieser mit angenehm klarer, hoher Stimme seine Zeilen darbietet wie gegen Ende von „Your Life Will Change“, wo er mit hämischem Tonfall „Gonna Sell It To Ya“ trällert, weiterhin etwa beim bombastischen Finale von „The Day You Return“ oder beim Titeltrack, spürt man den Impact, den sie haben, und wie gut sie in die Musik von HEADSPACE integriert worden sind.
Apropos: Musikalisch fahren HEADSPACE natürlich die altbekannte Prog-Metal-Schiene, lassen sich aber auch zu ausgiebigen Ausflügen in ruhigere Gefilde hinreißen – wiederum schön beim pathetischen Titeltrack zu beobachten. Dazu gibt es natürlich jede Menge Reminiszenzen an die Vergangenheit des Prog – allen voran YES und RUSH. Seien es die YESschen Gesangsarrangements – Damian Wilson gibt sich größte Mühe, Jon Anderson Tribut zu zollen – oder eben das von RUSH inspirierte Riffing: Der Wiedererkennungswert ist in beiden Fällen enorm.
An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Songs von „All That You Fear Is Gone“ allesamt recht gemächlich vor sich hin grooven. Es gibt keine Ausbrüche in Gefilde, die jenseits vom Midtempo zu verorten wären. Zugegeben: Das Konzept ist spannend genug, um über diesen Makel hinweg zu trösten, aber es zeugt eben vom etwas zu glatten Songwriting. Das geht so weit, dass die lauen Zweiminüter „The Element“ und „The Death Bell“ sowie das unnötig verzuckerte „Borders And Days“ kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und natürlich werden HEADSPACE auch dieses Mal wohl kaum den Innovationspreis für ihre Musik einheimsen, ständig fühlt man sich an diverse andere Größen des Prog erinnert.
„All That You Fear Is Gone“ ist damit sicher kein Album für die Ewigkeit, dennoch finden Prog-Metal-Fans hierin eine schöne Platte mit einem gut durchdachten Konzept. Auch handwerklich machen HEADSPACE im Jahre 2016 eine gute Figur, der Sound ist bombastisch und das Songmaterial von hinreichend edler Qualität – der Rausschmeißer „Secular Souls“ ist einfach nur grandios und dessen Finale dürfte so manch eine Kinnlade meterweit nach unten klappen lassen. Kann man sich durchaus mal anhören.
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