Heads For The Dead - Into The Red

Review

Scheinbar steckt hinter HEADS FOR THE DEAD für die zwei Protagonisten Johnny Pettersson und Ralf Hauber doch mehr als „nur ein weiteres Projekt“, denn mit dem neuen Album „Into The Red“ schneit gerade mal zwei Jahre nach dem Vorgänger „Serpent’s Curse“ das zweite Vollzeitalbum ins Haus – ein Geschenk für Kuttenträger, das rechtzeitig zum Fest der Besinnlichkeit auf den Plattenteller landen darf. Zwar hat die Qualität des Vorgängers kaum daran zweifeln lassen, dass beide mit Herzblut bei der Sache sind, doch mit dem neuen Album verbessern sie ihren etablierten, atmosphärischen Old-School Death Metal vor allem produktionstechnisch durch die Bank weg, ein Schritt, der nach dem noch eher rödelfreudigen Erstling bitter nötig gewesen ist.

Nägel mit Köpfen für die Toten – die Zweite

Dadurch büßt „Into The Red“ vielleicht ein bisschen an Finsternis und Kälte ein, die durch den rauen Lärm praktisch wie von selbst mitgeschwungen sind, aber der bessere Klang macht das Hörvergnügen einfach so viel besser. Und es ändert ohnehin wenig an der Tatsache, dass HEADS FOR THE DEAD von ihrer prominenten Death Metal-DNA profitieren. So ziehen die Herren in Sachen Songwriting wieder alle Register und brauen ein viszerales Todessüppchen der atmosphärischen Art, das mehr gefühlt und geschmeckt als mitgetobt werden möchte, auch wenn sich vor allem in den kürzeren Brechern der Marke „The Coffin Scratcher“ oder „The Revenant“ ausreichend Gelegenheiten für zwischenzeitliche Nackengymnastik bieten.

Am Schlagzeug sitzt diesmal kein geringerer als Ed Warbie, wodurch die Band auf dem Papier vielleicht schon zu fast so etwas wie einer Supergroup wird, mindestens mal ein kleines, internationales Klassentreffen des europäischen Death Metal. Doch statt nur zu referenzieren greifen die Herren den Sound dort auf, wo er auf „Serpent’s Curse“ aufgehört hat, und entwickeln ihn weiter. Es gibt Death Metal mit einschlägiger Horror-Ästhetik, die in den längeren, vielschichtigeren Midtempo-Stücken mehr als nur einmal ihren Weg in die Magengrube findet. Es bleibt also trotz besserem Sound schön stimmungsvoll, auch dank der hier und da untergehobenen Synthesizer. Nur erledigt hier statt der untergründigen Produktion diesmal das Songwriting den Hauptteil.

HEADS FOR THE DEAD sind mehr als nur ein Death Metal-Klassentreffen

Eine leichte Schwärze, die immer wieder in den Riffs mitschwingt wie etwa im eröffnenden Titeltrack leisten ebenfalls ihren Beitrag in Richtung Atmosphäre. Dabei laufen HEADS FOR THE DEAD vor allem dann immer zur Höchstform auf, wenn sie sich so richtig schön von ihren Atmo-Ambitionen treiben lassen. Das gipfelt dann oftmals in einer blutigen und bedeutend wuchtigeren Variation dessen, was TRIBULATION so gerne machen. „At The Dead Of Night“ lässt diese Seite von „Into The Red“ erstmals richtig aufkommen, während „The Seance“ hier dank seltsam gespenstischer weil Bend-freudiger Riffs weiter in diese Kerbe schlägt. Den Höhepunkt erreicht das Album dann mit „Multi Morbid Maniac“, bei dem die Kälte so richtig durch die Boxen gekrabbelt kommt.

Großes Lob muss man hier für Ralf Haubers Darbietung aussprechen, der in Sachen Stimmvielfalt noch mal ein paar Kohlen aufgelegt hat. Bleiben wir mal bei „Multi Morbid Maniac“, hier nämlich variiert er zwischen seinen üblichen, aber deshalb nicht minder bedrohlichen Growls, markigen Schreien und sogar den ein oder anderen Shrieks, die sich scharfkantig unter die Haut der Hörerschaft schneiden. Doch auch Pettersson lässt sich nicht lumpen und legt wieder allerhand fiese Riffs aufs Parkett, die der klassische Schwedentod-Fundus so hergibt. Doch dank des durchweg umsichtigen Songwritings fühlen sich diese Riffs selten wie blasse Referenzen an, sondern klingen durchweg mit Bedacht platziert, selbst in den flotteren Cuts, die mehr nach klassischem Schwedentod klingen.

„Into The Red“ baut „Serpent’s Curse“ an den richtigen Stellen aus

Als Schmanckerl obendrauf haben es sich HEADS FOR THE DEAD, wie schon beim Vorgänger, auch diesmal nicht nehmen lassen, ein Cover auf die Trackliste zu packen. Bei „Serpent’s Curse“ war es der WOLFBRIGADE-Song „In Darkness You Feel No Regrets“, heuer ist es „Transilvanian Hunger“ von DARKTHRONE. Eine möglicherweise leicht unglückliche Wahl. Da brennen die Herren so ein stimmungsvolles, abwechslungsreiches Feuerwerk ab und setzen dann „Transylvanian Hunger“ hintendran, das vergleichsweise monoton rumpelt. Atmosphäre ist allerdings immer noch gegeben, es hat schließlich seine Gründe, warum der Track immer wieder von verschiedenen Bands gecovert wird. Es passt also rein, ist aber nicht auf einem Level mit dem Rest der Platte.

Doch der wiederum herrlich eindringliche Rausschmeißer „Creatures Of The Monolith“ bügelt diese kleine Falte im Handumdrehen wieder glatt, sodass „Into The Red“ am Ende doch zu einem rundum zufriedenstellenden Ende findet. Das ist natürlich eine Untertreibung, das Album macht den kleinen, von DARKTHRONE ausgeborgten Durchhänger im Gesamten mehr als wett. Doch „Into The Red“ bügelt auch die Schwäche des Vorgängers glatt und klingt einfach deutlich besser, sodass sich HEADS FOR THE DEAD definitiv steigern konnten. Am besten aber ist, dass die Platte zeigt, dass im Old-School Death Metal vielleicht doch noch nicht alles gesagt ist…

03.12.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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7 Kommentare zu Heads For The Dead - Into The Red

  1. Lord Budweiser sagt:

    Eine Band die als old schooldeklariert wird, ohne aber eine old schoolige Produktion aufzuweisen und eigentlich auch viel zu bombastisch daher kommt (ist das ein Keyboard? Hat ja fast schon so eine Dark Tranquillity Atmosphäre)!? Wo kommt denn jetzt der old school flair her? XD
    Ganz ehrlich der Vorgänger hat mir mehr zugesagt. Das ist stinkt normaler 2020 death metal… qualitativ, das muss man aber auch sagen, von der besseren Sorte. Außerdem positiv hervorzuheben ist der Gesang. Der erinnert teilweise an alte Akercocke, allerdings auch nicht ganz so geil. Für den hier verlinkten Song würd ich ne sieben geben

  2. doktor von pain sagt:

    Kannst du erläutern, was da genau der Unterschied bei der Produktion sein soll? Death Metal wurde ja schon in den frühen 90ern oft ziemlich fett produziert.

  3. Lord Budweiser sagt:

    Ja gut… Aber selbst die fett produzierten sachen hatten so ihre grenzen. Hör dir mal die Soulside Journey von Darkthrone an. Die bringt ein gewisse Räudigkeit mit ohne das der sound großartig darunter leidet… Das ist für mich old school

  4. doktor von pain sagt:

    Das Darkthrone-Debüt ist aber noch mal ein anderer Schnack als beispielsweise die frühen Alben von Entombed, Dismember, Obituary oder Morbid Angel, die im gleichen Zeitraum erschienen sind.

  5. Lord Budweiser sagt:

    Wie gesagt… auch die genannten Bands hatten da ihre Grenzen und wenn heute eine Band old school machen will (was ja legitim ist) dann sollte diese nicht überschritten werden.

  6. doktor von pain sagt:

    Nun ist es aber auch die Frage, ob die Band denn tatsächlich auf old school machen will oder ob sie in den Ohren des Reviewers einfach danach klingt.

  7. Dor Leo sagt:

    Ziemlich cool, zwischenzeitlich immermal schön fies, macht Spaß.

    8/10