HE IS LEGEND aus North Carolina haben sich im Verlaufe ihrer in den frühen 2000er Jahren begonnenen Karriere konsequent den allermeisten absoluten Stilzuordnungen verweigern können. Rock, Metalcore, Post Hardcore, Southern Metal oder doch Stoner? Irgendwie hätten alle Schubladen zu irgendeinem Zeitpunkt in der Bandhistorie ihre Berechtigung gehabt. Einschneidende Besetzungswechsel sowie eine zwei Jahre andauernde Bandpause trugen ihr übriges zum diffusen Gesamtbild von HE IS LEGEND bei. 2017 bietet nach dem 2014er-Release „Heavy Fruit“ eine weitere Möglichkeit zur – je nach Perspektive – Neuerfindung oder Neubewertung.
Es bleibt facettenreich im Hause HE IS LEGEND
Und es bleibt facettenreich: „Few“ startet kraftvoll mit dem zwischen DEFTONES und AVENGED SEVENFOLD pendelnden „Air Raid“. Dynamik wird hier groß geschrieben und das Songwriting ist auf den Punkt. Höchst effektiv komprimierte vier Minuten und ein Opener allererster Güteklasse. Das folgende „Sand“ zeigt sich noch metallischer und erinnert vor allem im Refrain in ansprechender Art und Weise an die frühen BULLET FOR MY VALENTINE. „Beaufort“ und „Silent Gold“ erden den starken Start danach minimal. Vor allem letzterer klingt bisweilen etwas zu sehr nach Reißbrett-NICKELBACK.
Spätestens mit „Alley Cat“ fangen sich HE IS LEGEND aber wieder. Die Gitarre von Adam Tanbouz kommt kaum zur Ruhe und springt zwischen einprägsamen Licks im Chorus und tänzelndem Background-Southern hin und her. So wird ein vordergründig konventioneller Rocksong bei genauerem Hinhören zur instrumentalen und stilistischen Fundgrube. Ähnliches Lob verdient das Drumming auf „Few“, welches vielseitig und mit allerlei Finessen und zusätzlichen Perkussionselementen gespickt, dem Album klar seinen Stempel aufdrückt. Nachhören lässt sich das einerseits im extrem reduzierten „Call Ins“ oder aber wenn HE IS LEGEND zum Ende des Albums dem grungig angeschwärzten Alternative Metal mit „The Garden“ huldigen.
So spannend kann zugängliche Rockmusik sein
Am vollständigsten kulminiert die ganze stilistische Bandbreite von HE IS LEGEND wohl in „Fritz The Dog“. Knapp drei Minuten lang zeigt eine außergewöhnlich talentierte Band hier, wie spannend man durchaus zugänglichen aber nichtsdestotrotz harten Rock gestalten kann. Auch wenn vor allem die weiter oben angesprochenen Durchschnittsmomente in der ersten Albumhälfte den Gesamteindruck etwas herunterziehen, ist „Few“ trotz seiner Vielfältigkeit ein kohärentes und überzeugendes Gesamtwerk geworden. Man kann nur hoffen, dass HE IS LEGEND diesem nicht alsbald den nächsten Hiatus folgen lassen. Es wäre schade um diese herausragende Band.
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