HB - Frozen Inside

Review

Finnland ist musikalisch immer mal wieder für Überraschungen gut, wobei diese Überraschungen – wie im Falle von HB – nicht immer positiv zu sehen sind. Denn HB fühlen sich dort zu Hause, wo NIGHTWISH vor über zehn Jahren bereits gewesen sind: im symphonisch-prunkvollen Metal mit gelegentlichem Ausflug in (hier) ekelhaft-süß-klebrige Gothic- bzw. Power-Metal-Gefilde. Dabei versteht sich von selbst, dass auch bei WITHIN TEMPTATION nicht haltgemacht wird. Der Clou bei HB ist allerdings, dass (spätestens) in jeder zweiten Textzeile Gott gelobtpreis wird, bis auch der letzte Zweifler überzeugt sein und auch der letzte Sünder auf die Knie sinken und um Vergebung bitten müsste. Müsste – denn HB übertreiben es mit ihrer missionarischen Überzeugungsarbeit so penetrant, dass mir bei Textzeilen wie „Lord is your shepherd“ und „Jesus loves you“ beinahe ekliger Weihrauchgeruch in die Nase steigt und mich ein Schwindel ganz nah an der Grenze zur Ohnmacht überkommt.

Wären diese plumpen Texte also etwas geschickter verpackt, wie es so manche schwarz angehauchte Combo subtil herausarbeitet, könnte man durchaus mit sich reden lassen, denn musikalisch gehen HB aufs Ganze. Zwar stehen hier wie bereits erwähnt hauptsächlich Bands wie NIGHTWISH und WITHIN TEMPTATION Pate, aber die Umsetzung ist durchaus als gelungen zu sehen: zu keiner Zeit eigenständig und daher völlig ohne Seele, aber ihre Instrumente beherrschen die vier Jungs ohne Zweifel. Ärgerlich nur, wenn sich Sängerin Johanna Aaltonen wie zum Beispiel bei „It Is Time“ so dermaßen an Sharon den Adels Gesangsstil versucht, dass ihr Bemühen bereits fast an Frechheit grenzt. Dabei klingt der a capella vorgetragene Opener durchaus – lässt man auch hier wieder die nicht gerade einfallsreichen Lyrics beiseite – vielversprechend.

HB sind sicherlich technisch versiert, was auch die erträgliche Produktion unterstreicht, aber textlich und kompositorisch sollte sich der Fünfer aus Kanta-Häme unbedingt etwas mehr einfallen lassen als simples Kopieren von Melodien und Ideen bereits bekannter Gruppierungen und ein Herunterzitieren von Bibelzitaten und christlicher Propaganda, ohne auch nur einmal ansatzweise nach links oder rechts zu schauen. Musikalische Kreuzzüge benötigt die Welt nämlich genauso wenig wie muslimischen oder allgemein religiösen Fanatismus oder sektiererisches Verhalten jeglicher Couleur.

20.10.2008
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