Hawthorne Heights - Fragile Future

Review

Für HAWTHORNE HEIGHTS musste nach dem plötzlichen Tod des Gitaristen Casey Calvert schnellstmöglich eine Entscheidung her, die die übliche Frage „aufhören oder weitermachen“ zu beantworten vermochte. Die drei Gitarristen hatten in der Vergangenheit einen Teil der Besonderheit der Band ausgemacht, und die letztendliche Entscheidung fürs Weitermachen veranlasste die Band aus Dayton, Ohio zu ein paar minimalen Umstrukturierungen. Die gebrüllten Vocals, die bisher von Casey übernommen wurden, hat man auf der neuen Scheibe nicht ersetzt, sondern konsequenterweise einfach weggelassen, und auch auf instrumentaler Basis mussten ein paar Abstriche gemacht werden, wenn man, so das Vorhaben, Casey nicht durch irgend jemand Anderen austauschen wollte.

So fehlen der neuen Scheibe „Fragile Future“ vielleicht ein paar technische Auswüchse, die allerdings, wenn man ehrlich ist, bei HAWTHORNE HEIGHTS noch nie das Hauptaugenmerk der Kompositionen waren. Das lag bisher immer auf eingängigen Gesangsmelodien und auf Songs mit Hitpotenzial, und das tut es auch diesmal. Nicht nur der Albumtitel greift die Metapher der inneren Leere nach einem Schicksalsschlag auf, auch inhaltlich scheinen sich einige Nummern mit dem Verlust des Freundes zu befassen, „Four Become One“ oder „Sugar In The Engine“ etwa. HAWTHORNE HEIGHTS waren zu Beginn ihrer Karriere vor sieben Jahren noch eindeutiger Teil der neuen Emo-Bewegung, doch, unabhängig von der Tatsache, dass diese Schublade von den Labels mittlerweile weitestgehend gemieden wird, bewegen sie sich nun in einem musikalischen Feld, das wohl mit „emo-beeinflusster Alternative Rock“ noch am ehesten zu beschreiben ist. Ohne ihren einstigen Haupteinfluss zu verleugnen (was besonders beim Gesang von JT Woodroff deutlich wird), sind die großen Highlights auf „Fragile Future“ (von denen es einige gibt!) in erster Linie eingängige Rocksongs mit Ohrwurmqualität. Nicht selten auch an der Grenze zur Radio-Tauglichkeit, oder diese gar mal überschreitend. „Rescue Me“, „Somewhere In Between“ oder der Opener „The Buisness Of Paper Stars“ lassen sich in etwa mit der Musikalität neuerer FUNERAL FOR A FRIEND mit dem Zusatz von Post-Hardcore-lastigen Punk-Einflüssen vergleichen. Diese werden auch bei einer Nummer wie „Corpse Of Corpses“ besonders deutlich, die in den Hooklines schon die Luft kalifornischer Westküsten-Romantik atmet.

HAWTHORNE HEIGHTS beschränken sich also aufs Wesentliche, und trotz ein oder zwei Hängern im Songmaterial und den angesprochenen Fehlen technischer Auswüchse, die das ganze Werk manchmal etwas kalkuliert und einseitig erscheinen lassen, haben sie das , wonach ihnen offensichtlich der Sinn steht, wieder einmal gekonnt umgesetzt. „Fragile Future“ hat Songs am Start, die man sich merken kann, die nicht einfach vorbeirauschen, sondern mit ihrem Hitcharakter ein kleines Zeichen setzen. Das ist nicht außergewöhnlich, innovativ oder in besonderem Maße beeindruckend – aber es ist eine Garantie für gute musikalische Unterhaltung. Und dies muss man anerkennen – von Vorurteilen gegenüber aktuellen Strömungen mal völlig losgelöst.

25.09.2008
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