Havukruunu - Tavastland

Review

Soundcheck Februar 2025# 2 Galerie mit 13 Bildern: Havukruunu - Wacken Open Air 2023

„Pagan Metal? Da soll ich reinhören – ich dachte der wäre mindestens seit zehn Jahren tot?“ So ähnlich fiel die Reaktion des Rezensenten nach der Empfehlung, unbedingt mal in „Uinuos Syömein Sota“ von HAVUKRUUNU rein zu hören, aus. Zugegeben, das macht mich zum Spätzünder, denn die Finnen hauen bereits mindestens seit 2015 (Demos und EPs mitgerechnet seit 2007) starke Releases raus und sind eben ganz weit weg von allem mit dem Prädikat „Pagan“, von dem sich der geneigte Musikconnoisseur mit schaudern abwendet (hier wird wohl ein Euro in die Bierkasse für öffentlich zur Schau gestellten Elitarismus fällig). HAVUKRUUNU sind Old School pur, rau wie die besungene Natur Finnlands und meistens halt einfach ziemlich cool. Gilt das auch für den vierten Longplayer „Tavastland“?

HAVUKRUUNU – Können die hohen Erwartungen erfüllt werden?

Gleich vorweg: Die Beziehung zwischen Rezensenten und „Tavastland“ ist nicht unbedingt einfach. Mit unbändiger Vorfreude wird der Play-Knopf gedrückt und nach gut 50 Minuten stellt sich erst einmal Ernüchterung ein. Warum? Klassischer Fall von übertriebener Erwartungshaltung? Jein! Eine Entwarnung kann aber direkt gegeben werden: Grobe Schnitzer leisten sich Stefa, Bootleg-Henkka, Humö und Kostajainen nicht. Fistraising ist angesagt, „Tavastland“ bewegt sich irgendwo zwischen klassischem Pagan Black Metal der Marke MOONSORROW und BATHORY und für Sellout-Verschwörungstheoretiker: Auch der Wechsel von Naturmacht zu Svart Records hat keine musikalischen Auswirkungen. Außerdem beweisen HAVUKRUUNU wieder einmal genau das richtige Händchen dafür, wie weit man das Thema Lo-Fi-Sound treiben sollte und schaffen es erneut, die Balance zwischen Rohheit und Druck gekonnt zu wahren.

Der größte Unterschied zwischen „Uinuos Syömein Sota“ und „Tavastland“ besteht wohl darin, dass ersteres deutlich plakativer war, einen sofort im Sturm der Begeisterung mit Schwert bewaffnet in die finnischen Wälder ziehen lässt, während die aktuelle Scheibe etwas mehr in die Kategorie Grower fällt. Alle Trademarks, die Mitgröl-Chöre, BATHORY-Epik, ausladende Soli und ohne Ende Fistraising-Passagen sind natürlich wieder vorhanden. Da sind aber eben auch die anstrengenderen, auf den ersten Blick unzugänglicheren Passagen, wie zu Beginn von „Havukruunu Ja Talvenvarjo“, die einen als Hörer erst einmal fordern, bevor einen die nächste hymnische Passage mitnimmt und daran erinnert, wo man eigentlich gerade war.

„Tavastland“ ist also etwas komplexer geraten, mehr typisches Konzeptalbum (es geht um den Aufstand der Einwohner der historischen Region Tavastland gegen die christliche Invasion 1237), etwas weniger „hitlastig“ als sein direkter Vorgänger, ohne aber wirklich schwächer zu sein. Etwas unwirscher, wieder ein wenig stärker auf die Raserei setzend, wird Epik wieder punktueller statt flächendeckend eingesetzt. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden.

Die richtige Einstellung – „Tavastland“

„Tavastland“ fordert dem Hörer ein klein wenig mehr Geduld und Durchhaltevermögen ab, bevor es zündet. Da man dieser Art Alben ja in der Regel die längere Halbwertszeit zuschreibt vielleicht ein gutes Omen für HAVUKRUUNU!? Verschroben wie seine Vorbilder aus vergangenen Zeiten kann auch Album Nummer vier der Finnen das hohe Niveau seiner Vorgänger halten – ob es noch einen drauf setzen kann bleibt am Ende Geschmackssache.

Weiterhin gilt: Diese Jungs schaffen es mit der richtigen Einstellung, der richtigen Optik und dem richtigen Sound einer totgeglaubten Stilrichtung wieder neues Leben einzuhauchen und so gilt auch für „Tavastland“ wieder eine unbedingte Kaufempfehlung. Wo sich die Platte letztlich in der Diskografie einsortieren wird, kann wie immer nur der Zahn der Zeit zeigen.

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20.02.2025

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1 Kommentar zu Havukruunu - Tavastland

  1. Vinceprince1 sagt:

    Das Album macht richtig Spaß!

    9/10