Havoc Unit - H.IV+

Review

Einen wirklich abgefahrenen und äußerst kranken Bastard haben die Finnen HAVOC UNIT hier zusammengeschraubt. „h.IV+“ schimpft sich das Album und beherbergt brachiale Riffs in Kombination mit hammerharten Industrial-Metal-Sounds. Die Band schreckt auch vor elektronischen Spielereien und etlichen Samples nicht zurück, die das Ganze jedoch keineswegs verweichlichen oder zu plastisch erscheinen lassen.

Dass HAVOC UNIT bis auf die selbst gezupften Saiten und einigen Beats weitestgehend künstliche Musik produzieren soll uns hier nicht stören, denn der Durchschlagsfaktor ist schon enorm. Mit rauem, hartem Gesang, der auch gerne mal extrem verzerrt wird, ekelt sich die Truppe durch die Runde dunkler Gestalten und verstört den Hörer dabei mit musikalischem Chaos und kalten Maschinen-Sounds, aber auch mit beängstigenden Samples und monotonen Rhythmen.

Auch wenn es zwischenzeitlich ein paar Momente auf dem Album gibt, in denen der Spannungsbogen etwas abfällt, kann das Material insgesamt gesehen mitreißen. Nach dem vierten Track schleicht sich ab und zu ein leichtes Déjà-vu-Erlebnis bei mir ein, was mutmaßen lässt, dass der Band wohl mit zunehmender Kompositionsdauer die (für dieses Album) innovativen Ideen ausgegangen sind, was aber der Power des Albums keinen Abbruch tut. Die Herangehensweise der einzelnen Stücke ähnelt sich oft und es scheint, als wenn HAVOC UNIT zu schnell ihr gesamtes Repertoire an Pulver verballert haben und über die komplette Spielzeit dann einfach immer wieder dasselbe Rezept benutzen. Da wäre sicher noch mehr drin gewesen…

Nichtsdestotrotz gehen HAVOC UNIT, das muss man ihnen zugute halten, sehr eigenwillig und unüblich zur Sache. Welche Band schafft es heute schon noch, mit unheimlichen Keyboardsounds den Hörer zu begeistern, ohne dass diese albern klingen?!
Der Wille zum unüblichen Weg soll hier außerordentlich belohnt werden und angesichts der Umsetzung, die sich sehen, bzw. eben hören lassen kann, haben HAVOC UNIT für ihr erstes Album das Meiste richtig gemacht.

Für alle, die mal wieder Musik wollen, die nicht an jeder Straßenecke oder in jeder Szenekneipe gedudelt wird, dürften HAVOC UNIT einen frischen Wind darstellen, der anfänglich auch absolut zu begeistern weiß und nachhaltig nur bei dem einen oder anderen denselben Effekt hervorrufen dürfte wie bei mir. Checkt diese Scheibe auf jeden Fall an, vielleicht wird sie ja die neue Offenbarung für euch. Das Zeug dazu hat sie jedenfalls. Also: Mut zur Industrie.

12.04.2008
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