Hand aufs Herz: Was will der geneigte Hörer von HATESPHERE geliefert bekommen? Verträumtes Geschwurbel? Minutenlanges Gerfrickel? Vertrackte Rhythmen und stilistische Vielfalt? Wohl kaum. Vielmehr – und da solidarisiert sich der Rezensent vorbehaltlos mit der Zielgruppe – soll es knackig-zackig auf die Omme geben. Eben so, wie das früher und auch zuletzt meist der Fall war. Den ganzen Scheiß da draußen ausblenden, die Anlage aufwurzeln – und einfach mal 40 Minuten abschalten und gepflegt den Wirsing rütteln. Stakkato, olé.
Die derben Dänen lassen sich nicht zweimal bitten – und hämmern ohne Umschweife mit „The Executioner“ los. Der Track steht dabei durchaus repräsentativ für das gesamte bisherige Schaffen der Band: Rotzig-angethrashte, aber keineswegs altbackene Riffs treffen auf stoisch kloppende Drums und angepisstes Gebell, wobei die Nummer sich geschickt zwischen Uptempo und Groove bewegt. Mit „Lines Lost Lives Lost“ (inklusive fettem Schlussriff) und „Head On A Spike“ schieben HATESPHERE im Anschluss gleich zwei weitere Hochkaräter hinterher, letzterer überrascht dabei mit melancholischem Auftakt und fast schon eingängigem Refrain, bei dem der ansonsten eher polternd agierende Front-Derwisch Esben „Esse“ Hansen eine gänzlich andere, melodischere Seite von sich zeigt, dabei aber durchaus überzeugen kann. Nicht zum ersten Mal im Verlauf der Scheibe flattert zudem hier und da der greise Geist THE HAUNTEDs vorbei – es gibt sicher miesere Komplimente.
Mit „The Longest Haul“ leisten sich HATESPHERE dann allerdings einen kleinen Fehltritt: Zu recht einfältigen Textzeilen („Fifteen years of death and destruction…raise him from the dead…blabla„) groovt die Nummer zunächst vielversprechend drauflos, entpuppt sich im weiteren Verlauf aber als ziemlich spannungsarm – ein typischer Quoten-Stampfer eben, der hinsichtlich des Gesamttempos für Abwechslung sorgen soll, letztlich aber orientierungslos zwischen SLAYER-Reminiszenzen und unförmigem Riffing dahineiert, wobei wenig bis gar nichts hängenbleibt. Im Anschluss besinnen sich die Dänen dankenswerterweise auf das, was sie am besten können – und feuern Granaten wie das rasende „Your Sad Existence“ (der vielleicht besten Song der Scheibe) und den mit melodeathigem Refrain und herrlich dissonantem Zwischengeriffe ausgestatteten Titeltrack ab. Beim flotten „Master Of Betrayal“ zeigen Bandboss Peter Lyse Kamark und Kollegen dann nochmals, dass rohe Gewalt und Atmosphäre durchaus in einem stimmigen Kontext zusammenfinden können – starker Track! Und auch das etwas sanftere Interlude „On The Shores Of Hell“ rechtfertigt sein Vorhandensein mit stimmungsvoller Melodiearbeit.
Insgesamt liefern HATESPHERE nach dem großartigen „Murderlust“ die nächste starke Scheibe ab. Dabei vermengen die Dänen ihre Wut wie schon auf dem Vorgängerwerk durchaus auch mit atmosphärischen Elementen, was in den meisten Fällen bestens funktioniert. Zudem zeigt Fronter Hansen seine bis dato beste Gesangsleistung und dürfte nun auch den letzten Zweifel an seiner Tauglichkeit widerlegt haben. Am Ende schinden vor allem die schnelleren, ungehobelten Passagen nachdrücklich Eindruck – von denen „New Hell“ ein amtliches Arsenal im Gepäck hat. Folglich dürften die Dänen für viele Mattenrüttler auch in Zukunft die erste Wahl bleiben.
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