Wie soll alternative Musik klingen? Ja, was ist das überhaupt? Erreicht man einen Alternative-Touch, indem man mehr oder weniger elegant auf den Grenzen verschiedener Subgenres balanciert? Schon jetzt ist vollkommen klar, dass eine Bewertung der Musik von HATEFUL ABANDON wenig Sinn ergibt. Entweder man mag es oder man hasst es. Vermutlich. Ein Dazwischen ist nur schwer vorstellbar, weil die „Songs“ (ja, die Anführungsstriche wurden bewusst gesetzt) so speziell sind. Vieles klingt, als hätten HATEFUL ABANDON einfach ein wenig im Proberaum rumgespielt, dann ein paar Experimente am Computer unternommen und das alles irgendwie zusammengefügt. Experimentell? Ganz sicher, immerhin sollen Einflüsse aus dem Post-Punk, Industrial und Black Metal sowie Krautrock zu hören sein. Avantgardistisch? Nicht in meinen Ohren.
Also: Wenn fehlende Songstrukturen alternativ sind, dann, ja klar, ist „liars/bastards“ gut in dieser Kategorie aufgehoben. Doch so wird das Material an sich noch lange nicht gut hörbar. Eher im Gegenteil. Zwar sind einige Nummern stilistisch und atmosphärisch absolut stringent und damit kaum überraschend, fordernd jedoch umso mehr. Weil die Musik meist nur einen Nebenaspekt darstellt und der Fokus auf dunkler Atmosphäre liegt. Vielleicht hat man deshalb auch den Genreversuch „Atmospheric Metal“ im Zusammenhang mit den Engländern gelesen, macht ja Sinn.
Los ging es mit HATEFUL ABANDON 2004, damals noch als Einmannkommando unter der Leitung von Vice Martyr. Der wollte ganz gern mit dem Gängigen in der Musikbranche brechen und so klingt „liars/bastards“ dann auch. Allzu viel Metal wird auch gar nicht geboten, dafür gibt es eine Menge Elektronisches und andere spacige Elemente. „Maze Of Bastards“ baut als viel zu langes Intro (wobei auch die anderen Nummern wie Intros oder Outros oder Zwischenstücke anmuten) gekonnt ein wenig Spannung auf. „Culprit“ tönt dann wie ALCEST auf Elektro, während „High Rise“ mit orientalischen Klängen spielt, bevor leicht verzerrte Gitarren und Geräusche, als würde eine Kreissäge auf Sparflamme laufen, dazukommen. „The Test“? Lässt durch Synthie-Pop-Hingabe an DEPECHE MODE denken – ja, wirklich. Nun ja, den Stiefel ziehen HATEFUL ABANDON bis zum Ende durch und liefern somit ein Album ab, das reichlich Gesprächsstoff, in meinen Ohren aber keine Highlights bietet. Auch die Subjektivität ist hier ganz bewusst gewählt, denn wie schon erwähnt: „liars/bastards“ ist so ein Ambient-Werk, das entweder gefällt oder nicht … vermutlich.
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