Hate - Rugia

Review

Obwohl HATE eine der langlebigsten Extreme-Metal-Combos Polens sind, flogen sie stets irgendwie unter dem Radar und standen im Schatten bekannter Größen wie VADER und BEHEMOTH. Mit letzteren teilen sie sich nicht nur das Gründungsjahr, auch auf diesen Seiten wurde HATE stets eine gewisse stilistische Nähe zu Nergal und Co. nachgesagt, was zugegeben nicht weit hergeholt ist. Mit „Auric Gates of Veles“ konnten sich die Warschauer allerdings durch die deutlichere Ausrichtung hin zum melodischen Black Metal ein wenig von den ewigen Vergleichen freischwimmen. Ob das auf dem Nachfolger „Rugia“ so bleibt, wollen wir nun herausfinden.

HATE üben sich gekonnt im Seitwärtsschritt

Um eines gleich vorweg zu nehmen, auf ihrem zwölften Album tendieren HATE wieder mehr zum Death Metal, eine ordentliche Kelle Black Metal haben sie aber dennoch beibehalten. Inhaltlich greifen die Polen den Ansatz des Vorgängers auf und befassen sich erneut mit der slawischen Mythologie und Sagenwelt. So bezieht sich etwa der Albumtitel „Rugia“ auf die deutsche Ostseeinsel Rügen, für die slawischen Stämme des Frühmittelalters eine heilige Stätte.

Der Titeltrack steigt mit einem mächtigen, von Glockenschlägen begleiteten Eröffnungsriff ein und wechselt schließlich zwischen bitterböser Raserei und bedrohlichem Midtempo. Mehr als einmal hört man unterbewusst Gabriel in seine Trompeten blasen. „The Wolf Queen“ erhöht das Tempo und gibt sich angriffslustig; ein Ansatz, dem auch das etwas Black-Metal-lastigere „Exiles of Pantheon“ folgt.

Besonders die zeitweise an IMMOLATION erinnernden kreischenden Gitarren tauchen im weiteren Verlauf des Albums immer wieder auf und bereichern „Rugia“ um eine wilde, ungezügelte Note. Diese vermischt sich mit der machtvollen Dampfwalzenpower von Monstern wie „Saturnus“, „Velesian Guard“ und „Sun of Extinction“ zu einem gleichermaßen drückenden wie explosiven Gebräu. Das finster melodische „Resurgence“ und der schwarzmetallisch knüppelnde Rausschmeißer „Sacred Dnieper“ schließen den Kreis zum Vorgängeralbum und machen aus „Rugia“ eine runde Angelegenheit.

Nicht alles neu, aber vieles besser

Auch bei ihrem zwölften Streich werden sich die Polen vereinzelte Vergleiche mit anderen Bands gefallen lassen müssen, das bleibt nunmal nicht aus. Besonders die viel zitierten BEHEMOTH-Parallelen finden sich aber hauptsächlich im Gesang von Adam „ATF Sinner“ Buszko, dessen Stimmlage und Intonation der Nergals nun mal sehr ähneln. Auf rein musikalischer Ebene gehen HATE heutzutage jedoch härter und gradliniger ans Werk als die Kollegen aus Gdańsk und gewähren zudem den Black-Metal-Elementen deutlich mehr Spielraum.

So stellt „Rugia“  im bisherigen Schaffen von HATE durchaus eine Art Befreiungsschlag dar, ohne dabei erkennbare Fremdeinflüsse ganz auszuklammern. Das neue Album klingt so, als hätte die Band innegehalten und sich auf die stärksten Momente ihrer Karriere besonnen, um mit den gewonnenen Erkenntnissen ihr bisher eigenständigstes und reifstes Werk zu erschaffen. Jedenfalls spielen HATE anno 2021 problemlos auf Augenhöhe mit der Konkurrenz und haben sich mehr Aufmerksamkeit redlich verdient.

08.10.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

Exit mobile version