Hate Eternal - Upon Desolate Sands

Review

Die Florida-Death-Metal-Institution HATE ETERNAL um Produzenten- und Musiklegende Erik Rutan legen mit „Upon Desolate Sands“ drei Jahre nach „Infernus“ ein neues Album vor. Konnte dieses bei uns noch eine hohe Wertung einfahren, stieß es vielen alten Fans ein wenig vor den Kopf: Sperriger, nicht sofort ins Ohr gehend, die Produktion war weniger „durchschlagend“. Genau genommen folgt „Upon Desolate Sands“ diesem von „Infernus“ eingeschlagenem Weg: Ein wenig verkopfter, mehr hintergründige Melodien und Stellen, die sich nicht vorschnell erschließen. Das alles zwischen dem zu erwartenden Geprügel von HATE ETERNAL in etwas organischerer Produktion. Im Besetzungs-Karussell hat sich Schlagwerker Chason Westmoreland (ex-BURNING THE MASSES, ex-THE FACELESS, EQUIPOISE) verabschiedet und Hannes Grossmann (ex-OBSCURA, ALKALOID, BLOTTED SCIENCE) vertritt diesen mehr als würdig.

 

„Upon Desolate Sands“ – Sperriger und kürzer als Vorgänger „Infernus“

Opener „The Violent Fury“ und auch „What Lies Beyond“ rauschen noch ein wenig über einen hinweg zu Anfang, ehe sich durch die überraschenden (und eindeutig zu kurzen) melodischen Schlussparts in eben „What Lies Beyond“ oder etwa“Vengeance Strikes“  die ersten Haken ins Gehör schlagen. „Nothingness Of Being“ ist ein erdrückender Midtempo-Stampfer, von dem MORBID ANGEL wünschen würden, sie hätten ihn etwa auf „Kingdoms Disdained“ hinterlassen. HATE ETERNAL spielen MORBID ANGEL mittlerweile besser als das Original. „All Hope Destroyed“ bleibt hauptsächlich beim Sprung an die Kehle, kommt aber auch mit schwerfälligeren Parts zwischendrin daher und klingt mit einem Solo aus, das einem die Kinnlade runter klappen lässt. Zusammen genommen ein zünftiges Pfund in der Mitte des Albums, was den Patienten verlässlich im Koma nach vorherigem bewusstlos schlagen liegen lässt und wahrscheinlich die besten Songs des Albums mit dem Titeltrack bilden.

„Dark Age Of Ruin“ schreitet sowohl fies dissonant als auch majestätisch stampfend voran und „Portal of Myriads“ haut einen nach falsch in Sicherheit wiegendem Intro mit technischem Irrwitz aus den Latschen, bleibt aber immer nachvollziehbar. Das scharfe Stakkato-Riffing im Titeltrack, zu dem sich Gastsängerin Małgorzata „Maggie“ Gwóźdź im orientalisch gestimmten Intro und Outro durch verhalltes Säuseln gesellen darf, lässt gleichermaßen in kurzen Teilen sowohl NILE, als auch BLOODBATH oder BEHEMOTH zu „Demigod“-Zeiten als Referenz  in den Kopf kommen. Mit „For Whom We Have Lost“ lässt sich dann, ähnlich wie beim Vorgänger, zum Schluss nochmal ein wenig Melodie und Epik vernehmen. Einziges Manko: Die kurze Spielzeit von knapp über 3 Minuten lässt das ganze mehr wie einen Cliffhanger wirken, da das Album auch insgesamt ein wenig kürzer geraten ist als die Vorgänger.

HATE ETERNAL holen wieder den Prügel aus dem Sack – wenn auch mit Abstrichen

Statt dem gewohnten Geprügel bleiben auf „Upon Desolate Sands“ eigentlich eher die schweren, massiven Songs wie „Nothingness of Being“ und „All Hope Destroyed“ hängen. Trotz durchgetretenem Gaspedal war der Vorgänger  „Infernus“ dank pfiffigen kleinen Ideen, die sich hauptsächlich über hintergründige Melodien äußerten, aber wesentlich nachhaltiger. Jeder Song hatte eine Stelle oder Melodie, die man in Erinnerung behielt. Melodie gibt es auch auf „Upon Desolate Sands“ zu vernehmen, allerdings weniger als Hook in den Songs und mehr als zusätzliches Schmankerl. So bleiben weniger große Momente auf „Upon Desolate Sands“ hängen, was sich ebenso wie „Infernus“ erst nach ein paar Hördurchgängen wirklich entfaltet. Alles in allem ist auch „Upon Desolate Sands“ mal wieder produktionstechnisch und instrumental ein absolutes Sahnehäubchen, allerdings wirklich ein wenig zu sperrig und verkopft um vom Brutalo-Fan bis zum technischen Geek alle zufrieden zu stellen. Liebhaber des Vorgängers machen wenig verkehrt, auch wenn HATE ETERNAL hier nicht mit ganz so viel Finesse das Mett zusammendrischt.

 

19.10.2018
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