Harpyie - Blindflug

Review

Galerie mit 19 Bildern: Harpyie – Hörnerfest 2023

„HARPYIE sind neu,“ verspricht der Beipackzettel, „HARPYIE sind anders und frisch“ – das mag ja alles sein, aber das alleine ist nunmal noch lange kein gutes Kaufargument. Und so sehr ich auch suche, ein besseres findet sich im gesamten Verlauf des Debütalbums „Blindflug“ nicht. So sehr ich mich auch bemühe, irgendwelche verborgenen Qualitäten des Septetts zu entdecken, es gelingt mir einfach nicht. HARPYIE sind nur eine weitere Mittelalter-Rock-Band, die Genre-Größen wie IN EXTREMO selbst dann nicht das Wasser reichen können, wenn diese gerade einmal merklich schwächeln.

Rein instrumental macht man nicht allzu viel falsch. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente und erzeugen einen recht harmonisches Klangbild, in dem weder Geige und Dudelsack, noch bratende Gitarrenriffs zu kurz kommen. Allerdings klingt das meiste davon reichlich austauschbar, als hätte man sich aus einem Fundus ausgemusterter IN-EXTREMO-Ideen bedient. Die eigene Note will nicht so recht durchscheinen, was zusätzlich von einer recht kraftlosen Produktion unterstrichen wird. Und dann sabotieren sich HARPYIE auch noch selbst mit Songwriting-Fehlgriffen wie dem akuten Brechreiz verursachenden Kinderstimmen-Echo beim Refrain des Rattenfänger-Songs „Hundertdreyssig“.

Das größte Manko an „Blindflug“ stellt jedoch der Gesang dar – und das gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen fehlt es dem stets leicht neben der Spur tönende und in seinen arg bemüht wirkenden Phrasierungen weit über das gesunde Maß an Theatralik hinausschießende Frontmann „Aello die Windboe“ an Technik und Charisma gleichermaßen. Zum anderen wirken die Texte reichlich unbeholfen und im günstigsten Falle unfreiwillig komisch. Spätestens wenn der Refrain von „Die Tanzende Schlange“ bei einem kleinen Elefanten angekommen ist, lässt sich das, was vermutlich besonders künstlerisch gemeint ist, beim besten Willen nicht mehr Ernst nehmen.

Respekt ringt mir lediglich ab, dass HARPYIE in ihren Liedern nicht den leisesten Hauch von Selbstironie erkennen lassen. Sie scheinen wirklich hinter dem zu stehen, was sie auf „Blindflug“ fabriziert haben. Dabei ist das Resultat im besten Falle noch als halbgar zu bezeichnen und wo man gute Ansätze erkennen kann, mit denen sich die Band von anderen Mittelalter-Rock-Acts abheben könnte, fehlt es am Mut, einen eigenen Weg einzuschlagen. Da passt es irgendwie auch ins Bild, dass der Federbesatz auf den Brüsten der Cover-Vogelfrau in der Gesamtkomposition des eigentlich recht schicken Artworks so deplatziert wirkt, dass es stark nach einer nachträglich eingefügten Zensurmaßnahme riecht.

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10.07.2012

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