Harpoon - Deception Among Birds

Review

Meine Fresse – was ist das denn? „Post-Grind“? „Doom Grind“? „Thrash Grind“? Ganz egal, in welche Schublade man das Zweitwerk der drei verrückten Typen aus Chicago steckt, HARPOON sind … anders.

Von vorne: Nach einer Demo, zwei Split-Veröffentlichungen (mit EYES und LOCRIAN, falls das jemandem etwas sagt) sowie einem Debütalbum („Double Gnarly / Triple Suicide“ von 2009) veröffentlicht die erst 2007 gegründete Band nun bereits ihren fünften Output. Quantität statt Qualität also? Ohne die vorherigen Veröffentlichungen der Band zu kennen, kann ich über „Deception Among Birds“ nur sagen: Nein. HARPOONs Zweitwerk kann interessante Wendungen, ein angeprogtes Songwriting, einen klasse Sänger und einige abgefahrene Ideen auf der Haben-Seite verbuchen, sodass die kurzen Veröffentlichungsintervalle schon einmal nicht auf die musikalische Qualität geschlagen zu haben scheinen.

Es ist ein recht chaotischer Mix, den uns die drei Herren aus den Vereinigten Staaten da anbieten – Grindcore wollen HARPOON nach allem, was man im Netz findet, zu urteilen sein, und ja, das Grundgerüst des doch recht eigenen Sounds der Band ist Grind, auch, wenn es auf „Deception Among Birds“ nur wenig Blasts und Gepolter gibt. Dafür hat man leichte Thrash-Metal-Einflüsse mit eingetütet (die allerdings auf dem Debütalbum stärker gewesen zu sein scheinen) und obendrein gibt es noch dadurch, dass das Album überwiegend eher zurückhaltend, zäh fließend klingt als nach vorne weg groovend, ein gewisses Doom-Feeling. Das Ganze verbunden mit dem für dieses Genre ungewöhnlichen Gitarrenspiel und der Betonung auf Atmosphäre, Klangbilder etc., lässt dann auch das momentan so oft zitierte „Post-“ zu. Und ja, tatsächlich, „Post-Grind“ scheint mir die sinnvollste Bezeichnung zu sein, um „Deception Among Birds“ zu beschreiben.

Irgendwelche Haken? Ja: Dieser Mix funktioniert – zumindest im Falle von HARPOON – nicht ganz so gut, wie er sich liest. Knappe 38 Minuten läuft „Deception Among Birds“ nur – und trotzdem wirkt das Album zum Ende hin ein bisschen ermüdend. Dafür fehlt letztlich doch noch die Menge an zündenden Ideen, die mich dazu zwingen, dabeizubleiben. Ein nicht ganz so dünner, kalter, old-school-artiger Sound für dieses rein musikalisch eher auf eine warme, verschwitzte Atmosphäre ausgelegte Album wäre da vielleicht auch hilfreich gewesen. Und ein echtes Schlagzeug, denn obwohl der Drumcomputer hervorragend programmiert ist, merkt man doch, dass gerade dieses Album ein dynamischeres Schlagzeugspiel hätte gebrauchen können.

Trotz der angesprochenen Mängel ist „Deception Among Birds“ allerdings ein gutes Album geworden und HARPOON dürften mit das Interessanteste sein, was der amerikanische Grindsektor momentan zu bieten hat. Bleibt nur zu hoffen, dass das Gesamtwerk nächstes Mal etwas runder ausfällt.

25.10.2011

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