Harm - October Fire

Review

Es wäre nur halb so traurig, wenn HARM aus Norwegen Newcomer wären. Leider hat sich die Band bereits 1997 gegründet und mit dem aktuellen Album „October Fire“ sollte somit schon ausgereifte Kost geliefert werden. Oder Material, dass irgendeinen Hauch von Eigenständigkeit aufweist. Aber selbst mit heruntergeschraubten Ansprüchen und mit der sicheren Gewissheit, dass im Thrash Innovation eher klein geschrieben wird, muss man feststellen, dass sich die grobe halbe Stunde ganz schön zieht. Und zwar nicht, weil HARM ihre Instrumente nicht bedienen könnten, halsbrecherische Attacken finden sich massig auf „October Fire“ und wer sich seit fast 20 Jahren mit Musik befasst, erreicht zwangsläufig eine gewisse handwerkliche Qualität.

Besser einmal gut zielen, statt ohne Plan zu ballern

Via Streufeuer ballern HARM eine Passage nach der anderen aus der Anlage, streckenweise total wahllos. Gezielte druckvolle Schüsse wäre sinnvoller gewesen. Selbst wenn die Übergänge größtenteils passen, dann wirkt doch alles auf „October Fire“ sehr zerrissen und unstimmig. Dem Hörer bleibt scheinbar jede Möglichkeit zum Andocken verwehrt, genießbar sind HARM wirklich nur bezogen auf ihre Aggressivität. Parolen oder prägnante Stellen, die den Hörer packen, sucht man leider vergeblich. Und wenn sich der Staub gelegt hat und HARM Ansätze von Kreativität zeigen, dann mauern sie sich umgehend durch Hall, übertriebene Effekte und noch dazu spannungsarme Soli wieder ein.

Es drängt sich förmlich auf, dass „October Fire“ von der Band in erster Linie spontan gehalten werden sollte, dass sie ihre Energie einfangen wollten. Einzig dem Gesang von Steffan Schulze kommt das zugute. Zumindest krakeelt er so fies und grantig, als ob sich die gute Laune schon vor langer Zeit verabschiedet hat. HARM empfehlen sich ansonsten als Anheizer oder für einen gezielten Absackerabend, für mehr aber nicht. Wenn euch das reicht, reingehauen. Hätten man sich in Ruhe nochmals an das Material hingesetzt, einiges gestrichen und an vielem gefeilt, dann hätte man sicher eine größere Zielgruppe erreichen können.

07.08.2016
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