Harm - Cadaver Christi

Review

Grob gehackter Nackenmuskel, geröstet auf dem Höllenfeuer, gewürzt mit tiefschwarzer Kriegsasche – welcher Todesmetaller mag das nicht? HARM servieren es! In zehn zerbrechenden Halswirbeln, die in bester Oldschool-Manier knacken. Die Berliner stehen auf AUTOPSY, GRAVE, UNLEASHED, ENTOMBED, MASTER und Konsorten. Hört man auch! Wer ähnlich tickt, versteht das schon mal als klare Empfehlung, sich „Cadaver Christi“ reinzufahren.

Den Anfang macht ein inhaltlich recht deutliches Jack-the-Ripper-Intro, das von abgetrennten Nasen und von einer übers ganze Zimmer verteilten Hure erzählt. Messerschleifgeräusche werden prompt vom musikalischen Massaker abgeschnitten, und der erste heftige Nackenbrecher stürmt los. Es riecht schon mal nach totem Elch, und die Stimme erinnert an Martin van Drunen von ASPHYX – so kann’s gern weitergehen!

Apropos Stimme: Trotz kompromissloser Räudigkeit sind viele Textteile gut verständlich. Und wer genau hinhört, wird sich schnell über das konzeptionelle Wirrwarr wundern. Das Ripper-Thema wird nicht mehr aufgegriffen, stattdessen folgt mit dem schnellen „Burn The Saints“ und dem Titelstück ein lyrisch unkaschierter Doppel-Hammer in Richtung Christentum. „Drivers Of Death“ überrascht mit einem Exkurs Richtung Banshee-Mythos und durch einen Wechsel von Melodie-Ansatz und simplem Nackenbrecher-Riff. „Blood For God“ gibt sich etwas zeitgenössischer und behandelt den Terror, verzichtet aber auf seriöse Gesellschaftskritik und zerstampft sowohl textlich wie instrumental mit fettem Groove und treibenden Parts. Mit „Harmageddon“ wird es apokalyptisch und zunächst schleppend, ja fast schon doomig. Natürlich zieht das Tempo wieder an, um der Gesamt-Zerstörung nicht den Hauch einer balladesken Stimmung zu verleihen. „When The Tigers Roar“ macht als wohl rasantester Track richtig Laune und läutet wieder eine neue Thematik ein: Krieg. Im „Nuclear Holocaust“ verbirgt sich das stärkste Riff des Albums, und ganz zum Abschluss soll’s dann erneut blasphemisch werden – „Cross Desecration“ beschließt den Todesreigen und bündelt noch mal alles, was „Cadaver Christi“ ausmacht: Geschwindigkeit, Heavyness, effektiv-simples Riffing. Es verwundert kaum, dass „Satan“ das letzte Wort der Platte ist, extra betont durch ein Dreifach-Echo. Verdammt noch mal, hab ich Lust auf weiteres Nackenknirschen!

06.11.2013
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