HARKANE existieren zwar bereits seit 2014, in Sachen Releases wurde es aber erst ab 2020 richtig interessant. Schon auf ihrem ersten Album „Fallen King Simulacrum“ befassten sich die Italiener nicht etwa mit der römischen Geschichte, sondern vielmehr mit der griechischen Mythologie. Auch auf dem neuen Longplayer „Argo“ wird daran festgehalten. Ob die Mischung aus melodischem Black- und Death Metal etwas kann und warum die Bandfotos eigentlich so verdammt an die Bildästhetik von BEHEMOTH erinnert – wir klären das.
HARKANE – Hang zum Bombast
Oft sind die „For Fans Of“-Angaben in Promo-Sheets nicht nur ziemlich hoch gegriffen, sondern auch recht weit weg von der Realität. Wenn das Label hier aber als Vorbilder von HARKANE Bands wie BEHEMOTH, FLESHGOD APOCALYPSE und SEPTIC FLESH anführt, trifft das den Nagel exakt auf den Kopf. Die größte Ähnlichkeit besteht hierbei vor allem zu Nergal und Co., nicht nur was die schon angesprochene Ästhetik angeht. Songs wie „The Oracles Of Pelias“ erinnern stellenweise schon frappierend an die Polen, gerade wenn man deren Hang zum Bombast auf den letzten beiden Platten im Hinterkopf behält.
Auch HARKANE können sich nicht so recht entscheiden, ob sie dem Schwarzmetall oder dem Todesblei frönen wollen, wobei letzterer eben stark den Landsleuten von FLESHGOD APOCALYPSE oder den Griechen von SEPTICFLESH ähnelt, welche sich ja sogar häufiger mit demselben Thema befassen. Eins direkt vorweg: Schlecht steht HARKANE dieser Bombast nicht zu Gesicht, gerade in Kombination mit der düsteren Atmosphäre, die durchaus gekonnt aufgebaut werden kann.
In Sachen Sound wurde ganz offensichtlich versucht, trotz nicht weniger Spuren etwas natürlicher zu klingen als beispielsweise BEHEMOTH auf „Opvs Contra Natvram“, was leider dazu führt, dass „Argo“ oftmals ein wenig der Druck fehlt. Trotz all des Spuren-Overkills klingen die Songs manchmal seltsam flach. Ein großes Plus sind dafür die Orchester-Arrangements, die vermutlich synthetischen Ursprungs sind, dafür aber wirklich gut und keinesfalls billig klingen. Gerade kleine Streicher-Einsprengsel wie zum Start des Titelsongs sorgen für ein höchst unheilvolles Momentum. Gleiches gilt für die stimmungsvollen, beschwörerischen Chöre. Der Gesang von Bassistin Ayssela klingt dafür nicht in allen Passagen stimmig.
Kommen wir aber zum zentralen Punkt: Dem Songwriting. Hier klafft noch eine große Lücke zu den eigenen Vorbildern. Zwar kommen durchaus gelungene Riffs und Melodien zum Einsatz, dennoch ergeben sie am Ende kein zwingendes Ganzes. Die gute 50 Minuten der Platte rauschen irgendwie durch, ohne dass einzelne Songs auch nach mehrmaligem Hören wirklich hängen bleiben würden, was in der Regel eben nicht für Top-Material spricht.
Immer ein Stück weit daneben – „Argo“
Eigentlich machen HARKANE auf ihrem zweiten Album gar nicht so viel falsch. Klar, die Vorbilder sind offensichtlich, teilweise eifert man diesen auch etwas zu stark nach, aber damit sind sie wahrlich nicht die einzigen. Gute Riffs, starke Orchestrierung und Atmosphäre, alles das kann „Argo“ auf der Habenseite verbuchen.
Negativ ins Gewicht fällt der für all den verwendeten Bombast einfach zu flache Sound und die Beliebigkeit der reinen Songs. Irgendwie hat man beim Hören nie das Gefühl: „Ja, das ist es, genau das brauche ich jetzt.“ Vielmehr sind HARKANE immer ein Stück weit daneben, weshalb „Argo“ es am Ende nicht über maximal etwas besseren Durchschnitt hinaus schafft.
Ich kenne zwar nur dieses Lied, aber das gefällt mir ohne Abstriche. Naja, Geschmäcker halt, da gibt’s nichts zu erklären oder diskutieren, weder vom Reviewer noch mir. Daumen hoch!