Gleich vorab: Wer nicht Mitglied im örtlichen Ü40-Frührentner-Rock-Klub ist, kann kacken gehen. HAREM SCAREM machen ihre Sache zwar sehr gut, aber ihre Sache lehnt sich ziemlich stark an den melodischen Hardrock an, der Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger als Beschallung für amerikanische Vorabendserien herhielt und Stadien füllte. Nichts tut weh, alles ist Radio-Hit (nein, nicht der von ANAL CUNT). Man hört die Routine der Kanadier, die 1991 ihr Debüt und danach sechs weitere Alben über Warner veröffentlichten, während jeder Sekunde. Ihr elftes Album ist folglich richtig gut und ziemlich langweilig. Das ist so glatte Musik, dass die Band damit möglicherweise selbst auf dem Rock am Ring neben NICKELBACK und 3 DOORS DOWN fast noch unangenehm auffallen würde. Ich bevorzuge diese vergleichsweise modernen Gruppen jedenfalls, denn HAREM SCAREM strahlen kaum Frische aus, biedere Dynamik, greifen selten grob in die Saiten und der Gesang ist technisch sauber, aber ebenfalls völlig gleichförmig. MUSTASCH sind mir auch lieber, weil sie vergleichsweise viel Dreck, Energie und Charakter ausstrahlen. „Human Nature“ ist einfach zu perfekt, um wirklich aufzuregen, zu rocken und man hat das Gefühl, alles schon zu oft gehört zu haben. Bei dem Händchen für massenkompatible Melodien, ist es kein Wunder, dass einige Band-Mitglieder auch in die kanadische Suche nach Superstars verwickelt sind. Für Fans solcher Klänge kann man eine klare Empfehlung aussprechen, aber meiner Vorstellung von hörenswerter, unterhaltsamer Musik entspricht dieses Album nur eingeschränkt.
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