Hardingrock - Grimen

Review

Wenn Musikern langweilig ist, spielen sie je nach Finanzstand ein paar Festivals, bohèmen vor sich hin oder teilen sich in neue Nebenprojekte auf. Wo andere aber in letzterem Fall mehr oder weniger nur das Hauptprojekt kopieren, präsentiert uns Ihsahn von EMPEROR mit seinem exzentrischen Projekt HARDINGROCK ein 40-minütiges Stück Norwegen. Das merkt man nicht nur an den zahlreichen gesprochenen Passagen, sondern auch an der rein folkigen Ausrichtung und dem ungewöhnlichen Leadinstrument: die „Harding Geige“, Norwegens ganzer Fiedelstolz.

Was nun aber unter die allgegenwärtige Fiedel gelegt wird, macht die Sache richtig interessant. Ihsahn beschränkt sich nämlich nicht wie etliche andere Folkmenschen darauf, die Gitarre schlichte Powerchords zu den Folkmelodien klampfen zu lassen, sondern überzeugt durch richtig geile Metal- und RocknRollriffs. Hier sprüht der Folk vor Lebensfreude und wechselt die Akkorde wie es andere Bands selbst beim Jammen nicht hinbekommen. Außerdem ist dieser moderne Anstrich durchaus bewusster Teil des Konzepts, denn gerade wenn man sich das Instrumental „Nykken“ anhört, wo Schrittgeräusche durch Wasser und Schlamm zu einem sphärischen Song gesampelt wurden, merkt man, dass dieses Projekt sich wirklich von sämtlicher Genrekonkurrenz absetzen möchte.
Warum das allerdings dann doch nicht klappt, liegt profanerweise an der mickrigen Spielzeit. 40 Minuten klingen zwar auf dem Papier immer noch ganz nett, aber von diesen zehn Songs sind allein schon drei lediglich gesprochene Interludien (obendrein auf norwegisch), und zwei weitere nur Instrumentale. Ob sich ein Kauf für nur fünf Songs lohnt, ist daher fraglich.

Dennoch geht die Veröffentlichung absolut in Ordnung, denn die Qualität der Nummern überzeugt zu jeder Zeit und belebt das Folkgenre merklich. Ob die Truppe trotz EMPEROR noch Zeit für nen zweiten Teil hat, ist fraglich, aber wenn doch, dann könnten ein paar Nummern mehr nen richtig großen Wurf bringen.

21.12.2007
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