Hardcore Anal Hydrogen - The Talas Of Satan

Review

HARDCORE ANAL HYDROGEN. Ein Name wie ein kaputtes Fahrrad. Und eine Warnung: Denn wer sich so nennt, noch dazu aus Frankreich kommt und gemeinsam mit Truppen wie PRYAPISME durch die Lande zieht, macht mit hoher Wahrscheinlichkeit ziemlich anstrengende Musik.

Wiegt man sich zu fluffigen Conga-Rhythmen anfangs noch in Sicherheit, machen die Franzosen im weiteren Verlauf von „The Talas Of Satan“ relativ schnell und kompromisslos klar, dass das hier keine Kindergarten-Veranstaltung wird: Vertrackte, wütende Riffs zwischen Mathcore und Sludge, entrückte Jazz-Interludes, verzerrtes Gekreische und noisige Samples sowie von rasenden Blastbeats getragene Manöver in okkulten Black-Metal-Gewässern („Release The Crackhead“) verlangen dem Hörer von der ersten Minute an alles ab.

Die seltenen, zumindest annähernd nachvollziehbaren Passagen und Riffs sind dabei wie vereinzelte Rettungsringe, die in der aufgewühlten Mathcore-See treiben: Verzweifelt klammert sich der Hörer am vermeintlich erlösenden Utensil fest – nur, um wenig später von der nächsten Sturmwoge wieder in die Tiefe gerissen zu werden. Dass die französische Besatzung des rostigen Kutters, der sich lärmend durch die Wellen kämpft, dem Schiffbrüchigen die Hand reicht, kannst du (der Hörer und damit Gelackmeierte) allerdings getrost vergessen: HARDCORE ANAL HYDROGEN legen auf Kompatibilität in etwa so viel Wert wie auf verkrumpelte Hämorrhoiden an ihren Hinterteilen. Wobei – selbst über diese haben sie wahrscheinlich schon ein Lied geschrieben.

Oder über Geschlechtsverkehr mit Staubsaugern – das bleibt reine Spekulation. Man versteht nämlich ohnehin nichts von dem, was Kapitän Sacha Vanony da ins Mikro bellt, so entstellt und elektronisch verstümmelt ist der Gesang. Songtitel wie unter anderem „Coq au Vin“ suggerieren immerhin, dass hier französisch „gesprochen“ wird – eine Frage, die für den Rezensenten jedoch nicht abschließend zu klären war.

Nun also noch der Versuch, dem Leser das Gebotene etwas anschaulicher zu beschreiben: „Rupack“ ist im weitesten Sinne ein irrwitziger Jazz-Metal-Bastard, „COI“ ein Brocken aus Punk, Hardcore und wuchtigem Groove Metal, „KRR“ wiederum tendiert eher in Richtung flotten Mathcores mit Super-Mario-Sound. Und denjenigen, die bis zum Schluss durchgehalten haben, gibt dann „Han O Beck Nyeon (한오백년)“ den Rest: Eine Minute und 25 Sekunden dissonante, scheppernde Steel-String-Gitarren und plärrendes, orientalisch gefärbtes Gewimmer. Aber auch dieser Schmerz geht vorüber.

Ach, übrigens: Geile Scheibe!

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09.01.2015

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