Hanzel und Gretyl - Born To Be Heiled

Review

More Über Than Alles!
More Sauer Than Kraut!
More Wiener Than Schnitzel!
More Ramm Than Stein!
More German Than German!

Ja, das sind sie, meine Lieblingsteutonen aus der fukken USA! HANZEL UND GRETYL, die mittlerweile auch in Deutschland regelmäßig zu Gast sind (z.B. auf dem M’era Luna), haben sich für ihr sechstes Studioalbum diesmal ganze vier Jahre Zeit gelassen und das auch nicht durch irgendwelche Lückenfüller überbrückt. Sowas lässt das Spannungsbarometer gewöhnlich noch etwas höher kochen. Wird das neue Werk nun ein würdiger Nachfolger? Im Falle von „Born To Be Heiled“ kann man ganz klar sagen: Ja. Es ist sogar noch ein Stückchen besser geworden. HANZEL UND GRETYL präsentieren sich wieder vielschichtiger, teils wuchtiger weil authentischer klingend als der bisweilen ziemlich künstlich wirkende Vorgänger „2012: Zwanzig Zwölf“. Was allerdings auch in den ersten Takten auffällt: Sie sind nicht mehr so rabiat und vor allem wesentlich melodischer unterwegs.

Die drummachine-geprägte Härte weicht einem wesentlich dynamischeren, vollmundigeren Klangbild, was auch dadurch verstärkt wird, dass es sich HANZEL UND GRETYL im Jahr des Maya-Kalenderhypes im Midtempo gemütlich gemacht haben. Songs wie „Unterstützung 87“, „Hammerzeit“, „Born To Be Heiled“ oder „Holy Shiza“ sind keine Geschwindigkeitshöhenflüge, sondern rocken teilweise ziemlich groovy daher, schmeißen griffige Powerchords in den Raum und massieren den Hörer mit gewohnt stampfenden Rhythmen. Echte Ausbrüche wie „Der Furor“ bleiben die Ausnahme. Die Songs sind wieder atmosphärischer, Samples werden frei nach dem Motto „weniger ist mehr“ bedachter und wirkungsvoller eingesetzt, so dass man dieses Mal auch ohne einfallslose Hitlerwutfetzen auskommt.

Wohin die Band mit gedrosselter Geschwindigkeit unterwegs ist, zeigt sie in den Stücken „I’m Movin‘ To Deutschland“ und auch (inkl. Banjoeinlage) „Ironstars Outlaws“ – hier hat das Duo eine ganz neue Seite an sich entdeckt. Passend zur Bikerattitüde des gesamten Albums driftet man völlig in die Sphären von Southern Metal/Rock und streift dabei jegliche Industrial-Attribute ab. Rockt fett und ist dabei etwas ganz anderes als das, was man bisher von ihnen zu hören bekam. Trotz aller Verbesserung und Veränderung schrammen aber leider alle Songs an den früheren Hitqualitäten vorbei. Die abschließende Diskofire-Einlage mit „More German Than German“ ist zwar ein schmissiger, clubtauglicher HuG-Reißer, aber das hatten sie zu Zeiten des „Scheissmessiah“ noch besser drauf.

13.12.2012
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