Wenn es um finnische Bands geht, bin ich in der Regel anfangs äußerst skeptisch. Am schlechten Standing, welches das Land in musikalischer Hinsicht bei mir genießt, sind vor allem solche Truppen wie TURISAS, THE RASMUS, STRATOVARIUS oder NEGATIVE schuld, die mich schon öfters auf den Festivals und Bühnen dieser Republik malträtiert haben. Das können meine Jugendliebe SENTENCED (RIP), SHAPE OF DESPAIR oder spannende Entdeckungen wie THE CHANT dann auch nicht wieder rausreißen. Und als mir vor einiger Zeit die Platte der Herrschaften von HANGING GARDEN auf den Tisch flatterte, ahnte ich erneutes Unheil. Doch es sollte anders kommen.
Es beginnt mit der sehr gelungenen Abmischung, welche den acht Tracks wirklich auf den Leib geschneidert ist. Der Sound tönt transparent und direkt, aber auch natürlich und warm. Songs wie der monumentale Opener „Ten Thousand Cranes“ können so die nötige Intensität transportieren, die es für diesen Stilmix aus Doom und Post-Metal braucht. Andererseits haben die Kompositionen der Finnen auch in ihren eher ruhigeren, melodischen Momenten den nötigen Raum zum Atmen. Exemplarisch dafür steht der angesprochene Anfangstrack, der zu Beginn unheilvoll und schwer aus den Boxen prescht, bevor es dann im Strophenpart wesentlich zurückhaltender und verspielter zu Werke geht. Die Verbindung von brachialen und fragilen Elementen gelingt dabei mit beeindruckender Souveränität, wobei sich HANGING GARDEN nie chart-orientiert anbiedern, sondern stets das nötige Maß an Eigensinn und Wagnis an den Tag legen. In einigen Momenten klingt das dann in etwa so, als hätten sich CULT OF LUNA, KATATONIA und MY DYING BRIDE für ein gemeinsames Album zusammengetan.
Ob nun das zehnminütige „To End All Ages“ oder der verträumte Titeltrack, der ausladendes Postrock-Flair versprüht – das Repertoire des Sechsers ist groß und umfasst neben zähen Doom-Riffs und dezent-progressiven Arrangements auf Gesangsseite sowohl weltverneinende Growls wie auch sphärische Clean-Vocals. Dabei spielen sich Frontmann Toni Toivonen und Gitarrist Jussi Hämäläinen geschickt die Bälle zu. So gehört beispielsweise das sechseinhalbminütige „Wormwood“ zu so ziemlich dem besten, was ich aus diesem Genre in letzter Zeit gehört habe (neben ASIDE FROM A DAY und AMENRA).
„At Every Door“ ist in seiner Ganzheit ein vielschichtiges, intensives Album. Die Songs sind atmosphärisch immens dicht, eindringlich und packend. Und jene Momente, die andere womöglich als Leerlauf bezeichnen, jene Sturheit, mit der die Finnen ihre Riffs teils wieder und wieder intonieren, verstehe ich als künstlerische Konsequenz. Um die allerdings zu begreifen, muss man natürlich zweierlei Dinge tun: sich Zeit nehmen und zuhören!
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