Spätestens seit den Niederkünften von Bands wie ESKIMO/ELECTRIC CALLBOY, TO THE RATS AND WOLVES oder WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER haben EDM und Konsorten durchaus regelmäßig Einzug in den Metal gefunden – üblicherweise aber nicht ausschließlich solchen von der Metalcore- und Modern Metal-Sorte. Dabei zeigen die genannten Bands, dass der Teutone durchaus zu uncharakteristischem Humor fähig ist, auch wenn man hier und da mal übers Ziel hinausschießt oder die Unlustigkeit der hiesigen „Comedy“-Szene adaptiert. Dass sich die Zeitgenossen aus Fernost mit Hang zum bunten Quietsch da nicht lange bitten lassen würden, hat praktisch auf der Hand gelegen, sehr zum Leidwesen der Trve- und Kvlt-Meute. Die hier mit ihrem zweiten Album „Reborn Superstar!“ („Raise Wa Ijin!“ im Original) zu besprechenden HANABIE. (der Punkt gehört zum Namen) sind ein solcher Vertreter.
HANABIE. unterfüttern ihren quietschbunten Japano-Irrsinn mit krachendem Metalcore
Dabei orientieren sich die gegenständlichen Damen schon im weiteren Sinne am Sound der eingangs erwähnten Kapellen, am nächsten vermutlich an ESKIMO/ELECTRIC CALLBOY. Der nicht ganz so feine Unterschied erklärt sich durch die Geographie. HANABIE. (der Punkt gehört zum Namen) bringen mit reichlich Elektro und EDM aufgepeppten, Idol-artigen J-Pop in ihrer Landessprache mit auf den Tisch, drehen ihn einmal kräftig durch den modernen Metalcore-Fleischwolf und servieren ein top produziertes Süppchen, das in praktisch allen möglichen und unmöglichen Farben und Farbtönen fluoresziert, bei dem man manchmal aber auch ein bisschen ins Grübeln gerät, ob das alles nicht etwas zu kalkuliert klingt.
Damit würde man den Damen, glaubt man der Presseinfo, aber unrecht tun, da die noch relativ frischen High-School-Absolventinnen offenbar einiges in Eigenregie machen – inklusive ihrer Harajuku-artigen Kostüme, die teilweise von Tieftönerin Hettsu geschneidert werden. Nach ihrem jüngsten Lineup-Wechsel an der Schießbude, hinter der nun eine Dame namens Chika platz genommen hat, stehen die Damen nun musikalisch mit großem Label im Rücken bereit für den westlichen Markt und lassen eine Piñata voller japanischem Gaga über den westlichen Markt platzen, hierzulande unter den Fittichen von Century Media Records. Wenn man unbedingt möchte, kann man sagen, dass alles ein bisschen zu perfekt läuft für die Damen, aber sie untermauern ihren Vormarsch mit druckvoller, angemessen wilder Musik, die in der Heimat laut Presseinfo erstaunlicherweise (noch) nicht den gleichen Anklang wie hier gefunden zu haben scheint.
„Reborn Superstar!“ steckt mit seiner Energie an
Und Mensch würde unsereins lügen wenn ich sagen würde, dass es nicht verdammt eingängig und spaßig wäre. Der quirlige, quietschbunte und hyperaktive Japano-Charme paart sich überraschend gut mit dem EDM-infundierten Metalcore-Unterbau und die Songs bersten förmlich vor Energie. Und die Shouterin Yukina keift und brüllt mitunter wie ein wildgewordene Furie, während ihr klar singender Gegenpart Matsuri die poppigen Hooks beisteuert. Es klingt teilweise wirklich so, als hätten sich ARCH ENEMY auf ein J-Pop-Festival verirrt. Sieht man mal vom Kawaii-Faktor ab, der eventuell der große Dealbreaker für westliche Gemüter sein könnte, geht bei den Songs amtlich die Post ab. Dabei machen die Japanerinnen auch keine halben Sachen: HANABIE. (der Punkt gehört zum Namen) hauen in Sachen Härte beherzt auf die Kacke, das durchaus mit agilem, wenn auch Power-Chord-lastigem Riffing und immer dem richtigen Händchen für die richtigen Synths an den richtigen Stellen.
Dazwischen tummelt sich mit „I Am The Most Powerful Invader Girl In The Universe“ eine vermutlich als Intermezzo gedachte, „reine“ J-Pop-Interjektion, die aber mehr ablenkt als dass sie zur Gesamterfahrung „Reborn Superstar!“ beiträgt. Umgekehrt hätte ich mir gewünscht, dass HANABIE. (der Punkt gehört zum Namen) aus dem Beat des Intros „Blast Off!“ mehr gemacht hätten, der ist nämlich ziemlich dufte. Dazu kommt mit „Hyperdimension Galaxy“ ein vergleichsweise mauer Song direkt als erster „richtiger“ Track der Platte. Als besondere Highlights seien dagegen vor allem das hymnische „Tales Of Villain“ und „Pardon Me I Have To Go Now“ sowie der erfrischend punkige Rausschmeißer „Today’s Good Day & So Epic“ hervorgehoben. Da bleibt zu hoffen, dass sich die Damen das alles nicht zu sehr zu Kopf steigen lassen, sondern das Moment aufrecht erhalten. Aber das sind Sorgen für Morgen …
Der Song im verlinkten Video könnte mehr mMn mehr Aggressivität vertragen. Ansonsten mag ich den Einsatz der Shamisen(?) bzw. generell den Einsatz von traditionellen Instrumenten.
Ich bin mir sicher: „Satan würde die mögen!“
Wow, mir gefällt das!. Ich mag ja aber auch Babymetal. Hat jemand Weeb gesagt? *grimmig guck* 😀
Ich musste erst einmal googeln, wer oder was „Weeb“ ist.