Manch eine Band wird im Underground abgefeiert und bekommt doch nie die Chance dazu ihre Musik einem größeren Publikum zugänglich zu machen. So ähnlich erging es HAN JIN OAKLAND, die für ihre bisherigen zwei Demos überall gute Kritiken erhielten. Dennoch müssen sie auch im Jahr 2011 wieder eine Demo vorlegen. Dieses Mal hört sie auf den Namen “Life Is Beautiful“.
Abzüge gibt es allerdings schon einmal für das äußere Erscheinungsbild dieser Veröffentlichung. Sie kommt in einer platzraubenden DVD-Hülle daher, auf dem Cover prangt bereits zum zweiten Mal lediglich das Band-Logo und das Booklet enthält statt nützlicher Informationen nur Text-Fragmente und nahezu depressiv machende Bilder. Würde man auf dieses Dokument vertrauen, müsste man sogar davon ausgehen, dass gar kein richtiger Sänger an diesem Werk mitgewirkt hat, sondern lediglich Backing Vocals zu hören sind. Aber sei es drum. Es geht hier schließlich um Musik! Und in diesem Bereich präsentiert sich das Quintett abermals ordentlich. Das Material beruht auf einem Rhythmus-Skelett, dass zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, dafür aber sehr eingängig ist und so den Hörer direkt anspricht. Unterstützt wird sie dabei auch noch von den Gitarren, die amtliche, tiefe Riffs abliefern und so zusammen mit Schlagzeug und Bass einen fetten Unterbau bilden. Leider konzentrieren sich die Gitarristen überwiegend auf diese Unterstützungsarbeit. So fehlt es häufig an Melodien, die die nach einer Zeit aufkeimende Langeweile beim Hören des Silberlings niederkämpfen könnten. Dabei hätten Christoph Jungen und Udo Heck durchaus das Potential dazu, wie sie immer wieder in kurzen, aber knackigen Soli zeigen, die einen unwillkürlich an die Hochzeit der harten Gitarrenmusik in den 80ern denken lassen. Dummerweise zeigen sie ihr Talent viel zu selten. Selbiges gilt auch für den namentlich nicht bekannten Sänger. Hauptsächlich versucht er sich an angepissten, rotzigen, halb geschrienen Vocals, die direkt an staubtrockenen Southern Rock denken lassen. Allerdings ist seine Stimme in diesem Bereich doch recht limitiert, so dass sie wenig Abwechslung bietet und eher zu dem eintönigen Gesamteindruck beiträgt.
Aber dann ist auf dieser Scheibe ja auch noch der vorletzte Track “The Golden Cage“. Mit ihm zeigt das Quintett plötzlich ganz andere Seiten. Mit eher seichtem Drumming, wundervollen Melodien, kurzen Soli und Singalong-Chorus fühlt sich der Hörer sofort zurückversetzt in Zeiten, zu denen Rock-Bands wie AEROSMITH oder QUEENSRYCHE ganze Stadien füllten. Auch der ominöse Vokalist wirkt hier wie ausgewechselt. Mit seiner Leistung braucht er sich nicht hinter den großen Helden dieses klassischen Genres verstecken. Im Gegenteil: Mehr als einmal drängt sich wie von selber das Bild von Jon Bon Jovi (BON JOVI) vor das geistige Auge. Warum die Combo dieses Talent nicht wesentlich häufiger zeigt wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben, wie der Grund für die lieblose Präsentation des aktuellen Werkes. Denn es sind nicht nur die anfangs angesprochenen groben Mängel, die für Punktabzug sorgen, sondern auch die vielen kleinen Fehlerchen, wie ein falsch geschriebener Song-Name in der Tracklist auf dem Back-Cover, die die Punktzahl drücken. Und was dieser Tage gar nicht mehr geht ist der komplette Verzicht auf die modernen Medien. Ein mickriges Youtube-Video ist alles, was sich bei intensiver Suche im WWW zu “Life Is Beautiful“ auftreiben lässt. Die Band verfügt nicht mal über eine eigene Homepage oder einen MySpace-Account; von einer Kontaktmöglichkeit über die bekannten sozialen Netzwerke mal ganz zu schweigen. Da kann man es musikalisch noch so drauf haben. Ohne diese Mittel zu nutzen, kann man heutzutage keinen Blumentopf mehr gewinnen.
Und so werden HAN JIN OAKLAND wohl auch weiterhin ein Geheimtipp bleiben. Wenn sie es doch noch zu etwas bringen wollten, sollten sie ihre Talente effektiver einsetzen und sich auch mit der Präsentation ihrer Musik ein wenig mehr Mühe geben. Dann sollte es aber auch ohne größere Probleme klappen, denn das musikalische Können ist definitiv vorhanden. Nur leider rufen die Musiker es zu selten ab.
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