Gerade erst hat das Mauerwerk der Redaktion das aktuelle Werk von HAMMERFALL mit einigen Putzschäden durch die episch hohen Gesänge überstanden, da versucht doch direkt ein weiterer Hammerangriff, uns den Sandstein zu demolieren. Der HAMMER KING aus Saint-Tropez persönlich hat uns seine Jünger gesandt und ihnen dafür nicht nur einen popeligen Hammer zur Seite gestellt, sondern fährt gleich mit einem fetten Panzer in die Schlacht. Der jedenfalls ist auf dem Cover des zweiten HAMMER KING-Langspielers „The King Is Rising“ zu sehen.
Entgegen vieler Gerüchte kommt lediglich das Bandmaskottchen mit dem Namen HAMMER KING aus der sonnigen Hafenstadt an der Côte d’Azur, nicht aber seine Gesandten (also die Band). Diese stammen restlos aus dem schönen Westen Deutschlands, und wer die Szene dort kennt, der kann den wohlgewählten Pseudnymen der vier Musiker sicher auch den ein oder anderen Hinweis auf ihre wahren Identitäten entnehmen. Denn auch wenn der HAMMER KING erst seit dem 2015er Debüt „The Kingdom Of The Hammer“ richtig aktiv ist, kann die Band in verschiedenen Formationen schon auf gut 20 Jahre Musikerfahrung zurückblicken.
Nach unzähligen Liveauftritten in den eigenen und benachbarten Landen, zieht das Quartet nun mit „The King Is Rising“ aus, um das Reich ihres Monarchen zu vergrößern.
Was man dazu braucht?
Ganz einfach:
Einen Hammer, einen Panzer, Ohrwürmer, viel epischen Bombast und eine Prise Selbstironie! Höchste Bewunderung ist den eingängigsten Refrains seit SABATON zu zollen, denn auf „The King Is Rising“ befindet sich kein einziger Song, der sich nicht in den Hirnwindungen des Hörers festbrennt. Treibendes Schlagzeug und die gekonnte Abwechslung zwischen einfachen Riffs und leichtem, aber nicht überladenen Gefrickel schmiegen sich in jedem einzelnen Song hervorragend um die cleanen, aber kraftvollen Hochgesänge von Titan Fox V.
Textlich hat Kollege Klaas HAMMER KING bereits beim Debüt Redundanz unterstellt, und auch beim vorliegenden Nachfolger werden ohne Scham klischeetriefende Power Metal-Phrasen wie „Last Hellriders“ und „Warriors‘ Reign“ gedroschen oder mit „For God And The King“ bei der Listung der Musikernamen der Kitschfaktor maximiert. Mein persönliches Highlight ist allerdings der Lobgesang auf den 50 Meter hoch wachsenden „Battle Gorse“, den Kampfstechginster also. Da wird somit – nicht ohne Augenzwinkern – endlich der Power Metal zur geeigneten Beschallung für den Sonntagnachmittag im Kleingartenverein erkoren…nur die Harten kommen eben auch in den Garten.
Neben all den stimmigen „Ahaaaaaas“ und „Wohoooos“ kränkelt einzig der Backroundgesang der Saitenfraktion. In den höheren Passagen haben die Herren das Tönehalten noch nicht ganz gemeistert – das klang auf dem Vorgängeralbum irgendwie besser. Allerdings darf auch an dieser Stelle den Jüngern des HAMMER KING die bereits erwähnte Prise Selbstironie unterstellt werden. Neben dem bereits aufgeführten Titel „Battle Gorse“ und textlichen Sahnehäubchen wie „The King Is The Hammer, The Hammer Is The King“, lädt „Viva La King“ („es lebe die König“?!) mit Kastagnetten-Soli zum Flamenco-Tanz mitten im Riffgewitter. „Eternal Tower Of Woe“ attackiert die Gehörgänge mit einem fulminant dilletantischen Blockflötenintro – wer glaubt, es schnell vergessen zu können, der irrt gewaltig.
Aufgenommen und gemastert haben HAMMER KING das vorliegende Schmuckstück übrigens in POWERWOLFs Klamaukschmiede der Greywolf Studios und das nicht etwa in einzelnen Sessions. Stattdessen wurden nach fleissigem Proben alle Parts gleichzeitig eingespielt.
Auch nach zwahlreichen Rotationen will „The King Is Rising“ partout nicht langweilig werden und das Quartett hat hier wirklich fast alles richtig gemacht. Wirklich innovativ ist das Album hingegen nicht, sondern glänzt eher durch das gekonnte Spiel mit Klischees und einer augenzwinkernden Wiederverwurstung von Altbekanntem.
Frischen Putz an der Wand brauchte ich nach dem Genuss des zweiten HAMMER KING-Longplayers also nicht, aber die vier Pfälzer haben mit ihren eingängigen Melodien routiniert einen Platz in mein Hirn geschlagen und singen leise darin weiter – „The Hammer Is The King“!
The Battle Gorse is actually 50m high, not just 15m. That would not be threatening, right?
Many greetings from ST.
Fifty? That seemed just too horrible! Weŕe doomed!!!
Of course I will correct this mistake
In deed we are, in deed…