Hamferð - Evst

Review

Galerie mit 20 Bildern: Hamferð - Summer Breeze Open Air 2019

Die Erklärung HAMFERDs zu den „SIGUR RÓS des Metal“ im Promoblättchen mag geografisch nachvollziehbar sein, ist stilistisch aber alles andere als glücklich gewählt. Sicher, die Faröer HAMFERD spielen ebenso wie die Isländer SIGUR RÓs auf der Klaviatur der Melancholie. Doch tun sie dies auf „Evst“ weit weniger progressiv, experimentell und eigen, als es obiger Vergleich und der Exotenbonus ihrer Herkunft vermuten lassen könnten,…

…sondern weitaus negativer und zumindest musikalisch profaner. Ohne Sänger Jón Aldará würden sich HAMFERD zwar auf gutklassigen aber letztendlich gewöhnlichen Doom Death reduzieren. Zu folgsam gibt sich „Evst“ gegenüber den ersten beiden SWALLOW THE SUN-Alben (abzüglich gotischer Süßlichkeit), wenn es auch genügend Momente gibt, die ähnlich geartete Vertreter nur zu gern in ihrem Repertoire wüssten. Den Mangel an Songwriting-Eigenständigkeit machen die Sieger des letztjährigen Wacken Metal Battle aber durch den ausgeprägten gesanglichen wie textlichen Lokalkolorit fast wieder wett, obwohl Aldarás zugegeben mächtig voluminös-überzeugende Growls überdeutlich an, na klar, SWALLOW THE SUNs Mikko Kotamäki erinnern. Dafür kann man als ernsthafter Fan des (traditionellen) Doom nicht anders, als bei den Clean Vocals im eröffnenden Titeltrack ehrfürchtig zu Boden zu gehen – weil die schiere (Ausdrucks-)Kraft des unverzerrten Gesangs die sprichwörtliche Faust in der Magengrube ist. Was für eine Stimme! Binnen Sekunden schraubt Aldará einen Song aus dem finstersten Morast in elegische Höhen, als hätte Warrel Dane das Genre gewechselt und noch ein wenig mehr Dramatik draufgepackt.

Bisweilen erinnert Aldará auch an seinen Kollegen von VIRGIN BLACK, was „Evst“ gerade in diesen Augenblicken weit in der klassischen Musik verortet und „Evst“ aus dem Gewöhnlichen ins Besondere hebt. Zusammen mit den in Landessprache gehaltenen Texten, die durch fehlende Übersetzung eher noch zur Atmosphäre beitragen denn sie zu beeinträchtigen, haben HAMFERD auf „Evst“ einen ersten Vorgeschmack darauf gegeben, was in Zukunft noch von ihnen zu erwarten sein könnte. Dann bräuchten sie auch keinen Exotenbonus mehr.

21.11.2013

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