Halphas - Dawn Of A Crimson Empire

Review

Galerie mit 26 Bildern: Halphas - Fimbul Festival 2021

Ah, hat sich der Kopf hinter Folter Records also mal wieder Norweger gekrallt. Bestimmt wieder was aus dem Hønefoss-Umfeld, irgendwelche Musiker aus der URGEHAL– und BEASTCRAFT-Ecke. Oder? Nee, wadde mal: HALPHAS sind gar keine Norweger. HALPHAS kommen aus Mainz. Na sowas. Macht aber gar nichts, denn mit dem oft prätentiösen deutschen Black-Metal-Geschwurbel haben HALPHAS nix am Hut: HALPHAS machen Black Metal, wie er früher mal aus Norwegen oder Finnland kam, manchmal klingt sogar ein bisschen Schweden durch. Und auf jeden Fall klingen HALPHAS dabei nicht nur richtig rund, sondern auch richtig spaßig: „Dawn Of A Crimson Empire“, das Debüt der Mainzer, kommt gerade noch rechtzeitig, um in den Jahresbestenlisten nicht zu fehlen.

HALPHAS machen kultigen Black Metal – nicht mehr, nicht weniger

Denn obwohl die vier Herren aus Rheinland-Pfalz wenig bis gar nichts grundlegend Neues erfinden, spielen sie ihren Black Metal doch auf ziemlich kultige, eingängige, packende und bisweilen emotionale Weise. Schon im Intro „Summoning“ machen HALPHAS klar: Hier wird auf die alte Weise der Herr der Finsternis samt seiner Dämonen beschworen, und mit dem Opener „Call From The Depths“ unterstreichen HALPHAS das auch noch musikalisch. Kalte Midtempo-Gitarren und fantastischer Klargesang ergänzen sich wunderbar zu einem ganz, GANZ (!) starken Einstieg in „Dawn Of A Crimson Empire“, bevor es dann nach rund zwei Minuten erstmals richtig rasend und wütend zugeht. Als hätten die Köpfe hinter HALPHAS mal in Hønefoss gewohnt.

Abwechslung wird auf „Dawn Of A Crimson Empire“ groß geschrieben

Weiter gehts mit „Through The Forest“, und was der Titel des Tracks andeutet, das hält sein Inhalt: rasend, melodisch, zurückgenommen atmosphärisch, dieser Track klingt norwegisch durch und durch. „FMD“ holt anschließend noch einmal die kalt groovende Midtempo-Keule raus, welche „Malice“ dankend aufnimmt und in die eigene Struktur integriert. Apropos „Malice“: Die Lead-Melodie nach etwa zwei Dritteln ist groß. „Damnation Of The Weak“ packt dann abermals Uptempo-Gerödel aus, in „Sword Of The Necromancer“ gibt es hingegen wieder zurückgenommenes Tempo und rituell beschwörende Gesänge. Und dann ist da noch das abschließende, epische „Empire“, das nochmal alle Stärken HALPHAS‘ in sich vereint, von ultramelodisch über groovend hin zu pfeilschnell bieten die Mainzer zum Abschluss von „Dawn Of A Crimson Empire“ nochmal ihre volle Bandbreite.

Kein Album für jedermann, aber Fans der alten Skandinavier werden es feiern!

Der aufmerksame Leser merkt: Nein, so richtig viel Neues machen HALPHAS auf ihrem Debütalbum nicht. Aber muss das immer? Vor allem, wenn so viel gebündelte Liebe zum Black Metal der skandinavischen Schule aus jeder einzelnen Note des Albums trieft? Insofern ist HALPHAS das Kunststück gelungen, ein abwechslungsreiches und gleichzeitig rundes, ein melodisches und gleichzeitig wütendes, ein kaltes und gleichzeitig höllisch heißes Album aufzunehmen. Dafür gebührt ihnen Respekt. Darüber hinaus vergisst die Band nicht, bei aller Liebe zur alten Schule auch die Details nicht zu vergessen – der Klargesang in „Call From The Depths“ und „Sword Of The Necromancer“, die Melodien in „Through The Forest“ und „Malice“, und und und -, wodurch „Dawn Of A Crimson Empire“ durchaus jene eigene Duftnote bekommt, die so vielen Alben fehlt, welche bewusst old school konzipiert sind. Das HALPHAS-Debüt ist kein Album für jedermann, aber Old-School-Skandinavien-Fans werden es feiern.

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05.01.2018

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