Die aus Detroit stammenden Horror-Metaller HALLOWEEN hätten theoretisch den Durchbruch in den Achtzigern locker schaffen können. Mit dem formidablen Debüt “Don’t Metal With Evil” konnten die Mannen um Sänger Brian Thomas mächtig Staub aufwirbeln und auch ihre extraordinäre Bühnenshow mit den vielen Horrormotiven wurde schnell zum Kult. Mangelnde Unterstützung seitens des Labels und viele Besetzungswechsel sorgten aber dafür, dass HALLOWEEN eben nicht den Durchbruch schafften.
Hinzu kam, dass das zweite Album der Band, das eigentlich als dritter Release geplant war, erst 1991, also sechs Jahre nach dem Debüt, erschien. Da war der Zug in Richtung Durchbruch für die Band aber natürlich längst abgefahren und die Fans hatten die Nase von opulenten Bühnenshows vielerorts voll (Grunge anyone?). Nichtsdestotrotz ist “No One Gets Out” ein gelungenes zweites Album, das nun via Pure Steel Records wieder aufgelegt wird. Musikalisch geht die Band hierbei den auf dem Debüt eingeschlagenen Weg konsequent fort. Das heißt, es gibt viele ausufernde Arrangements, die eine optimale Basis für die Horrorgeschichten von Sänger Brian Thomas bilden. Songs wie “Sanity In Danger” oder “Miss Eerie’s Child” sind mit ihrer düsteren Atmosphäre schöne Kontrastpunkte zu den harten Nummern wie dem die Grenze zum Thrash überschreitenden “Crawl To The Altar”, der Bandhymne “Halloween”, dem Titeltrack oder “The Thing That Creeps” und sorgen so für Abwechslung auf der Platte. Die Riffs sind mal schwer, mal rasiermesserscharf – ebenso wie die Stimme von Brian Thomas (übrigens einziges aktuelles Originalmitglied in der Band). Thomas spielt mit den verschiedenen Stimmungen in den Songs und verleiht ihnen so das bekannte Gruselflair. Hierdurch gewinnen die Stücke an Theatralik, aber gerade bei den akustisch untermalten Passagen liegt der gute Mann häufig doch arg neben der Spur. Jedenfalls mehr, als er das heute noch tut (zum Glück hat sich der Mann in den Jahren gesanglich gesteigert).
Insgesamt ist “No One Gets Out” also ein würdiger Nachfolger des Debütalbums. Nicht exakt auf der gleichen Stufe, aber dennoch gelungen. Es zündet zwar nicht jeder Song gleichermaßen, trotzdem kann man das Album jedem Fan empfehlen. Die werden an den genannten Nummern ihre Freude haben. Alle anderen Genrefreunde dürfen gerne ein Ohr riskieren.
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