Halford - Winter Songs

Review

Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit und ebenfalls alle Jahre wieder fühlt sich irgendein bekannter Musiker persönlich verantwortlich dafür, ein Album voller Songs über das gediegene Weihnachtsfest zu veröffentlichen. Heuer hat sich Rob HALFORD (ja, genau – der JUDAS PRIEST-Halford!) dazu bewogen und liefert mit „Winter Songs“ unter seinem Solo-Banner HALFORD ein wahrhaftiges Christmas-Album ab. Mit kräftiger Unterstützung von Produzenten-Wunderwuzzi Roy Z, der sich dieses Mal an den Gitarren zu schaffen macht, hat der mittlerweile 58-jährige Brite zehn Songs aufgenommen, die sich thematisch samt und sonders um die Ereignisse des vierundzwanzigsten Dezembers drehen. An der musikalisch etwas zwiespältigen Aktion haben sich weiters Mike Chlasciak an der Gitarre, Mike Davis am Bass und Bobby Jarzombek an den Drums beteiligt.

Herausgekommen ist ein (leider) etwas diffuser Gesamteindruck. Einerseits liefert HALFORD vier Eigenkompositionen ab, die man durchaus als gutklassige Rock-Stücke durchgehen lassen kann. Vor allem der eigens geschriebene Opener „Get Into The Spirit“ kann dabei hervorgehoben werden. Die eingängige Grundmelodie weiß zu gefallen und auch sonst zeigt sich Rob stimmlich wie musikalisch von seiner besseren Seite. Die restlichen drei Songs kann man, wie gesagt, zwar problemlos hören, so richtig vom Hocker reißen einen diese Versionen dann aber doch nicht. Zu einfallslos scheinen die Melodien und einfach zu platt kommt die textliche Ausführung daher. Das kann man von den restlichen Titeln nicht behaupten, handelt es sich hierbei doch um Neuaufnahmen bekannter englischsprachiger Weihnachtssongs. Ob es diese Versionen wirlich gebraucht hat, lassen wir dabei unbeantwortet, denn HALFORD liefert keine richtig überzeugenden Rock- bzw. Metal-Versionen der verbreiteten Songs ab, sondern singt das Material im Prinzip beinahe eins zu eins nach. Rock-Kontierungen darf man auf „Winter Songs“ also keine erwarten, aber das dürfte die Tracklist mit Titeln wie „Christmas For Everyone“ oder „We Three Kings“ bereits verraten haben. Die Jungs rund um Frontkehlchen Rob packen nämlich immer wieder etwas klebrige Keyboards aus und vor allem der Titeltrack „Winter Song“ scheint wie aus der Klischeekiste entnommen zu sein – Kuschelrock par excellence.

Rob HALFORD zeigt sich trotz seines Alters stimmlich auf wirklich hohem Niveau, das Songwriting bzw. das ausgewählte Material hinkt auf „Winter Songs“ aber meilenweit hinterher. Die knappe Dreiviertelstunde wird einfach nicht überzeugend ausgefüllt und vor allem die glückliche Grundatmosphäre, die die Scheibe transportieren soll, nimmt man einem grimmigen HALFORD, dessen Brille auf dem Cover vor Kälte beschlägt, nicht wirklich ab. Es ist schwierig zu sagen, was man von Rob HALFORD eigentlich noch erwartet. Einerseits muss er sich mit zwiespältigen Reaktionen auf seine JUDAS PRIEST-Leistungen auseinandersetzen, andererseits erwuchsen aus seinen Solo-Ausflügen bis dato immer hochklassige Metal-Alben. Wohin der gute Glatzkopf in seiner erfolgreichen musikalischen Karriere noch will, scheint in den Sternen zu stehen. Auf der Suche nach neuen Pfaden stellt der Weihnachtsmann-Trip auf „Winter Songs“ aber einen klaren Fehlschlag dar. Auch wenn es dementsprechend engstirnig klingt, aber ich will HALFORD im Nietengewand rocken sehen und ihn nicht mit verspiegelter Sonnenbrille und Totenkopfring von der Ankunft der drei Könige singen hören!

Zusammenfassend gesagt, sollte man auch als gestandener HALFORD-Fan bei „Winter Songs“ nicht einfach bedenkenlos zugreifen. Ein kurzes Reinhören zahlt sich hierbei sicherlich aus, denn so hat man den Metal God bis heute noch nicht gehört. Glockenläuten inklusive…

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09.11.2009

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3 Kommentare zu Halford - Winter Songs

  1. Anonymous sagt:

    🙁
    Meine Güte, Weihnachten und Metal? Niemals, nicht mit Tarja, nicht mit Annette, nicht mit Rob. Niemals? Doch, einer konnte es, der KING, "No Presents For Christmas".

    1/10
  2. Anonymous sagt:

    Eigentlich kann man keinen Kommentar abgeben, wenn man noch nicht reingehört hat, daher die 5, mehr kann es aber eh nicht werden. Auch wenn Udo Jürgens im Gegenteil Number of the beast perfekt singen würde, kann man da Ernst bleiben? Der Kollege hat Recht, seit King Diamond ist dieses Thema perfekt und geil in 3 Minuten für immer abgehandelt worden. Auf den Schreck dieser Info lege ich erstmal ein richtige Metal Oper auf, nämlich "Crusader" , nicht von Saxon, sondern von Chris De Burgh, und das meine ich Ernst! Allerdings ist die Vorstellung wie die Harley unter Tannenbaum von Halford geparkt wird, durchaus amüsant, die Aktion macht ihn auf keinen Fall unsympathischer, ob es die Metal-Szene jedoch weiterbringt oder zur weiteren Selbstparodie beiträgt? Frohes Fest.

    5/10
  3. sygy sagt:

    Allein schon die Stimme Halfords in verschiedenen Musikrichtungen zu hören ist für mich eine Freude. Ich mag die Weihnachtszeit und besonders froh bin ich deshalb auch die Stimme des Metal Godin diesen traditionellen Songs zu hören. Spricht natürlich auch für die künstlerisches Vielfalt, für welche inzwischen Halford bekannt ist. Natürlich mag es machen engstirnigen Metallern vor dem Kopf stoßen… Ich freue mich auf weitere solche Experimente von Halford. Schade, dass die Version von Silent Night, welche er für seine Mutter Anfang die 90er gesungen hat nicht mit auf diesem Album zu hören ist.

    8/10